Montag, 8. Januar 2018

Karosseriereparatur am Rasenmäher


In der kalten Winterzeit kann man seine Zeit ganz gut in der warmen und trockenen Werkstatt verbringen. Dafür braucht es nur eine warme und trockene Werkstatt und ein Projekt das uns bei Laune hält. Ideal wäre irgend eine Maschine die sich auf der Werkbank bequem zerlegen, reparieren und wieder zusammenbauen lässt. Und wenn das Gerät im neuen Jahr auch noch praktischen Nutzen bringt, wäre die Sache noch besser. Auf diese Anforderungen gibt es eine Antwort: Gartenwerkzeuge! Im Winter braucht man sie quasi gar nicht und im nächsten Jahr gibt es genügend Aufgaben bei der sich eine gute Pflege bezahlt macht. 


Bei der ersten Besichtigung wurden direkt zwei Dinge festgestellt, zum einen das der Motor sich mit dem Seilzugstarter gut durchziehen lässt und zum anderen das der Mäher wohl immer draußen stehen musste - das Rostloch im Chassis entsteht nicht innerhalb eines Jahres.Wollen wir doch erstmal schauen woran die Startunwillig des Motors liegt. So wahnsinnig viele Bauteile kommen dafür nicht in Frage. Entweder liegt es am Sprit, am Zündfunken oder an der Kompression.


Da der Schnelltest mit dem Seilzug eine halbwegs ausreichende Kompression vermuten lässt, kann es eigentlich nur am Sprit oder an der Zündung liegen. Versuchen wir doch einfach mal mit etwas Starthilfespray eine Reaktion vom Motor zu bekommen. Wenn das leichtentzündliche Gas im Zylinder nicht gezündet wird, muss es ein Problem mit der Zündanlage geben. Falls der Sprit im Tank schon zu alt ist, kann der Motor damit nicht starten, darum lässt sich ohne diesen Test keine eindeutige Diagnose stellen. Leider gibt der Motor auch mit Starthilfespray keinen Mucks von sich, dann muss es wohl an der Zündung liegen.


Dieser Rasenmäher ist schon ein paar Jahre jünger als unser eigener Mäher, darum verfügt er auch schon über einige Sicherheitssysteme die eine Fehlbedienung verhindern sollen. Dazu gehört auch der Bügel oben am Lenker den man dauerhaft festhalten muss. Wird der Bügel los gelassen, wird gleichzeitig die Zündung unterbrochen und damit der Motor nicht zu lange nachläuft ein kleiner Bremsbelag gegen die Schwungscheibe gedrückt um die Kurbelwelle schnell anzuhalten. Wenn hier ein Fehler vorliegt, wird die Zündung dauerhaft unterbrochen und der Motor kann gar nicht starten.


Um überhaupt an den Schalter der die Zündung unterbricht heran zu kommen, müssen erstmal ein paar Teile aus dem Weg geschafft werden. Bei der Gelegenheit kann auch gleich das ausgefranste Seil vom Zugstarter erneuert werden. Erst werden alle Schrauben am Auspuff-Hitzeschutz und rundherum um die Motorabdeckung gelöst, danach der Benzintank vorsichtig nach oben geschoben und ausgehängt. So sollte sich das Blechgehäuse ohne Probleme und vorläufig ohne den Tank ganz abzubauen, vom Motorblock abheben lassen. Darunter verbirgt sich die Zündspule, hier sind zwei Kabel angeschlossen; ein dickes Kabel zur Zündkerze und ein dünnes zum Schalter.


Wenn man den Stecker vom dünnen Kabel an der Zündspule abzieht und das Gehäuse provisorisch wieder zusammen setzt, sollte der Motor sich unter Zugabe von Starthilfespray endlich räuspern. Wenn er das tut, wissen wir zumindest schon mal das die Zündspule selbst nicht kaputt ist. So ist es auch in diesem Fall - der Fehler muss also klar beim Unterbrecherschalter liegen. Leider verbirgt sich dieser zusammen mit der Motorbremse unterhalb der Schwungscheibe und ist ohne weiteres nicht zugänglich. Darum bleibt nichts anderes zu tun als die Schwungscheibe auch noch abzubauen. Ohne den passenden Abzieher bleibt nur Gewalt und Improvisationstalent. Der Trick besteht darin die Mutter der Schwungscheibe bis ans obere Ende vom Gewinde zu drehen und mit einem Schraubendreher zwischen Motorblock und Schwungscheibe zu fassen. Wenn man nun mit dem Hammer auf die Kurbelwelle/Mutter schlägt sollte sich die Schwungscheibe von der Kurbelwelle lösen.


Ohne die Schwungscheibe im Weg, kann man nun endlich die Fehlerursache sehen; der Unterbrecherkontakt ist verbogen und deswegen gibt es dauerhaft keinen Zündfunken. Keine große Sache, einfach den Kontaktschalter etwas verbiegen und schon sind wir wieder im Rennen. Jetzt läuft der Motor zumindest schon mal mit Starthilfespray. Nachdem der alte Sprit aus dem Tank und Vergaser abgelassen und alle Leitungen und Düsen einmal mit Pressluft durchgeblasen sind läuft der Motor auch wieder mit (frischem) Benzin. Zwar noch etwas Unmotiviert, aber ein neuer Luftfilter und Zündkerze sollten diesen Detailmangel auch noch in Ordnung bringen. Wichtiger ist jetzt erstmal die Karosserie. Nicht nur das wir es mit massivem Rostbefall zu tun haben, rund um die Befestigung der beiden Vorderräder ist das Blech auch noch eingerissen.


Da muss wohl zum Schweißgerät gegriffen werden. Nachdem der Rost gründlich abgeschliffen ist, kommt von oben ein Flicken aufs Blech. Nicht die aller schönste Reparatur, aber es funktioniert und wird sicher lange Zeit halten. Damit rund um die Vorderräder keine neuen Risse entstehen, wird zur Verstärkung noch eine große Unterlegscheibe angeschweißt. Jetzt fehlt nur noch eine neue Lackierung. Anstelle des Müllabfuhr-Orange entscheiden wir uns für ein flottes Marine-Grau. Mit dem Drahtbürsten-Aufsatz im Winkelschleifer wird das angetrocknete Gras vom Unterboden entfernt, oben muss die Fächerscheibe und Schleifpapier her. Anschließend alles mit Silikonentferner abwaschen und mit drei Schichten Grundierung und drei Schichten Lack überziehen.

In Verbindung mit etwas schwarzer Farbe am Lenker und ohne die siffigen Radkappen steht der Mäher nach einigen Tagen Arbeit wieder blitzblank vor uns. Der Motorblock ist nicht mehr verölt sondern sauber wie am ersten Tag. Jetzt fehlen nur noch der Ölwechsel und das Messer muss geschliffen werden. Dafür kommt der Mäher auf zwei Sägeböcke - dieses Modell hat eine richtige Ölablasschraube unten am Motor - und schon sind wir fertig. Der nächste Frühling kann kommen.

1 Kommentar:

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