Und wenn man denkt alles ist einfach und geht ganz schnell, kommt ein Hyundai daher und beweist uns das es manchmal doch ganz schön harte Arbeit sein kann ein paar Bremsscheiben und Beläge zu tauschen. Aber wir sind ja nicht aus Zucker und geben so schnell nicht auf. Im Zweifelsfall kommt eben ein größerer Hammer oder der Gasbrenner zum Einsatz. Am Ende wissen wir doch genau wer gewinnen wird, egal wie lange es auch dauern mag.
Natürlich wussten wir nichts davon als wir am Samstag Mittag mit der Arbeit anfingen. Das Auto steht in der Garage, die Ersatzteilkartons stapeln sich auf dem Fußboden und wir sind ausreichend motiviert und optimistisch in den nächsten zwei Stunden mit beiden Achsen fertig zu werden. (Spoiler: Es waren am Ende fast vier Stunden). Der erste Schritt ist die Motorhaube zu öffnen und den Pegelstand im Ausgleichsbehälter für die Bremsflüssigkeit zu prüfen. Wenn dieser schon ziemlich nach am oberen Rand steht, sollten wir - bevor alle Kolben in den Bremszylindern zurückgedrückt werden - etwas Bremsflüssigkeit absaugen.
Als nächstes setzen wir die Arme der Hebebühne am Vorderachskörper und der hinteren Achsaufnahme an um den Hyundai zerstörungsfrei in die Luft zu befördern. Mit einem Schlagschrauber und 21mm Stecknuss lösen wir die Radmuttern und nehmen die Räder ab. Abhängig davon wie stark die alten Bremsscheiben schon eingelaufen sind, können wir jetzt einfach die beiden Schrauben (SW14) an den Führungsbolzen lösen und den kompletten Bremssattel abnehmen. Sollte das nicht so einfach klappen, kommt ein Schraubendreher als Hebelwerkzeug zum Einsatz. Wenn das auch noch nicht ausreicht, können wir zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe packen und die beiden Kolben ein Stückchen in den Sattel drücken.
Die beiden kleinen Schrauben sollten nicht übertrieben fest angezogen sein und sich relativ einfach lösen lassen. Den Sattel lassen wir am Bremsschlauch angeschlossen und legen ihn oben auf die Bremsscheibe. Mit einem geeigneten Kolbenrückstellwerkzeug drücken wir beide Kolben soweit wie möglich in den Sattel zurück. Da unser Werkzeug ein bisschen zu klein ist, legen wir einfach einen alten Bremsbelag dazwischen. Man muss sich nur zu helfen wissen. Damit der Sattel uns jetzt nicht im Weg herumhängt, binden wir ihn mit einem Stück Draht an der Fahrwerksfeder fest. Als nächstes ist die Bremsscheibe an der Reihe. Genauer gesagt die beiden kleinen Kreuzschlitzschrauben welche die Scheibe an der Radnabe halten.
Trotz Kriechöl und einem manuellen Schlagschraubendreher gelingt es uns nicht die Schräubchen zu lösen. Die erste Schraube reißt einfach ab und die zweite ist komplett vernudelt. Da hilft leider nur die Bohrmaschine. Ohne ihre Köpfe sind die Machtlos. Im Anschluss lösen wir die beiden Schrauben vom Bremssattelhalter zum Achsschenkel (SW21), ob mit dem Schlagschrauber oder einem langen Hebel ist eigentlich egal. Sie sitzen auf jeden Fall ordentlich fest. Ohne den Halter im Weg sollte sich die Bremsscheibe mit ein paar gezielten Hammerschlägen trennen lassen. Oder es dauert wie in unserem Fall über 30 Minuten und drei verschiedene Hammergrößen sowie reichlich Kriechöl.
Wir haben keine Ahnung wie lange diese Bremsscheiben wohl im Einsatz waren, auf jeden Fall nicht nur ein oder zwei Winter. Damit wir so ein Problem beim nächsten Mal wieder haben, enrosten wir erstmal die Radnabe mit einer Drahtbürste, anschließend wir die neue Bremsscheibe erst vom Korrosionsschutzwachs befreit (mit Bremsenreiniger) und anschließend die Anlagefläche zur Radnabe dünn mit Keramikpaste eingeschmiert. So sollte hier nichts mehr festgammeln können. Die selbe Keramikpaste nutzen wir auch für die neuen Bremsbeläge in ihren neuen Führungsblechen mit denen sie im Sattelhalter fixiert werden. Aus Ersparnisgründen sind die mitgelieferten Bleche minimal schmaler als die alten Teile. Darum schleifen sie beim ersten Einbau an der Bremsscheibe und machen sehr unschöne Geräusche. Sobald wir mit einem kleinen Schraubendreher alles etwas zurecht gerückt haben, ist auch das Geräusch verschwunden.
So können wir den Bremssattel ebenfalls wieder aufsetzen - natürlich nachdem wir geprüft haben ob die Führungsbolzen auch schön leichtgängig sind. Anderenfalls würden die neuen Beläge wieder ungleichmäßig abnutzen. Sobald die beiden Schrauben vom Sattelhalter und die Schrauben in den Führungsbolzen festgezogen sind kommen die Vorderreifen wieder ans Auto. Dabei fällt uns auf das die Reifen auf der Innenseite schon fast bis auf den Unterbau abgefahren sind. Das heißt nicht nur neue Gummis sondern auch eine Achsvermessung ist zeitnah erforderlich. Bis dahin kümmern wir uns noch um die Hinterachse. Im Prinzip wieder das selbe Spiel wie vorne, nur mit einem zusätzlichen Arbeitsschritt; die Handbremse.
Entweder es reicht aus die Spannmutter am Handbremsseil mittig unterm Auto etwas zu lösen um das Seil soweit zu lockern bis die Bremsscheibe sich nachdem der Bremssattel und Sattelhalter aus dem Weg geschafft wurden auch von der Radnabe kommen will. Zu unserer großen und positiven Überraschung sind hier alle Halteschrauben in den Bremsscheiben bedeutend kooperativer als an der Vorderachse. Dafür kommt die Scheibe immer noch nicht weg vom Fahrzeug, Schuld hat die integrierte Trommelbremse. Diese kann über ein kleines Loch auf der Rückseite vom Ankerblech mit einem kurzen Schraubendreher am Nachstellrädchen zurückgedreht werden bis die Bremsbacken nicht mehr so stramm in der Trommel sitzen. Nachdem die neue Bremsscheibe entfettet wurde kommt sie auf die ebenso frisch entrostete Radnabe und die Handbremse wird wieder eingestellt.
Wenn der Handbremshebel drei Rasten angezogen werden kann und die Räder sich nicht mehr frei drehen lassen, haben wir es voraussichtlich richtig gemacht. In jedem Fall sollte die Bremse nicht dauerhaft schleifen -sonst überhitzt sie und die Bremsbeläge verglasen. Das wollen wir auf keinen Fall also besser man übertreibt es nicht. Die neue Bremsscheibe wird wie gehabt mit zwei Schrauben an der Radnabe festgemacht. Anschließend drücken wir mit dem Rückstellwerkzeug den Kolben in den Bremssattel zurück. Jetzt fehlen nur noch die Bremsbeläge und ihr zugehöriger Sattelhalter. Leider sind die hinteren Bremsscheiben und Beläge von einem anderen Hersteller der keine neuen Führungsbleche mitliefert. Darum muss mal wieder die Drahtbürste zum Einsatz kommen und alles bestmöglich sauber machen.
Aus der Erfahrung haben wir gelernt das es manchmal deutlich einfacher ist die neuen Bremsbeläge erst in den Sattelhalter zu installieren und dann die ganze Einheit ans Fahrzeug zu bringen. So kann man deutlich bequemer arbeiten. Dabei fällt auch direkt auf wenn die neuen Beläge sehr fest und schwergängig im Halter sitzen. In unserem Fall musste darum mehrmals die Metallfeile zum Einsatz kommen um für den nötigen Bewegungsspielraum zu sorgen. Wenn alles gut aussieht kommt erst der Halter und dann der Bremssattel zurück ans Fahrzeug. Dabei kontrollieren wir erneut ob die Führungsbolzen ausreichend leichtgängig sind. Bleiben wir gespannt ob die Probleme nochmal wiederkommen oder wir mit unserer Arbeit alle Bremsenprobleme beseitigt haben. Wir werden berichten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.
Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen
Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!
Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.