Freitag, 16. November 2012

CAN-Bus? Kann mich mal!

 
Der bayerische Patient mit Kommunikatiosstörungen.

Kaum lässt sich jemand was einfallen um das Leben leichter zu machen, kreiert er hundert neue Probleme. So geschehen mit dem CAN-Bus in den neuen Autos die den Bastlern das Leben schwer machen. Aber was soll das alles überhaupt bringen und wie kann man trotzdem seine Ideen umsetzen?

Zum Einstieg mal die Geschichte des CAN-Bus in Kurzfassung:
1983 präsentierte Bosch ein Netzwerk zur Datenübertragung zwischen den diversen Steuergeräten im Automobil. Denn schon damals kamen Oberklasse-Fahrzeuge mit reichlicher Komfortausstattung auf 2000m Kabel und Leitungen welche die Daten zwischen den einzelnen Steuergeräten im ganzen Auto verteilten.

Ein Autoradio 1994: ein kleiner grauer Kasten.

Als international genormter Industriestandard hat heute praktisch jedes Fahrzeug diesseits eines Lada Niva ein CAN-Bus Datennetzwerk an Bord. Das ControllerAreaNetwork lässt die einzelnen Teilnehmer über eine gemeinsame Leitung untereinander kommunizieren. Alle Endgeräte sind mit einerander verbunden, jedes Modul kann Daten empfangen und senden. So spart man sich viele zusätzliche Leitungen und kann mit geringem physikalischem Aufwand neue Funktionen einbauen. 

Ein Autoradio im Jahr 2000: ein großer grauer Kasten.

Dinge wie das automatische Abbiegelicht oder der geschwindigkeitsabhängige Scheibenwischer sind dank CAN-Bus nur ein paar Tastenschläge im Steuergeräteprotokoll weit weg. Der Fahrer betätigt nur den Blinkerhebel und das Lichtsteuermodul weiß es, wenn jetzt noch das Abblendlicht eingeschaltet ist, geht automatisch auch das Abbiegelicht an. Ohne zusätzliche Verkabelung oder direkte Verbindung vom Blinkerhebel zum Scheinwerfer.

 Fehlersuche in der Elektrik 1994.

Wer mit einem aktuellen Auto bei Regen auf der Autobahn oder Landstraße zügig unterwegs ist hat vermutlich schon zwei Dinge festgestellt: Je schneller man fährt desto lauter wird das Radio um gegen die Fahrtgeräusche anzukommen und der Scheibenwischer erhöht auch sein Tempo. An der nächsten Abfahrt oder roten Ampel wird alles wieder zurückgeregelt -ohne jedes Zutun des Fahrers. Sowohl das Entertainmentsystem (=das Radio) als auch der Scheibenwischer bekommen 'mit' welches Geschwindigkeitssignal vom Getriebedrehzahlsensor ans Motorsteuergerät übertragen wird und ziehen ihre eigenen Schlüsse daraus.

Also ist doch alles in bester Ordnung und CAN-Bus die größte Verbesserung die in den letzten Jahrzehnten auf dem Gebiet der Autoelektrik gemacht wurde, oder?

Lichtsteuermodul für die gesamte Fahrzeugbeleuchtung im Fußraum.

Eigentlich schon, aber nur solange 1. alles funktioniert und 2. wir keine Veränderungen vornehmen wollen die der Hersteller nicht eingeplant hat.

Das beste Beispiel ist wohl unser BMW E38, eigentlich wollten wir im April bloß eine Anhängerkupplung anbringen. Mechanisch gesehen kein großes Problem, sobald die beiden Endschalldämpfer beiseite geschoben sind bloß ein paar Schrauben reingedreht und fertig.

Der wirkliche Akt kam in Form eines kleinen grauen Kästchens für die Anhängersteckdose. Dieses soll doch nur die Signale vom Lichtsteuermodul vorne im Fußraum kopieren und für die Anhängersteckdose verstärken so das auch am Anhänger das Licht hell strahlt. Außerdem überwacht es alle Lampen auf korrekte Funktion und warnt den Fahrer bei einem Ausfall. Und es schaltet die Rückfahrthilfe selbsttätig ab. Zudem schaltet es die Nebelschlussleuchten am Auto aus und schaltet die am Anhänger ein. Also doch ein paar ganz praktische Funktionen die ohne CAN-Bus nicht so einfach möglich wären.

Das stumme Steuergerät das nicht mitspielen wollte.

Blöd nur wenn nichts funktionieren will wie es soll und die beiden kleinen Computer nicht miteinander spielen wollen. Selbst nach 10 verschiedenen Anhängermodulen gelang es nicht eine Kommunikation aufzubauen. Auch zwei erneute Anläufe mit provisorischen Leitungen durchs halbe Auto brachten keinen Erfolg. Ganz nach dem Motto: " Eigentlich müsste es jetzt aber funktionieren".

Richtig klappte alles erst nach der letzten Inspektion inklusive eines Steuergeräte-Neustarts. Und plötzlich klappt es auch mit der Steckdose! Man bedenke das dies ein originales BMW-Teil war und nirgends von diesem Schritt gesprochen wurde. Wie wir jetzt wissen hat es schon bei der Erstauslieferung mit diesen Modulen arge Probleme gegeben die schon den damaligen Neuwagenkäufern ärger gemacht haben.

Fehlersuche in der Elektronik 2012.

Das sind die Momente die CAN-Bus überflüssig erscheinen lassen wie ein zweiter Drehzahlmesser für den Beifaher. Mit einfacher Elektrik hat man sicher weniger Probleme. Aber auch deutlich weniger Möglichkeiten. Und CAN-Bus kommt uns bei Defekten sogar entgegen durch die Onboarddiagnose lässt sich mit dem Werkstattcomputer jedes Steuergerät ansprechen und auf korrekte Funktion überprüfen. DAS gabs früher nicht! 

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