Montag, 26. November 2012

Es klappert die Mühle im Straßenverkehr

Ein Blick in das vergangene Jahr: Stellen wir uns einen kalten Wintermorgen vor. Nicht nur wir, sondern das Auto hat sich über das Wochenende prima erholt, ist dabei in den Winterschlaf gefallen und bei den Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist es nur noch ein kleines Wunder, warum die Scheiben nicht auch von innen zugefroren sind. Eine Umdrehung mit dem Zündschlüssel und nach ein paar Anlasserumdrehungen springt der Wagen an - und klappert. Und wie durch Zauberhand verschwindet das Klappern nach ein paar Sekunden. Bibbern dem Auto da etwa die Zähne?

Nein, nicht wirklich. Kommt der Realität aber vielleicht ein wenig nahe. Schauen wir uns das Phänomen doch mal genauer an . . .

Wie ein Motor funktioniert haben wir - zumindest partiell - schon öfters beschrieben. Aber dennoch sei wiederholt kurz das Grundprinzip skizziert: Der Motor hat Verbrennungsräume, die so genannten Zylinder. Mal sind es 4, 6, 8 oder neuerdings auch 3 an der Zahl. In ihnen wird das Benzin-Luft-Gemisch verbrannt. Damit das Benzin-Luft-Gemisch aber auch hineinströmen kann, gibt es die so genannten Einlassventile. Und damit die Abgase, die bei der Verbrennung entstehenden, hinterher wieder aus dem Verbrennungsraum herausgelangen können, gibt es gegenüber von den Einlassventilen ebenfalls noch die Auslassventile

Die Verbrennung erfolgt also in vier Takten, weswegen man bei einem Benzinmotor auch zumeist von einem Viertaktmotor spricht. 

1. Ansaugen
Das Benzin-Luft-Gemisch wird über die Einlassventile in den Zylinder (Brennraum) geleitet. Nach dem Einlassen werden die Einlassventile wieder geschlossen.

2. Verdichten
Das Benzin-Luft-Gemisch wird verdichtet.

3. Arbeiten
Das Benzin-Luft-Gemisch wird entzündet und verbrennt.

4. Ausstoßen
Die Abgase, werden durch die Auslassventile zum Auspuff abgeführt.


Damit die Ventile immer zur richtigen Zeit öffnen und schließen, werden diese über die Nockenwelle gesteuert, an der eierförmige Gebilde, die so genannten Nocken, angebracht sind. Immer dann, wenn das "Gipfelkreuz" einer Nocke auf ein Ventil trifft, ist es am weitesten geöffnet. Allerdings gibt es Prinzipbedingt ein Problem. 

Der Motor ist extremen thermischen Schwankungen ausgesetzt. Mal ist der Motor eher kalt und mal ist er warm oder vielleicht auch heiß. Da sich Metall (aus welchem der Motor und alle technischen Bauteile gefertigt sind) bei Hitze und Kälte entsprechend ausdehnt und zusammenzieht, ist es mehr oder weniger ungenau wann genau ein Nocken auf der Nockenwelle nun auf ein Ventil trifft. Dehnt sich das Material aus, so kann es sein, dass die Ventile unter Umständen garnicht mehr öffnen bzw. garnicht mehr schließen. Die Folge: Der Motor läuft unruhig bzw. garnicht, da er nicht mehr richtig verbrennen kann. 

Um dem vorzubeugen, wird von den Herstellern ein gewisses Ventilspiel vorgegeben. Es muss zwischen Ventil und Nocken also genug Platz sein, damit sich das Material bei Hitze ausdehnen kann und der Motor trotzdem noch Regelkonform läuft. Früher wurde dies mittels einer gekonterten Einstellschraube pro Ventil eingestellt. Zur Inspektion gehörte also stets das Überprüfen des Ventilspiels. War das Ventilspiel zu groß, so hörte man das am charakteristischen Klappern, das die Ventile von sich gaben. 

Das Überprüfen der Ventile stellte jedoch einen enormen Wartungsaufwand dar. Im Zuge der weiter fortschreitenden "Wartungsfreiheit" am Automobil wurde auch hier nachgebessert. (Batterien sind heute in der Regel auch Wartungsfrei). Man erfand die so genannten Hydrostößel. Es handelt sich hierbei quasi um eine Art modifizierter Einlass- und Auslassventile. Dort, wo Nockenwelle und Ventile aufeinandertreffen, ist ringsherum ein Ölkanal in die so genannten Stößel hineingefräst. Je nach dem, wie hoch der Öldruck in diesem Kanal ist, lässt sich die Höhe der Ventile und somit das Ventilspiel stufenlos einstellen. Das Ventilspiel passt sich so also auch während der Fahrt an und stellt sich optimal auf die Gegebenheiten ein. Und wie so oft bedient man sich hier wieder bei der griechischen Sprache und nennt es Hydro, da es wie bei einer Hydraulik mit Öl gesteuert wird. 

Doch was haben die Hydrostößel nun mit dem Klappern beim Starten zu tun? Im Winter ist das Öl zähflüssiger. Es dauert bei den Temperaturen einfach länger, bis dass das Öl in seiner Dickflüssigkeit bei den Hydrostößeln angelangt ist. Auch der Motor hat bei der Ölversorgung in den ersten Momenten zu kämpfen. Das Ventilspiel ist also bei mangelndem Öldruck so groß, dass es klappert, wenn die Nockenwelle (und mit ihr der Motor) arbeitet. Es ist also Prinzipbedingt nicht änderbar.

Sollte dein Auto jedoch klappern und du besitzt ein älteres Auto, dann kann es auch sein, dass dein Ventilspiel zu groß ist und du es von deiner Fachwerkstatt einstellen lassen solltest, weil du noch keine Hydrostößel hast. Der Aufwand hierfür ist je nach Fabrikat nicht unbedingt groß und schont auf jeden Fall Gehör und Motor!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.