Das perfekte Einsteigermodell, nicht zu neu und nicht zu alt.
Die Erfüllung eines Kindheitstraumes: einmal Landwirt spielen und Trecker fahren. Was braucht es dazu um nach rund 15 Jahren Wartezeit diesen Wunsch wirklichkeit werden zu lassen?
Die regionale Kurzbezeichung für eine "landwirtschaftliche Zugmaschine" sind vielfältig, egal ob Trecker Traktor Schlepper Ackerschlepper oder Bulldog kennt jeder die Fahrzeuge vom Feld mit den verschieden großen Rädern und dem kernigen Sound die auf Landstraßen das Tempo vorgeben.
Wer solch ein Gefährt selbst bewegen will, muss entweder als Kind beim Bauern in der Nachbarschaft aufgewachsen sein und durfte höchst wahrscheinlich noch im Grundschulalter die erste Runde drehen oder ist mittlerweile alt genug um den entsprechenden Führerschein zu erwerben und legal seine Runden zu drehen.
Jede Menge Hightech und Schalter die Verwirrung stiften wollen.
Schon mit 16 Jahren (im Ausnahmefall auch 14) dürfen Jugendliche den Schein der Klasse L machen und mit bis zu 40km/h solo unterwegs sein. Mit Anhänger immernoch 25kmh. Und das ohne praktische Prüfung, Probezeit und mit bis zu zwei Anhängern ohne Gewichtsbeschränkung.
Wem das zu langsam ist bietet sich die nächsthöhere Klasse T an. Dabei sind die Zugangsvorraussetzungen identisch. Jedoch ist hier eine praktische Prüfung Pflicht. Dafür können Gespanne bis 40km/h bewegt werden. Und ab dem 18. Lebensjahr dürfen die Traktoren auch bis zu 60km/h schnell fahren. Mit Gespann natürlich nur wenn die Anhänger das Tempo mitmachen.
Ein halbes LKW-Gespann und das schon mit 16 Jahren fahrbar.
Falls ihr schon im Besitz eines Autoführerscheines Klasse B seit, erübrigen sich diese Szenarios für euch jedoch. Der EU sei dank ist der Treckerführerschein inklusive bei jedem Autoführerschein. Alles prima oder? Ohne Vorwissen und ohne Prüfung darf sich jeder Fahranfänger hinters Steuer einer 100.000€ Maschine schwingen und mit dem Gewicht eines ausgewachsenen LKWs durch die Landschaft karriolen. Wer braucht da noch LKW-Führerscheine?
Damit sich nun nicht alle Welt einfach einen Traktor schnappt und billig um die Gesetzgebung herumkommt, gibt es natürlich wieder Einschränkungen. So gelten diese Führerscheine und die Steuerbefreiung der Fahrzeuge (daher auch die grünen Nummernschilder) ausschließlich in der Land- und Forstwirtschaft und nur solange die Fahrzeuge auch zu diesem Zweck betrieben werden. Ein privater Umzug mit dem Trecker samt Pritschenanhänger auf grüne Nummer ist streng verboten! Das ist nichtnur Steuerhinterziehung sondern auch fahren ohne gültige Fahrerlaubnis. In dieser Situation gilt ein Ackerschlepper nämlich als Lastwagen und der erfordert mindestens die Klasse C1.
1 Hupe 2 Anlassschalter 3 Handgashebel 4 Blinkerhebel 5 Frontladerbedienung 6 Handbremse 7 Kupplung 8 Bremse
Zusätzlich zu dieser rechtlichen Hürde hält die bedientechnische Seite die meisten potenziellen Fahrer davon ab sich hinters Steuer zu setzen. Dabei könnte alles so einfach sein. Solange der Schlepper aus der richtigen Epoche stammt. Zu alt ist schlecht da allein zum starten das technische Verständnis eines Eisenbahningenieurs erforderlich ist und bei neuen aktuellen mit 1000 Schaltern und Hebeln ein Maschinenbaustudium abgeschlossen sein sollte.
Der Einfachheit halber beschränke ich mich daher auf Traktoren aus der Zeit von 1960 bis ca 1980. Da war die Technik schon so weit verbessert das ein Verständnis der Hintergründe nichtmehr nötig war und noch nicht so Komplex dass das Handbuch 8kg wiegt.
1 Gaspedal 2 Bremspedale 3 Handgashebel 4 Gangschaltung
Beginnen wir mit dem Startvorgang. Wo früher noch mit der Lötlampe der Motor vorgeglüht und die Schwungscheibe von Hand angedreht werden musste genügt heute ein Dreh am Schalter. Dieser ist meist ins Zündschloss integriert und relativ groß und abgegriffen. Der Schalter wird zunächst in die Vorglühstellung gebracht. Nun heißt es warten bis der Glühwendel hinter dem "Salzstreuer" hellrot glüht. Dann ist der Motor soweit aufgeheizt das er starten kann. Dies kann eine gute Minute dauern. Jetzt den Handgashebel rechts vom Lenkrad etwas zurückziehen und den Schalter in Startstellung drehen bis der Anlasser orgelt. Und dabei nicht vergessen die Kupplung zu treten. Die ist wie immer Links vom Lenkrad.
Die Handbremse ist der einzige lange Hebel neben dem Fahrersitz mit Arretierungsknopf oben drauf, also leicht zu finden. Der Schalthebel des Getriebes sitzt mittig zwischen den Beinen und ist ebenfalls eindeutig zu erkennen. Da das Schaltschema deutlich von dem eines Autos abweicht ist ein genauer Blick auf das Piktogramm im Griff nötig. Trecker haben meist mehrere Rückwärtsgänge und keine von-links-nach-rechts Sortierung der einzelnen Gangstufen.
1 Zugmaulkupplung 2 Zapfwellenausgang 3 Heckhydraulik 4 Dreipunkt-Kraftheber
Wenn ein Vorwärtsgang gefunden und gefühlvoll reingewürgt wurde kann man versuchen die Kupplung kommen zu lassen und ohne Raketenstart anzufahren. Dies sollte nach einiger Übung gelingen. Ein Abwürgen ist fast unmöglich, Trecker sind dafür gebaut ihre Drehzahl zu halten egal bei welchem Lastzustand. Auf dem Boden rechts befindet sich das Gaspedal, wem es gefällt kann auch nur mit dem Handgas fahren. Die Lenkung ist selbsterklärend, der kleine Knauf am Lenkrad ist nötig da beim Rangieren etliche Umdrehungen am Lenkrad nötig sind um die Räder von Anschlag zu Anschlag zu bewegen.
Gebremst wird rechts über die zwei schmalen Bremspedale, diese können durch einen Pin verbunden werden. Der Sinn dahinter ist die Möglichkeit auf dem Acker eine Seite einzeln abzubremsen und das Fahrzeug so fast auf der Stelle wenden zu können. Auf der Straße müssen die Pedale aus Sicherheitsgründen immer verbunden sein.
Jetzt wünschen wir euch viel Erfolg bei der ersten Probefahrt und hoffen das der Bauer welcher euch ans Steuer lässt weise genug ist ein großes Feld für die erste Fahrübung auszusuchen. Dann könnt ihr auch mal mit dem lustigen Ratespiel "Wofür ist dieser Hebel da" anfangen. Je nach Typ und Ausstattung sind es mehr als 6 Stück. Als Beispiel:
- Wahlhebel Schnellgang/Kriechgang
- Hebel für Differentialsperre
- Hebel für Dreipunkt-Kraftheber hinten
- Hebel für Zapfwellenantrieb
- Hebel für zuschaltbaren Frontantrieb
- Hebel für Frontlader/ Hydraulik
Das wichtigste habe ich glatt vergessen: Um den Motor wieder abzustellen reicht es nicht die "Zündung" abzuschalten. Zusätzlich muss der Handgashebel ganz nach vorne in Richtung weniger Gas geschoben werden. Dann schüttelt sich der Motor noch ein zwei mal und geht aus. Ich hoffe diese Info kommt für niemanden zu spät.
AntwortenLöschenGruß Comickus