Vor etwa einem Jahr berichteten wir über den Dekra-Safety-Check, bei dem wir vom SZK-Team vorstellig wurden und die meisten Fahrzeuge unseres Fuhrparks durch die erfahrenen Hände der Ingenieure auf Herz und Nieren überprüfen ließen. Auch der weiße Siebener war dabei und konnte mit seinen Leistungen jedoch alles andere als glänzen.
Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt allerdings, dass der Dekra-Ingenieur an diesem Tag das vorzeitige Todesurteil des Siebeners besiegeln würde. Baujahr 1989. Innerhalb der letzten 23 Jahre hat der Siebener viel miterlebt und hat uns auf vielen Fahrten begleitet. In vielen Lebenslagen hat er gezeigt, dass er es verdient hat als Auto bezeichnet zu werden. Viele Hintern haben in den Sitzen gesessen. Viele Male wurde der Lichtschalter eingeschaltet und der Blinker so oft gesetzt, dass die Beschriftung am Hebel schon nicht mehr erkennbar war.
Diese Dauerbelastung war ihm anzusehen, sowohl technisch als auch optisch. Im Innenraum hing der Dachhimmel in falten. Bedingt durch die große Körpergrößen unserer Familie, haben die Frisuren sämtlicher Familienmitglieder den Dachhimmel wundgescheuert. Durchgescheuert waren ebenfalls die Sitze. Die Lehne des Fahrersitzes hatte schon keine gerade Haltung mehr sondern war in sich verbogen, so dass man nun "schräg" vor dem Lenkrad hing. Die Halterung des Klimasteuergerätes, war schon lange abgebrochen, so dass dieses immer wieder aus seiner Fassung herausrutschte. Der Teppichboden war durchgescheuert (trotz Fußmatte, die im Übrigen auch durchgescheuert war) und löste sich stellenweise in seine Bestandteile auf (von den nicht entfernbaren Flecken mal ganz abgesehen). Bei der letzten Polituraktion, entfernten wir schließlich mit Schleifpaste die ersten Rostansätze, die durch den Lack durchschimmerten.
Gegen den Rostfraß an der Motorhaube - eine provisorische Lackierung
Dieses und noch vieles mehr, trüben das Bild dieses Exemplares der deutschen Ingenieurskunst aus Bayern. Im täglichen Gebrauch hat man sich daran gewöhnt und uns allen fielen im täglichen Gebrauch diese Makel nicht auf. Erst nach dem Fahren eines anderen Autos fiel auf, wie sehr der Wagen jedoch verbraucht war. Doch wer hält sich mit solchen Eitelkeiten auf? Schließlich geht es doch um die technischen Optionen des Fahrzeugs, oder?
Hier muss ich jedoch ebenso ein schlechtes Bild zeichnen, wie ich es oben optisch angefertigt habe. Technisch stand der BMW weitaus weniger souverän auf seinen Gummis, als es zunächst den Anschein macht. Allein die Liste des Safety-Checks skizziert die groben Baustellen. Hierzu zählen beispielsweise die Vorder- und die Hinterachse. Beide sind hinüber gewesen. Mitsamt Stoßdämpfer (und wahrscheinlich auch Federn) hätten diese ausgetauscht werden müssen. Vorne ist dieses Unterfangen ungleich komplizierter, da auch die Lenkung involviert war. Für das Geradeausfahren, musste das Lenkrad um 45 Grad nach links gelenkt und festgehalten werden, ansonsten zog der Siebener zum nahegelegenen rechten Bordstein. Mit dem Einstellen der Spur und Achse war es nicht mehr geholfen. Hier ist mehr ausgeschlagen gewesen, als bloß die Spurstangen.
Ein verwegener Blick
Ein Weiteres Manko war die Tatsache, dass unter der Motorhaube stets die Deepwater Horizon erkenntlich war. In der unteren Motorraumabdeckung stand stets Öl, das sich seine Bahn aus unbekannten Gefilden dorthin suchte. Ob es aus dem Stirnkasten des Kettengehäuses kam bleibt fraglich. Sicher ist nur, dass die Ventildeckeldichtung nicht Schuld daran ist, denn die haben wir erneuert und es besserte sich nicht. Als Comickus hinter mir herfuhr, roch die Abgasfahne verdächtig nach Sprit. Woher rührt das denn schonwieder? Doch wo bleibt das ganze Kühlwasser? Im System fehlt immer wieder etwas. Die Antwort ist ganz klar: im Innenraum. Der Wärmetauscher ist undicht. Der ganze "Pelm" schlägt sich an der Scheibe nieder. Schneller als in anderen Fahrzeugen sifft die Scheibe von innen zu. Ohne geöffnetes Fenster lässt sich die Fahrt im Inneren nicht aushalten. Neben dem durch den defekten Wärmetauscher diffundierenden Kühlverlust, gelangen ebenfalls Abgase durch die Lüftung in den Innenraum. Eine Geruchsprobe unter der Motorhaube bestätigt uns, dass sich hier die Abgase irgendwie tümmeln, anstatt über den Auspuff nach hinten transportiert zu werden. Woran das wohl schon wieder liegt? Das Getriebe lässt sich nur mit sehr viel Gefühl schalten. Generell hakt es in der Übersetzung. Bereits zweimal ist der Kupplungsgeberzylinder kaputt gegangen. Die Kupplung scheint nicht richtig zu trennen. Die Gänge gehen nur mit sehr beherzten Schaltvorgängen in die Kulisse.
Vom Rost habe ich bis hierher noch nicht gesprochen. Die Türkanten rosteten BMW-typisch an allen vier Türen. Im Kofferraum prangt in der Reserveradmulde ein riesiges Loch. Beim letzten TÜV vor zwei Jahren (der übrigens 800 Euro Reparatur kostete) musste der Querträger vorne schon geschweißt werden, da sich der Rost ein Loch in Form eines ganzen Handtellers hineingefressen hat. Wer weiß wo es sonst noch unterm Blech gebrodelt hat?
Adieu!
Wenn man sich letztendlich all diese (und die noch vielen anderen unausgesprochenen Macken des BMW) vor Augen führt, war der Siebener eine Baustelle, deren Anfang nie ein Ende gefunden hätte. Ein Loch ohne Boden. Sowohl in Eigenregie hätte aus Zeit, Platz und Geldmangel das alles nicht repariert werden können. Angesichts des fälligen TÜV-Termins war nun also der lang befrüchtete Moment gekommen Abschied zu nehmen. Bislang konnte in meiner weitreichenden Fahrstatistik ein anderes Auto die Qualitäten in Fahrspaß, Freude sowie das passende Feeling erreichen, wie es unser Familiensiebener 20 Jahre lang an den Tag legte. Auch der "neue" Nachfolgesiebener vom Typ E38 kann in seiner verweichlichten Art nicht mehr den Spagat zwischen Bodenständigkeit und gediegener Eleganz überwältigen, wie es "mein" Siebener noch konnte. Schade, dass die Autos von heute nicht ansatzweise mehr einen Charakter dieser Güteklasse an den Tag legen können. Ich werde unseren Siebener sicherlich nicht vergessen und wer weiß, vielleicht findet eines Tages doch noch anderer E32 zu mir.
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