Wie bereits angekündigt, lief für den Vectra in diesem Monat die Hauptuntersuchung ab. Den bereits beim letzten Mal beanstandeten Endschalldämpfer haben wir bereits ausgetauscht. Doch was ist noch zu prüfen? Optisch betrachtet stellt sich die Kuh (wie der Vectra liebevoll auch genannt wird) wie eh und je gut dar. Auch der Rost hält sich bei näherer Betrachtung in vollem Schein der Werkstattfunzel noch zurück. Die Beleuchtung funktioniert auch, dann kann es ja los gehen . . .
Mit dem neuen Endschalldämpfer auf zur HU
Normalerweise kommt die Kuh immer zum Bauern - ähhm Pardon, zum KFZ-Meister des Vertrauens und wird dort durch die Hauptuntersuchung gebracht. Schließlich ist die Werkstatt kurz um die Ecke und alle genießen dort unser vollstes Vertrauen. Allerdings war der Monat schon so weit voran geschritten, der Prüfertermin an dem der Prüfer ins Haus kommt schon verstrichen und die Auftragslage für die Werkstatt mehr als gesättigt, so dass ich beschloss auf eigene Faust ein wenig zur Entlastung beizutragen. Der Prüfer wird wohl schon meckern, wenn etwas nicht passt. Ändern kann man da eh nichts. Aussuchen kann sich unsere Werkstatt ihre Prüfer schließlich auch nicht. Dann doch lieber die recht kostengünstige Nachuntersuchung in Kauf nehmen. Also auf zur Prüfstelle.
Schönes Wetter und keine Arbeit: der Prüfer wartete schon am Schreibtisch auf mich, ob das ein so gutes Zeichen ist? Etwas reserviert und auch distanziert-kühl stieg er in den Wagen und nahm sich aufgrund der mangelden Arbeit richtig Zeit alles gründlich nachzugucken. Er machte die Probefahrt, testet die Scheibenwaschanlage, riss beherzt an den Gurten, hupte, kontrollierte die Lichtzeichenanlagen (...) und fuhr schließlich auf den Bremsenprüfstand.
Mangel 1:
Die Betriebsbremse war optimal eingestellt. Sowohl Vorder- als auch Hinterachse griffen gut und zogen gleichmäßig. Doch dann der Schwachpunkt. Die Handbremse: hier fing das Elend an. Links ein positiver Ausschlag am Messgerät. So Lob ich mir das. Aber was war denn rechts los? Da kam nahezu garnichts. Nur sachte hob sich der Zeiger an der Anzeigetafel über seine Ruheposition hinweg. Och nein, doch nicht sowas. Der Prüfer winkte mich heran und teilte mir in seiner kühl-distanzierten Art mit, dass hier Handlungsbedarf ist (Da wäre ich ja nicht drauf gekommen). Befürchtet hatte ich es schon lange, dass irgendwann mal der Tag kommen musste. Seit mehreren Jahren stand auf dem Prüfbericht der HU stets der Vermerk, dass die Handbremse L E I C H T ungleich zieht. Aber das Prüfergebnis in diesem Jahr schlug dem Wort "leicht" die Krone aus dem Gesicht. Da war nun der erste Mangel, um die HU nicht zu bestehen. Und es sollte nicht der einzige bleiben.
Mangel 2:
Auf der Hebebühne stehend, lobte der Prüfer das Auto. "Für das Baujahr steht der Opel gut da!". Da war ich schon ein bisschen stolz, denn andere Vectras, die man im Straßenverkehrt trifft, sehen auch anders aus. Gerade das dem Lopez-Effekt geschuldete Rostproblem ist überall ausgeprägt erkennbar. Allerdings hinderte die Tatsache den Prüfer nicht daran auch hier den nächsten Mangel zu finden. Am rechten Stoßdämpfer läuft Öl aus. Jetzt, wo der Wagen ausgefedert auf der Hebebühne stand und die Staubmanschette den Blick frei gab, konnte man leichten Ölaustritt erahnen - das nächste Mal fahre ich ihm Regen zur HU. Nichtdestotrotz kam diese Diagnose nicht überraschend. Denn bereits vor vier Jahren hat der Vectra auf der Rüttelplatte des Stoßdämpferteststandes vernichtende Werte bekommen, worauf die vorderen bereits ausgetauscht wurden. Die hinteren waren damals allerdings noch "o.k.". Nun also nicht.
Mangel 3:
Beim Herabfahren der Bühne fiel der Blick des Prüfers auf die Reifen. "WAS IST DENN MIT DEN REIFEN LOS?!" rief der zu mir herüber. Was soll denn damit sein, fragte ich mich und starrte gebannt auf die Reifen und fragte mich, wo ich denn dort nun seitlich nen Schlitz oder Sägezahnbildung erkennen könnte, als der Prüfer mit zu erklären versuchte, dass die Reifengröße für den Vectra unzulässig ist. Wie sollte ich denn das verstehen? Ich fahre doch schon vier Jahre und zwei HU-Perioden mit den Reifen herum. Sollte das etwa noch keiner gemerkt haben? Auf dem Vectra sitzen 175/65 R14 Reifen. Erlaubt sind nach Brief und Freigabe von Opel jedoch nur 175/70er Reifen. Die Flankenhöhe ist also zu niedrig. Wie das passieren konnte ist mir ein Rätsel. Die Reifen sind vor vier Jahren im Fachhandel gekauft worden. Hier muss beim Bestellen wohl ein Fehler passiert sein. Wie ärgerlich, dass ich das damals nicht noch kontrolliert habe. In den vier Jahren, die wir die Reifen nun fahren, ist das aber auch noch nie aufgefallen. Ärgern kann ich mich. Was für ein doofer Fehler. Doch der Prüfer intervenierte mit einer Lösung. "Haben Sie noch Winterreifen? Dann kommen sie einfach damit zur Nachuntersuchung - vorausgesetzt die haben dann die richtige Größe!". Gute Idee. Der muss wohl gedacht habe, ich sei ein ganz großer Volldepp.
Das Ergebnis der HU ist klar: nicht bestanden. Aber keine Zeit zum trauern, lieber in die Hände spucken und ran ans Werk.
Sicheres Arbeiten: Aufbocken auch ohne Unterstellböcke möglich!
Stoßdämpfer wechseln ist - zumindest bei den von der Feder lokal getrennten Varianten- an der Hinterachsen wie beim Omega und beim Vectra kein Problem. Hier gibt es nämlich keine Federbeine, die erst mühselig auseinander und anschließend wieder ineinander gebaut werden müssen. Insgesamt hat die Reparatur der Stoßdämpfer eine ganze Stunde gedauert - eine halbe pro Seite. Das schwierigste dabei, war neben dem Friemeln der Rost an allen Schrauben. Nachdem wir vor einem halben Jahr beim Omega vom Comickus bereits Erfahrungen sammeln konnten, war gestaltete sich die Prozedur hier wie ein Klacks. Unten losschrauben, oben (im Kofferraum) losschrauben und raus kommt er. Stoßdämpfer wieder reinsetzen und wieder oben und unten festschrauben.
Heureka, der Sieg ist nahe! Unten gelöster Dämpfer.
Dass ein Austausch der Dämpfer mittlerweile mehr als notwendig war, zeigt der Test. Die alten ausgebauten Dämpfer ließen sich zwar in etwa genau so schwer eindrücken wie die neuen Dämpfer, jedoch gingen beide Seiten nicht wieder auseinander. Keinen Millimeter. Wahrscheinlich war das Öl schon so gut wie ausgelaufen und beide Dämpfer trocken. Nun stecken jedoch Gasdruckstoßdämpfer im Vectra. Dieses Kapitel wäre also erledigt. Folgt nun das schwerwiegendere Problem mit der Handbremse.
Auch nach drei Stunden immer noch zusammengedrückt: die alten Dämpfer.
Die Kuh hat an der Hinterachse Trommelbremsen. Ein für mich persönlich bislang ungeübtes Territorium, denn Trommelbremsen halten eigentlich ewig und alle anderen Autos mit Bremsenproblemen, hatten bisher immer Schreibenbremsen. Das Problem: Mit einfachem Nachstellen an der Zentralmutter mittig an der Hinterachse, war das Problem nicht gelöst. Im Gegenteil: Die linke Seite zieht umso fester an, während die rechte Seite weiterhin munter dreht. Da hilft alles nichts, Trommel auf und reingucken was im Argen der Eingeweide alles verborgen liegt. Deshalb schätzte ich mich
eigentlich glücklich auf die Innenlebenfotos im Selbsthilfebuch der
gängigen Schrauberfibeln zurückgreifen zu können. Jedoch half das nicht
sonderlich weiter. Irgendwie sah die Trommel nicht so aus wie im Buch. Generell werden die Trommelbremsen sehr stiefmütterlich behandelt. Hinzu kommt, dass alle Tipps und Tricks zum "Nachstellen der Bremsbacken" und ähnliches nicht funktionierten.
Denn für gewöhnlich muss man mit einem Schraubenzieher durch ein Loch auf der Rückseite greifen und einen Hebelarm zur Seite schieben um die Bremse so ein Stück weiter entlasten zu können. Allerdings war da kein Hebel zu spüren der "merklich" zur Seite gehen hätte können, geschweige denn, dass sich die Trommel auch nur ein Stückchen bewegte. Die Trommel ist vollkommen festgegammelt. Auch die frustrierten Hammerschläge auf die Trommel halfen nicht weiter.
Wenn man die Trommel bloß mit den Händen abziehen könnte!
Wir wussten uns aber zu helfen. Mit einem Stück Flachstahl und zwei Schraubzwingen bastelten wir uns einen Abzieher. Allerdings war die Trommel immer noch nicht zu lösen. Sie hing an der Nabe fest. Daher nahmen wir ein paar vorsichtig gesetzte Spritzer vom guten Kriechöl und schlugen nochmals gegen die Flanken und den Rand der Trommel. Mit ein paar gut gemeinten Umdrehungen der Bremstrommel, fand das Öl auch in der letzten Ecke Platz. Endlich kam uns die Trommel ein Stück entgegen und nach ein paar weiteren Umdrehungen mit der Schraubzwinge lag sie auch schon neben dem Wagen.
Dem Öl sei Dank, das Innenleben einer Trommelbremse
Nach ein paar irritierten Blicken, fanden wir auch das Rad, an dem man das Spiel der Bremsbacken nachstellen kann. Eigentlich sollte die Bremse selbstnachstellen sein, warum dies in diesem Fall jedoch nicht der Fall ist, lässt sich nur vermuten. Wir haben mit einigen Ritzelumdrehungen jedoch die Beläge ein Stück weit nach außen gebracht und hinterher ein wenig getestet. Zwar hatten wir keinen Bremsenprüfstand zu Hand, jedoch unsere Muskelkraft. Nach vier Rasten kommt die linke Seite zum absoluten Stillstand, die rechte nach fünf. Genauer lässt es sich wohl doch nicht einstellen. Doch für die HU-Prüfung soll dieses Ergebnis wohl ausreichen.
Ohne Öffnen der Trommelbremse nicht zu finden: Die Einstellräder
Wenn also in der kommenden Woche der Weg zur Nachuntersuchung ansteht, werden noch schnell die Winterreifen aufgezogen. Dann sollte der Prüfplakette nichts mehr im Weg stehen. Wir werden berichten.
Ich würd schon fast so weit gehen und da noch zwei Löcher in die Flanke der Trommeln bohren damit man die Beläge einstellen kann ohne jedes mal alles auseinander zu pflücken.
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