Ach wie ist das schön, wenn bei voller Fahrt der Durchschnittsverbrauch im Bordcomputer sinkt und man seinen persönlichen Bestwert erfahren kann. Natürlich klappt das nicht immer. Mal gibt es hier Ampeln an denen man halten muss, Dreißigerzonen mit Rechts vor Links und anderen Störquellen, die ein stetiges Verbessern des Verbrauchswertes verhindern. Oftmals sind die getätigten Fahrten auch nicht lang genug um ständiges Anfahren und Abbremsen abzufangen. Aber es ist möglich. Der Omega Caravan hat diese Woche wieder einen drauf gesetzt und im Verbrauch glatt genullt.
Doch allerorts regt man sich über große Autos auf. Neben der Tatsache, dass man in den Städten kaum Parkplätze findet und sie angeblich unübersichtlich sind (was neben der Übungssache aber auch das Können der Fahrer diagnostiziert) bekommt man immer das vermeintlich unschlagbare Argument an den Kopf geschmissen, dass diese Autos so viel Sprit verbrauchen und Kleinwagen doch deutlich sparsamer sind. Gerade in unserer Nachbarschaft folgt die Mehrheit der Kleinwagenpolitik. Tatsache ist: mit unserer SZK-Flotte stehen wir hier recht isoliert da. Einzig der Fiesta zählt noch zu den Kleinwagen. Leben wir vom SZK etwa auf großem Fuß? Ist ein Kleinwagen wirklich so viel sparsamer bzw. ein "großes" Auto etwa so teuer? In den folgenden Zeilen wollen wir uns mal ein paar philosophisch-theoretische und ganz besonders subjektive Gedanken machen.
Neuer aktueller Verbrauchs-bestwert beim Opel Omega Caravan
Erörtern wir die Fakten:
Als Vergleichswagen für diese Rechnung dient uns der Kleinwagen unserer Nachbarn, welche keine Gelegenheit ungenutzt lassen ihr Unverständnis gegenüber großen Automobilen Luft zu machen. Daher haben sie sich 2009 im Rahmen der Abwrackprämie gegen ihren bisherigen Ford Mondeo entschieden. Seit dem fahren sie einen Kia Picanto. In der nun folgenden Beispielrechnung wollen wir gezielt den Omega mit dem Picanto vergleichen.
Kia Picanto, Bj. 2011, Hubraum 1197 ccm, 70 PS, Leergewicht ca. 1000 Kg
Medianverbrauchswert nach Spritmonitor.de: 6,2 Liter/100 Km
Opel Omega, Bj. 2001, Hubraum 2200 ccm, 144 PS, Leergewicht ca. 1600 Kg
Medianverbrauchswert nach Spritmonitor.de: 9,8 Liter/100 Km
Der Verbrauch:
Der Picanto hat einen Leistungsumsatz von (6,2 / 70) etwa 88 ml/PS. Der Omega hingegen hat einen Leistungsumsatz von (9,8 / 144) etwa 68ml/PS. Das bedeutet, dass der Omega den Sprit effizienter nutzt. Allerdings liegt es in der Natur der Sache, dass der Spritverbrauch und die Leistung in Abhängigkeit zueinander korrelieren. Dies alleine lässt daher noch keinen eindeutigen Schluss zu. Besser betrachten wir das Verhältnis von Spritverbrauch zu Gewicht. Betrachtet man
sich, wie viel Liter Sprit auf ein Kilogramm der Fahrzeuge kommen, so
erreicht der Picanto einen Wert von 6,2 ml/Kg und der Omega einen Wert von 6,1 ml/Kg. Der Omega schneidet hierbei vergleichsweise genau so gut respektive einen Hauch besser ab als der Picanto (Im Vergleich: Der weiße E32 Siebener BMW verbrauchte 7,2 ml/Kg, soviel zur Weiterentwicklung der Effizienz und des Wirkungsgrades seit den 1980er Jahren).
Die KFZ-Steuer:
Der Omega wird aufgrund seines Alters noch nach Hubraum besteuert und kostet daher 148 Euro/Jahr. Der Picanto unserer Nachbarn ist jedoch nach 2009 gebaut worden und wird daher nach der Menge des ausgestoßenen CO2 besteuert. Bei rund 100 Gramm CO2 pro Kilometer macht das einen Steuerjahresbetrag von 20 Euro. Es ergibt sich im Vergleich eine Differenz von 128 Euro, mit denen der Omegafahrer den Staatshaushalt mehr füllt. Dies ist ein klarer Sieg für den Picanto (aus der Sicht des Autofahrers). Diesen Steuervorteil kann der Omega nicht einholen.
Das Raumwunder:
Unsere Nachbarn haben sich extra eine Dachbox gekauft, da großes Gepäck für größere und weitere Fahrten im viel zu kleinen Kofferraum (falls man das Dingen so nennen darf) des Picanto nicht untergebracht kriegen. Nicht nur, dass sie hiermit ihre Spritsparbilanz durch den erhöhten Cw-Wert ruinieren. Das spricht nicht gerade für die Geräumigkeit des Picanto. Dazu gibt es dann noch die idyllischen Bilder, wie sich unser Nachbar (ein Großgewachsener Mann um die zwei Meter) versucht sich in diese Konservenbüchse zu quetschen. Ohne die umgelegte Rückbank, lässt sich ein Großeinkauf wohl kaum bewältigen. Anders sieht das beim Omega aus. Hier ist auch ohne Umklappen der Rücksitzbank ein Unterbringen möglich. Die Sitzverstellungen sind so variabel, dass man sich nicht mühen muss eine angenehme Sitzpsition zu finden. Hier hätte auch unser Nachbar seinen Platz.
Agilität:
Der Picanto hat einen Wendekreis von 9,80m. Der Omega legt etwas mehr als einen Meter drauf und wendet in knapp 11 Metern. Zweifel bleiben hier nicht: der Picanto ist eindeutig der wendigere Wagen, der seinem Dasein als Kleinwagen hier die Siege einfahren kann. Mit knapp 3,50m Länge, 1,60m Breite und 1,50m Höhe passt er in wohl jede Parklücke und jedes noch so niedrige Parkhaus. Der Omega ist mit seinen 4,90m Länge, 1,80m Breite und 155m Höhe jedoch größer als der Picanto. Ein weiterer Vorteil des Picanto ist das Geringe Gewicht. Doch das kann er nicht nutzen. Der Picanto erreicht mit seinem Drehmoment von wenigen 95 Nm eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 13,6 Sekunden. Der Omega hat mehr Leistung, aber auch mehr Gewicht. Mit seinem Drehmoment von 205 Nm beschleunigt er von 0 auf 100 in 10,5 Sekunden. Die dem Omega also Vielfach attestierte Trägheit beim Beschleunigen, wird beim Picanto also nochmals gesteigert. Überholmannöver sollten beim Picanto lieber gut durchdacht werden.
Fazit:
Nun müssen wir uns abschließend fragen, was bekommen wir hierfür zwei Fahrzeuge? Der Picanto ist sicherlich das Fahrzeug für kleinwüchsige Wenig- und Stadtfahrer, die wenig transportieren müssen und denen das Beherrschen eines großen Autos misslingt. Doch transportieren und von der Stelle kommen, kann man mit ihm nicht. Hier sind die Stärken des Omega zu nennen: Laderaumkapazitäten, Bequemlichkeit, Sitzkomfort und im Vergleich vielleicht sogar die Beschleunigung. Jedenfalls muss man hier in Relation setzen, was mit dem Omega möglich ist und was mit dem Kia möglich ist. In den Freiheiten sind die Möglichkeiten mit dem Kia stark und offensichtlich eingeschränkt. Unsere Nachbarn müssen in manchen Fällen sogar zweimal Fahren, um bei Feiern oder ähnlichen Anlässen alle Einkäufe unterzubringen. Auch hier sehe ich den Vorteil des absolutistisch betrachteten geringeren Sprittverbrauchs eher als obsolet an. Denn schließlich ist es ein Trugschluss zu glauben, dass Fahrzeuge nur mit Luft und Liebe fahren. Einen gewissen Grundumsatz braucht jeder Motor um zu laufen. Der umgerechnete Wirkungsgrad des Picanto ist weder schlechter noch zwangsläufig besser als der des Omegas.Ungeschlagen bleibt der Picanto jedoch bei der Steuer.
Mein persönliches Fazit sieht daher so aus, dass es die zusätzlichen Möglichkeiten sind, weswegen ich meinen Omega vorziehe. Ich kann den Kofferraum mit allen Einkäufen volladen, kann immernoch 5 Personen mitnehmen und wenn es nötig wird noch eine Dachbox. Die Zuladung ist einfach größer. Sperrige Sachen finden leichter einen Platz im Wagen, die Anhängelast ist größerer als am Picanto und schließlich ist es nicht zuletzt eine Frage der Sicherheit, ob sich der Fahrer im Fall einer Gefahrenbremsung zweimal aus der Ecke des Gaspedals entknoten muss um das Bremspedal zu erreichen, da der Wagen der Körpergröße nicht entspricht. Letztendlich ist es doch eine Frage der Grenzen, welche ich mir beim Autokauf setze. Sind es die finanziellen Grenzen, wobei diese sich je nach Fahrverhalten, Gewohnheiten und ähnlichen Imponderabilien auch anpassen lassen? Oder sind es die technisch und praktisch möglichen Grenzen, sie sich nicht mal eben so erweitern lassen?
Auf diese Frage, sollte wohl jeder seine eigene Antwort finden.
Ein kleines Auto muss man sich leisten können. Mir sind die Nachteile zu groß. Heute hat sich der Omega wieder als komfortable Reiselimousine bewährt die auch mit nur Vier Zylindern locker Tempo 170 halten kann. Da kriechen die Kleinwagen nur zwischen den LKWs herum.
AntwortenLöschenComickus
P.S: Die Omega-Radschrauben haben mehr Drehmoment als der Picanto-Motor.