Freitag, 12. Dezember 2014

Der Normalpassat -kein Fass ohne Boden


Als der Nikograf im August sein neues Auto in Empfang nahm, standen zwei Dinge sofort fest; das Kinde braucht einen Namen (daran arbeiten wir noch) und es gibt eine lange Liste von Reparaturen und sonstigen Arbeiten die so schnell wie möglich erledigt  werden müssen. Einige große Baustellen konnten wir schon hinter uns lassen. Jetzt soll vorm Winter noch die Karosserie auf Vordermann gebracht werden.


Die Rostprobleme dieses 35i Variant waren, neben anderen Faktoren, entscheidend für den geringen Kaufpreis und das notwendige Übel wenn man möglichst günstig an ein neues Auto kommen will. Immerhin wussten wir davon und konnten die bevorstehenden Arbeiten in den Kaufpreis einrechnen und haben trotz allem nicht zu viel gezahlt.


Wirklich brisant wird der Rost für uns zwar offiziell erst in einem Jahr wenn die nächste Hauptuntersuchung ansteht, aber je länger wir jetzt warten, desto größer wird die Roststelle und umso mehr Arbeit macht die gründliche Rostbeseitigung. Also lieber jetzt noch einmal in die kalte Garage und das Schweißgerät angeheizt damit der brauen Gefahr die Grundlage entzogen wird.


Neben etlichen Alterstypischen Flugroststellen an Auspuff und Aggregaten finden sich leider auch zwei ausgewachsene Rostlöcher im Bodenblech. Auf der Fahrerseite wurde in der Vergangenheit wohl schonmal mit mäßiger Sorgfalt ein Flicken auf die Schadstelle geheftet. Nicht wirklich schön, aber funktional und für dieses Auto und unsere Absichten vollkommen ausreichend. Genau so wollen wir es auch machen, zumindest im Prinzip. Das Endprodukt sollte trotzdem etwas besser aussehen.


Bevor wir mit der Arbeit beginnen nochmal eine Warnung an alle die sich motiviert fühlen nun auch selbst ihre mürbe Karosse wieder "durch den TÜV zu schweißen": macht diese Arbeiten nur wenn ihr sicher seid bei dem was ihr tut. Falsch eingeschweißte Bleche können bei Unfällen gravierende Folgen haben, die Knautschzonen sollten ihrer Aufgabe beim Crash nachkommen, der Rest muss stabil bleiben. Auch das Schweißen selbst birgt einige Risiken: klemmt die Batterie ab um einen Kurzschluss in den Steuergeräten zu vermeiden und HALTET LÖSCHWASSER BEREIT!


Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass so ein Autoteppich verdammt gut brennt und geschmolzene Gummimatten hässliche Brandblasen auf der nackten Haut hinterlassen. Und wenn ihr dann noch einen Pulver-Feuerlöscher im Innenraum ausgeleert habt, ist das Auto in 99% der Fälle ein wirtschaftlicher Totalschaden -die Sauerei bekommt man nicht mehr weg. Da hilft nur eine komplette neue Innenausstattung.


Nachdem die Batterie abgeklemmt ist und ein Eimer mit Wasser bereit steht, kann die Karosserie vorbereitet werden. Von unten muss mit einer Drahtbürste oder Fächerscheibe der Unterbodenschutz, Rost und Lackreste beseitigt werden. Im Innenraum lag eine Decke überm Loch um den Schleifstaub von den Sitzen abzuhalten. Andernfalls lässt sich das Reparaturblech nicht ordentlich anschweißen. Von Oben muss der Teppich und das Dämmmaterial aus dem Weg, ansonsten fängt es möglicherweise an zu brennen und versiegeln müssen wir den Flicken zum Abschluss ja auch noch.


Den Flicken schneide ich mir aus einem Blechstück zurecht welches sich im Eisenfundus befand. Die Blechdicke passt ziemlich genau und die richtige Größe hat es auch. Nur die Form muss noch angeglichen werden. Dort wo jetzt das Loch ist, befand sich vorher eine Blechsicke um einen Karosseriestopfen welcher mittlerweile ausgerostet und abgefallen ist. Diese Kontur muss das neue Blech annehmen um vernünftig zu passen.


Aus Mangel an Werkzeug (vorallem einem Eckholt oder Karosseriehämmern) muss es dieses Mal mit einfachen Mitteln erledigt werden. Die schmale Seite eines Schlosserhammers verpasst dem Blech die Sicke und mit zwei Zangen lässt es sich nach belieben verbiegen. Einen Schönheitspreis müssen wir aber auch garnicht gewinnen. Hauptsache wir werden fertig und der Boden ist dicht.


Wenn der Flicken die passende Form hat, wird mit der Fächerscheibe rundum der Lack entfernt, er würde beim schweißen ohnehin verbrennen und tierisch stinken. Dann kann es endlich losgehen mit der Schweißerei.Oben steht derweil permanent eine Brandwache mit nassen Lappen um den Innenraum vor Flammen zu schützen. Bis auf die kokelnden Dämmmatten blieb zum Glück alles ohne Folgen.


Das Blechstück wird zunächst rundherum angeheftet, so dass es dicht anliegt und sich nicht durch die Hitze hochbiegen kann. Im Anschluss wird rundherum Punktgeschweißt, das ist zwar weniger elegant als eine durchgehende Schweißnaht, aber das dünne Karosserieblech kann die große Hitze so besser aushalten. Wenn das erledigt ist, muss der Ruß beseitigt werden und der Rostschutzanstrich kann aufgetragen werden.


Bei den niedrigen Temperaturen während unserer Garagenaktion brauchte der Lack besonders lange um abzutrocknen. Ein Heißluftföhn beschleunigt den gesamten Prozess deutlich, Hauptsache der Lack wird nicht so heiß, dass er Risse bekommt. Auch auf der Fahrerseite haben wir nochmal den Rost und (das bisschen) Lack von der Reparaturstelle entfernt um neuen Rostschutz aufzubringen.


Da die Schweiß"naht" vermutlich nicht ganz dicht ist, wurde zum Abschluss an beiden Blechen rundum die Kante mit Dichtmasse (Sika-Flex) versiegelt. Jetzt ist der Boden wieder Wasserdicht und nach einer Schicht Unterbodenschutz sollten die Spuren des Eingriffs quasi unsichtbar sein.


Im Innenraum fällt nurmehr der verbrannte Geruch und das x-förmige Loch im Teppich auf. Bestimmt hätten wir auch den Teppich hochnehmen und vorsichtig aus dem Weg räumen können. Aber mit dem Teppichmesser ging es ruck zuck und so viele Menschen schauen hier auch nicht unter die Fußmatten.

2 Kommentare:

  1. Dann viel Spaß beim zusammennähen.

    P.S.: Der Teppich im Passat ist unterm Fahrersitz geteilt und die Schwellerverkleidung an den Türen lässt sich auch leicht abnehmen. Eure Messeraktion hat eine Zeitersparnis von ca. 15 min gebracht.

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  2. Ja, das mit dem Teppich ist auch nicht unbdeingt schön und elegant, aber der Vorbesitzer (bzw. die Schrauberbude die das durchgeführt hat) hat beim alten Flicken auf der Fahrerseite ebenso verfahren und die Fußmatte kruezuweise aufgeschnitten. Insofern ist es mehr oder weniger konsequent, dass der Teppich auf beiden Seiten kaputt ist. Den Kokelgestank übertüncht inzwischen übrigens ein Lavendeldöschen. Wenn man den Wagen öffnet, kommt einem ein halbes französisches Lavendelfeld entgegen . . .

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