So schön es für manche Menschen auch sein mag alle paar Jahre ein 'neues' Auto zu zulegen -hier im SZK trennen wir uns von einem Fahrzeug in der Regel nur weil es verunfallt oder zu Reparaturbedürftig ist um wirtschaftlich sinnvoll in Stand gesetzt zu werden. Dieses mal ist letzteres der Fall und erwischt hat es ausgerechnet den grauen Autogas Siebener.
Das Unheil begann an einem Donnerstag morgen; der Siebener sollte aus der Garage und dann zur Arbeitsstelle fahren. Doch nach dem ersten Schlüsseldreh rasselte und schüttelte sich der Motor als ob ein Eimer Unterlegscheiben in der Ölwanne liegt. Kein gutes Zeichen! Trotzdem muss der Wagen erstmal durchhalten und bis zum Firmenparkplatz durchhalten, und dann nochmal die 6km bis zur Werkstatt. Das war dann leider auch schon die letzte Fahrt die wir in diesem Siebener gemacht haben.
In der Werkstatt diagnostizierte der Meister direkt ein Problem mit der Ventilsteuerung. Nachdem der Ventildeckel aus dem Weg war ließ sich die Steuerkette genau inspizieren und zeigte einen Vorgeschmack auf das Problem: der Kettenspanner ist bis zum Anschlag ausgefahren. Irgendwo muss eine Umlenkrolle oder ein Zahnrad weggebrochen sein, so dass die Kette durchhängt und vom Spanner nicht mehr weiter nachgestrafft werden kann. Nun schleift sie auf den Kunststoff-Gleitschienen und am Steuerkettengehäuse. Die Zahnräder der vier Nockenwellen sind angefressen und im Öl schwimmen Aluminium und Plastik Bröckchen.
Eine preisgünstige Reparatur hatten wir ohnehin nicht wirklich erwartet, aber das es gleich so teuer werden soll, ist doch eine große Überraschung. Mehrere tausend Euro verlangt die Werkstatt allein für die notwendigen Teile (die vier Vanos-Elemente der verstellbaren Nockenwellen kosten schon ein heiden Geld) und dann noch zig Stunden für den Aus- und Einbau der Teile. Doch selbst danach wissen wir nicht ob noch irgendwo Späne im Ölkreislauf sitzen und auf längere Zeit ihr schädliches Werk vollenden.
Mit diesem Gedanken im Kopf und dem Wissen das die Reparaturkosten den Zeitwert des Siebeners erreicht und vielleicht sogar noch übersteigen, fiel die Entscheidung den Motor nicht zu reparieren sondern stattdessen einen adäquaten Ersatzwagen zu finden. Ein neuer Motor kam auch nicht wirklich in Frage da passende Austauschmotoren entweder weit über 200.000km gelaufen haben oder noch teurer sind als die Reparatur unseres alten Motors.
Doch was ist ein adäquater Ersatzwagen für diesen 740i? Wie schon der Nikograf wusste: "Was kann einem Siebener nur das Wasser reichen? Richtig, ein neuer Siebener"und genau darum kam ein kleiner Fünfer (E39) auch nicht in Frage. Dann lieber ein etwas kleinerer Motor und etwas älter, aber mit weniger Laufleistung und in besserem Pflegezustand! Die guten Teile und Extras vom grauen BMW könnten wir dann sogar übernehmen.
Nach ein paar Tagen intensiver Recherche fand sich ein geeigneter Kandidat bei einem Gebrauchtwagenhändler in der Nähe. Aus zweiter Hand, mit 135.000km auf der Uhr, bis zum letzten Tag Scheckheftgepflegt. Dafür das es nur ein 98er Baujahr und 3.5l Modell ist, war der Kaufpreis absolut in Ordnung. Nun müssen die Gasanlage und ein paar andere wichtige Bauteile vom alten in den neuen Wagen getauscht werden. Einer der großen Vorteile wenn man das gleiche Auto nochmal kauft.
Im direkten Vergleich zeigen sich die Unterschiede von Vor-Vorfacelift und Nachfaceliftmodell schon rein äußerlich sehr schnell. Die rechteckigen Halogenscheinwerfer und gelben Blinker rundherum sind nur ein erster Anhaltspunkt. Im Innenraum befindet sich zwar das große Navidisplay und auch ein Autotelefon, aber dafür hat der Wagen kein Elektronisches Stabilitätsprogramm sondern nur eine Traktionskontrolle. Die restlichen Unterschiede sind mehr der Ausstattungslust des Vorbesitzers zu Schulden als dem Modelljahr. Kein Regensensor aber ein elektrisches Heckscheibenrollo!
Unter der Motorhaube verbirgt sich der 3.5l große V8 Benzinmotor mit 235PS, schon nicht schlecht, aber doch ein gewaltiger Unterschied zum Vorgänger mit 4.4l Hubraum und 286PS. Nicht nur wegen des Leistungsdefizites muss man beim beschleunigen stärker aufs Gas treten, der 35i hat noch eine mechanische Drosselklappe mit Seilzügen. Im Gegensatz zum elektronischen Gaspedal im 40i spürt man die höheren Bedienkräfte, aber auch die bessere Dosierbarkeit und das (subjektiv) schnellere Ansprechverhalten.
Insgesamt fährt auch der neue Wagen so wie man es von einem Oberklassefahrzeug erwarten darf. Allein schon aufgrund des Gesamtzustandes stellt er eine Verbesserung zum grauen E38 da. Wenn jetzt noch im laufe des Winters die Gasanlage und die restlichen wichtigen Teile eingebaut werden können wir von einem gelungen Wechsel sprechen. Schade ist es aber dennoch um den alten Siebener, schließlich hat er uns immer gute Dienste geleistet. Seine sterblichen Überreste werden zerlegt und sorgen hoffentlich dafür das ein paar andere E38 noch ein paar weitere Jahre auf der Straße bleiben können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.
Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen
Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!
Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.