Freitag, 26. Dezember 2014

Wir sollten einen Lieferwagen kaufen!


Wenn junge Familien sich direkt erstmal einen Minivan zulegen müssen weil keine drei Maxi-cosi auf die Rücksitzbank und keine zwei Kinderwagen in den Kofferraum einer normalen Kompaktlimousine schaffen, stellt sich mir die Frage: Wäre noch größer vielleicht noch besser? Die Steigerung von Minivan ist der Bulli, und die Steigerung von Bulli heißt Sprinter oder schlicht Lieferwagen. Genau so einen braucht man heute einfach!


Der Preisvergleich zwischen normalen VW Multivan und einem Kleinbus auf Lieferwagenbasis mit bis zu 9 Sitzplätzen, fällt immer zu Gunsten des Busses aus. VW verkauft seine Ware einfach verdammt teuer -da bekommt man anderswo sein Gefährt zu einem deutlich günstigeren Kilopreis. Und robuster sind die meisten Lieferwagen auch, wie sollten sie sonst im Dauereinsatz der Paketdienste und Handwerkerkolonnen überleben.


Wo normale Diesel-PKW nach einer regelmäßigen Spritztour über die Autobahn verlangen weil sie zu viel im Kurzstreckenverkehr laufen, kommen Lieferwagen im Postdienst erst richtig in Fahrt. Die wurden schließlich genau für diesen Einsatzzweck entwickelt. Auch die Kupplung und der Rest des Antriebsstrangs stammen nichtmehr aus dem PKW-Teileregal sondern sind mehr oder weniger exklusiv für Nutzfahrzeugkunden gemacht.


Da SUV und Pseudo-Geländewagen nach wie vor hoch in der Gunst von Neuwagenkunden stehen kann das wenig sportliche (= viel Seitenneigung) Fahrverhalten und die geringe Höchstgeschwindigkeit (=Aerodynamik eines fliegenden Ziegelsteins) kein wirklicher Grund gegen den Kauf eines Lieferwagens sein. Zudem sei gesagt das sich ein 5,4m langer Lieferwagen mit seinen riesigen Aussenspiegeln und der eckigen Form wesentlich leichter parken und rangieren lässt als so mancher Mittelklassewagen. Ich spreche da aus leidiger Erfahrung.


Die hohe Sitzposition und das bequeme Ein- und Aussteigen würden sicher auch älteren Semestern gut gefallen, durch die breiten Schiebetüren passt alles vom Rolator bis zum Elektroscooter. Für junge Familien und Studenten eignet sich so ein Kastenwagen perfekt als mobile Unterkunft oder zum häufig anstehenden Umzug von WG zu WG. 


An diesem Wochenende stand uns dafür ein 2007er Ford Transit mit kurzem Radstand und 115PS Motor zur Verfügung. Auch wenn es sich dabei, wie der Name schon sagt, um ein reines Nutzfahrzeug handelt, macht es doch Spaß mit dem Gefährt durch die Stadt zu düsen und die ordentliche Beschleunigung auszukosten. Das den ganzen Tag über schlechtes Wetter herrschte war kein Grund zur Sorge, sondern steigerte den Fahrspaß sogar noch.


Mit der Ladefläche voller Möbel und Gepäck hört man kaum noch Klappergeräusche im Innenraum und auch die Straßenlage ist weit weniger bockig. Das ist der Preis den man zahlen muss für eine Zualdung von über einer Tonne. Hätte der Wagen eine Luftfederung würde der Beladungszustand keinen Einfluss mehr auf den Federungskomfort haben. Aber das ist in dieser Fahrzeugklasse absolut nicht die Norm.


Dank der sehr leichtgängigen Servolenkung und der knackigen Sechsgang Handschaltung mit einem kleinen Schalthebel oben im Armaturenbrett ist eine Bedienung wie im PKW möglich. Nur die drei Zigarettenanzünder und das halbe Dutzend Becherhalter unterscheiden ihn von normalen Autos. Da merkt man wieder für wen dieses Fahrzeug in erster Linie entworfen wurde, in den Ablagefächern verschwinden ganze Aktentaschen und Werkzeugkisten wenn es nötig werden sollte. 


Im hinteren Abteil sitzt man auf großen Bänken mit integrierten Anschnallgurten. Neben drei Innenraumleuchten und einer separaten Heizungskontrolle fallen die vielen zusätzlichen Aschenbecher direkt positiv auf -auch wenn ich mir nicht vorstellen kann wie der Fahrer noch etwas sehen soll wenn jemals zeitgleich neun Kettenraucher im Auto sitzen würden. Zur Not bleibt einfach die Schiebetür oder eine Hecktüren offen. Ob Portaltüren oder eine große Heckklappe nun besser sind muss jeder selber wissen, aber in engen Parklücken machen die kleinen Türen mit 270° Öffnungswinkel viele Dinge einfacher.


Auf der Autobahn zeigt die Physik dem Wagen hart seine Grenzen auf, bei knapp 160km/h hemmt der Luftwiderstand jeden weiteren Fordtrieb und die Dröhngeräusche im Innenraum machen eine Unterhaltung im Fahrzeug schon bei 130 Sachen fast unmöglich. Das dieses Exemplar schon einige harte Jahre und fast 200.000km auf dem Buckel hat, hilft dabei natürlich kein bisschen. Im Leerlauf erzeugt der 2,4l große Vierzylinder Turbodiesel genau im passenden Frequenzbereich Vibrationen die das Armaturenbrett in Schwingung versetzen. Vermutlich hat deswegen auch das Radio einen Wackelkontakt...


Dafür das es sich 'nur' um einen kleinen Transit mit mittelhohem Dach handelt, passt trotzdem der komplette Wohnungsinhalt in den Laderaum. Wäre er größer hätte man natürlich mehr Platz, dafür könnte man nichtmehr überall durchfahren und in fast jedem Hinterhof wenden. So würde er sogar als Haupttransportmittel eine gute Figur machen und relativ leicht eine passende Parklücke finden. In Parkhäuser und Tiefgaragen kommt man trotzdem nicht.


Sobald die Arbeit erledigt und die Ladefläche wieder leer ist, kann der entspannte Teil des Abends beginnen. Dank des Gummibodenbelages braucht man sich keine Sorgen wegen der fettigen Pizza in der Hand zu machen -zur Not kommt einmal der Gartenschlauch zum Einsatz. Auf dem Heimweg lässt sich auch gleich mal Testen wie gut das ESP eigentlich arbeitet, denn ohne Beladung liegt die Gewichtsverteilung bei gefühlten 70% auf der Vorderachse. Bei leichter Nässe und etwas mehr Gas drehen die Hinterräder bei jeder Gelegenheit durch, doch selbst dann lässt sich das Gefährt sicher in der Spur halten -der lange Radstand sorgt für sehr gutmütiges Verhalten im instabilen Fahrzustand. Oder man lässt das ESP eingeschaltet und es passiert einfach garnichts außergewöhnliches.


Für mich steht das Fazit fest, einmal im Leben muss man ein vernünftiges Auto besitzen und nichts ist vernünftiger als ein Nutzfahrzeug. Was noch fehlt ist das nötige Kleingeld und eine Garage die groß genug ist.

  

1 Kommentar:

  1. Auch als Garage für Motorad und Co. nutzbar. Keine Parkplatzsuche in der Stadt mehr nötig, einfach ins geparkte Auto und gut ist.

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