Letzte Woche war ich mit meinem Passat in der Nachbarschaft des Spezialpassatfahrers unterwegs. Eigentlich nichts besonderes, wenn da nicht zwei wildfremde Personen gewesen wären, die mir spontan im Vorbeifahren zuwinkten. Kenne ich die? Erstmal zurückwinken. Peinlich, wenn ich die beiden eigentlich doch kenne, jetzt aber nur nicht erkenne. Dreißig Meter später: Ich überlegte hin und her. Nein, nicht das ich wüsste. Aber dann fiel der Groschen. Es waren die Nachbarn und diese meinten nun den Spezialpassat erkannt zu haben. Nun gut, im Halbdunkeln der Abenddämmerung möchte ich ihnen recht geben und diesen Faupax durchgehen lassen. Schließlich haben der Spezialpassatfahrer und ich auch annähernd die gleiche Figur. Aber ist es wirklich so schwer die beiden Passate auseinanderzuhalten? Schauen wir uns die beiden Kandidaten doch noch einmal genauer an
Auf den ersten Blick ist es natürlich einfacher die Gemeinsamkeiten aufzulisten, da diese ja schließlich zur Verwechslung der beiden Fahrzeuge führen. Da wäre zunächst ganz dringlich die Farbe der Lackierung zu nennen. Windsorblue Metallic ist wohl eine Farbe, die auf der Bestellliste bei VW öfter angekruzt wurde. Dass aber auch diese geschmacklose 90er Jahre Sitzbezugpolsterung in beiden Fällen d´accore mit der Wagenfarbe bestellt wurde, lässt nur diese beiden Rückschlüsse zu: Entweder er war fest mit der Lackfarbe kombiniert oder es war der Standardbezug der ohne Aufpreis seinen Weg ins Wageninnere fand. Vermutlich eher letzteres. Doch auch die Alterserscheinungen lassen identische Spuren erkennen. So ist in beiden Passatwagen die Plastikgurtführung durch zu intensive UV-Bestrahlung ausgeblichen und erscheint jetzt Antharzit. Beide Wagen verfügen außerdem über ein elektrisches Glasschiebedach und wurden mit den Bosch Aerotwin Scheibenwischern aufgerüstet.
Man merkt also, dass auf einen ersten Blick akute Verwechslunsgefahr bestehen kann. Doch darum ist es umso wichtiger nun auf die Unterscheide zu blicken.
Von Hinten:
Der Spezialpassat hat bereits eine dritte Bremsleuchte. Der Erstbesitzer meines Passats verzichtete auf dieses scheinbar aufpreispflichtige Accessoir und machte auf der Bestellliste kein Kreuz. Doch das ist nicht das einzige worauf mein Wagen verzichten muss. Auch der Kleber des VW-Logos hat in den vergangenen Jahren seine Festigkeit einbüßen müssen, so dass mein Vorgänger wohl irgendwann unterwegs das Logo verlor. Hier muss irgendwann Ersatz her, doch das ist nur ein optischer Mangel. Der Spezialpassat hat hinten also die Nase vorne. Was jedoch insbeondere im Direktvergleich auffällt, sind die ca. 5 Zentimeter Höhenunterschied zwischen den Passaten. Der Spezialpassat liegt tiefer auf der Straße. Woran das liegt können wir an dieser Stelle nur vermuten. Angesichts der Tatsache dass VW bestimmt keine unterschiedlichen Fahrwerke eingebaut hat, es sich also wahrscheinlich noch um standardisierte Serienfahrwerkskomponenten handelt, sind wahrscheinlich die Stoßdämpfer vom Spezialpassat inzwischen etwas schlaffer als beim anderen Passat. Hinzu kommt, dass auch die Reifengrößen unterschiedlich sind. Diese machen zwar keine 5 Zentimeter aus, doch alles summiert sich. Schließlich unterschieden sich die Tankinhalte auch etwas. Außerdem fällt auf, dass der Spezialpassat bereits über eine abnehmbare Anhängerkupplung verfügt, die bei meinem Passat fehlt.
P.S: eine Gemeinsamkeit muss ich an dieser Stelle trotzdem noch erwähnen. Beide Passat haben in Höhe des Endschalldämpfers eine halbrunde Aussparung in der Heckschürze. Hierbei handelt es sich um durch heiße Abgase geschmolzenes Plastik. Interessant, dass dies in beiden Fällen auftritt.
Von Vorne:
Als erstes fällt mir sofort der Scheibenrahmen der Windschutzscheibe in den Blick. An der Bindestelle ist eine Manschette angebracht, die beim Spezialpassat passend zur Rahmenfarbe in schwarz lackiert ist. Bei meinem Passat ist diese metallisch silbern - die Farbe fehlt. Doch dafür hat der Plastikabdecknupsi des Scheibenwischerarms bei mir noch mehr schwarze Anteile als beim Spezialpassat. Beim genauen Betrachten unterscheiden sich auch die AeroTwin Scheibenwischer. Beim Spezialpassat sind solche erster Generation verbaut. Die bei meinem Passat wurden leicht überarbeitet. Beide haben keinen Windabweiser. Wenn man etwas weiter unten schaut wird schnell ersichtlich, dass der Spezialpassat Nebelscheinwerfer hat. Bei meinem Passat finden sich nur die Blenden.
Motorraum:
Hier kann man natürlich im Vorbeifahren nicht reingucken, aber hier würden die größten Unterschiede ersichtlich. Der Spezialpassat wird von dem 1.8er 90PS ADZ-Motor angetrieben. Im anderen Passat ist der 2.0er 115PS AGG-Motor verbaut, rein optisch lassen sich diese Beiden schnell durch die Farbe des Ventildeckels und die Anordnung der Drosselklappe erkennen. Aber auch die Anbauteile sind potentiell unterscheidungsfähig. In meinem Passast fallen der Klimakompressor und die entsprechenden Leitungen sofort auf. Entsprechend macht Kleinvieh bekanntlich auch Mist und so sind noch einige Kleinigkeiten zu nennen, wie beispielsweise das Masseband zur Motorhaube, das beim Spezialpassat aus Ermangelung an heizbaren Wischwasserdüsen nicht notwendig ist.
Innenraum:
Im Armaturenbrett macht sich das Ausstattungsplus meines Passats etwas bemerkbar. Sitzheizungsschalter und Klimatronicbedieneinheit sitzen dort, wo beim Passat die Blindstopfen die Armatur zieren bzw. die Heizungsdrehregler für angenehme Temperaturen sorgen. Dafür hat der Spezialpassatfahrer an Stelle des Blindstopfens einen Zweiwegeschalter eingebaut und verfügt - wegen der Anhängerkupplung - eine zusätzliche dritte Kontrolleuchte für das Blinkersignal. Was Car-Hifi und Multimedia betrifft unterscheiden sich die Radios und der Spezialpassat glänzt durch den Festeinbau des CB-Funkgerätes. Dafür hat meiner, dank des in diesem Punkt spendablen Erstkäufers, in den vorderen Türverkleidungen bereits Lautsprecher verbaut. Der Spezialpassat hat manuell verstellbare Außenspiegel, der Neuling im Fuhrpark hingegen elektrische.
Sicherlich gibt es mit mehr Tiefgang auch noch mehr Unterschiede. So zum Beispiel das Ansprechverhalten der Kupplung und der Weg des Kupplungspedals, sowie der Einlegeweg der Gänge mit dem Schaltknauf, die Kabelverlegung im Motorraum, Abnutzungsspuren an den Lenkrädern, etc. Doch das ist dann wirklich etwas, das an dieser Stelle zu viel des Guten wäre. Ich hoffe dass ihr nun die beiden SZK-Passate ein wenig besser unterscheiden könnt und vielleicht auch die Nachbarn beim nächsten Mal im Halbdunkeln zumindest einen Blick auf das Kennzeichen werfen. Denn die sind sich nun wirklich nicht ähnlich. Habt ihr vielleicht Ideen und Vorschläge, wie wir das Pendant zum Spezialpassat nennen können? In diesem Sinne bis bald.
Kollossal-Passat
AntwortenLöschenDer Clonkrieger. Der Universalpassat. Der Pampersbomber. Mr Windsor.
AntwortenLöschenDa fallen mir noch dutzende von anderen Namen ein.
Viel wichtiger ist es die verbleibenden Unterschiede abzuarbeiten.
Comickus