...ist dieser Rasenmäher! Es ist kein besonderer Rasenmäher, aber es ist mein Rasenmäher. Ich habe ihn aus seinem staubigen Unterschlupf ans Tageslicht gebracht und in die heimische Garage geholt. Hier soll er wieder zum laufen gebracht und für die nächste Gartensaison bereit gemacht werden.
Zugelaufen ist er uns zwar schon vor einigen Wochen, aber erst jetzt während der Feiertage konnte ich mich mal intensiv mit dem Vehikel beschäftigen. Da er am ersten Weihnachtstag seine ersten Lebenszeichen von sich gab, zählt er für mich als Weihnachtsgeschenk. Begonnen hat die Geschichte schon einige Tage zuvor.
Genauer gesagt beginnt die Geschichte irgendwann zwischen 1995 und 1998, in diesem Zeitraum erblickte dieser Aufsitzrasenmäher (Rasentraktoren haben den Motor vor, nicht unter dem Fahrersitz) in Gummersbach das Licht der Welt. Dort produzierte die Firma SABO den Clipper52 -so heißt dieses Modell, 52 steht für die Schnittbreite des Mähwerks in Zentimetern. Die nächsten zehn Jahre verrichtete er unauffällig seine Dienste in einem kleinen Garten mit starker Hanglage -das war auch der Grund warum es unbedingt ein selbstfahrender Rasenmäher sein musste. Nachdem sein Besitzer verstorben war, stand das gute Stück etliche Jahre in seiner Ecke der Gartenhütte und sammelte Staub und Spinneweben.
Durch eine glückliche Fügung wurden wir auf diesen Umstand aufmerksam und konnten das gute Stück ergattern und zogen es erstmal mühsam auf vier platten Reifen den Hang hinauf. Dort wartete bereits das Auto samt Anhänger. Zu dritt gelang es den 130kg schweren Brocken aufzuladen und nach Hause zu bringen. Hier blieb es zunächst bei einer ersten Grundreinigung und Begutachtung der nötigen Arbeiten. Einen Startversuch haben wir natürlich gemacht, aber wie zu erwarten gab der Motor keinen Ton von sich.
Vor Ort mit einer kleinen Fußluftpumpe war es uns nicht gelungen die Reifen unter Druck zu setzen, mit dem Kompressor in der Werkstatt sah die Sache schon etwas anders aus. Trotz tiefer Spuren im alten Gummi, das wohl schon mehrere Jahre ohne Luftfüllung gewesen war, ließen sich drei von vier Reifen aufpumpen und hielten ihren Druck. Nur das linke Vorderrad blieb schlapp, da müssen wir wohl den Schlauch flicken.
Zwischen dieser Erkenntnis und den weiteren Arbeiten sind wieder mehrere Wochen ins Land gezogen. Mittlerweile ist es Dezember und unangenehm kalt draußen -das perfekte Wetter um sich in die kalte Werkstatt zu hocken und stundenlang an siffigen Motorteilen rumzuspielen. Folglich wurden jeden Tag auch nur ein paar Stunden effektiv gearbeitet, dann ging es zurück in die Wärme. Dort kann man auch bequem die nötigen Ersatzteile ordern, einen neuen Schlauch für das Vordererad und 20cm neue Spritleitung sowie einige Schlauchschellen. Viel mehr (neben Strom, Benzin, Kriechöl und Geduld) brauchte es letztendlich garnicht um die 6PS starke Maschine zum Leben zu bringen.
Wie jeder (Benzin)-Motor braucht auch dieser 190Kubikzentimeter große Viertakt-Einzylinder drei Dinge zum Laufen: Kraftstoff, Luft und Zündfunken. Genau in dieser Reihenfolge überprüfte ich dann auch die einzelnen Baugruppen und Anbauteile. Da sich im Tank kein Benzin befand, war dies der erste Schritt zur Wiederbelebung, mit einem halben Liter aus dem Reservekanister im Tank zeigte sich so gleich das erste Problem: die Kraftstoffleitungen sind gleich an mehreren Stellen undicht und der schöne Sprit läuft aus.
Nach so vielen Jahren kann Gummi schonmal porös und undicht werden, neuer Schlauch kostet nicht die Welt und mit passenden Schlauchschellen lässt er sich auch leicht am Benzinhahn, Kraftstofffilter und Vergaser befestigen. Dazu muss der Luftfilter samt Ansaugtrichter demontiert werden, darunter verbirgt sich der Vergaser mit seinem fragilen System auf Drosselklappe Drehzahlregelung und vielen kleinen Federn die alles miteinander Verbinden. Schließlich muss der Motor auf alle Lastzustände optimal reagieren und dazu steht keine ausgefuchste Computersteuerung zur Verfügung sondern nur simple Mechanik.
Doch wenn soviel Grasreste und Schmutz in der Mimik steckt, kann das nicht richtig funktionieren. Also weiter säubern und mit Pressluft den Dreck wegblasen -ohne irgendwelche wichtigen Kleinteile zu verlieren. Briggs&Stratton-Ersatzteile werden teuer verkauft. Eine kleine Dichtung oder Feder kostet schnell über 10€. Aber ohne sie funktioniert die ganze Maschine nicht. Also aufpassen!
Mit intakter Spritzufuhr und etwas Sprit im Tank, offenbarte sich das nächste Problem: der Vergaser läuft über. Offenbar klemmt das Düsennadelventil in der Schwimmerkammer fest. Dieses sorgt dafür das immer ausreichend Sprit im Vergaser ist und soll den Zufluss eigentlich stoppen sobald der Pegel einen gewissen Stand erreicht hat. Dann also auch noch den Vergaser runter rupfen und auf der Werkbank reinigen. Mit einer feinen Nadel und Bremsenreiniger kommt der Dreck aus den Kanälen herraus und alles dürfte wieder funktionieren.
Jetzt wo Luft und Spritversorgung wieder stimmen (sollten) geht es zum dritten wichtigen Bestandteil des Motors: die Zündanlage. Da dieser Motor schon etwas neueren Datums ist, besitzt er eine kontaktlose Magnetzündung die ohne bewegliche Teile auskommt und als solches Wartungsfrei ist. Die Probleme liegen meist bei der Zündkerze oder der Zündunterbrechung. Mit etwas Improvisation (ohne passenden Zündkerzenschlüssel kriegt man die Kerze nur schwer aus ihrem Loch) kam das Teil endlich herraus. Im hellen Werkstattlicht fiel die verölte Elektrode auf, so kann die Kerze nicht funktionieren. Mit Bremsenreiniger und etwas Feuer lässt sich der Ölfilm abbrennen -sieht spektakulär aus und funktioniert!
Zu Probezwecken schloss ich die Zündkerze wieder an die Zündspule an und hielt das Gehäuse gegen einen guten Massepunkt am Motor. Wenn ich nun den Anlasser betätige müsste es eigentlich ein paar schöne Funken an der Kerze geben. Doch es passierte leider nichts, die Zündung bleibt aus. Na gut, dann auch noch runter mit der Zündspule und durchmessen, in der Primärspule beträgt der Widerstand 2,4Ohm und von der Sekundärspule zum Zündkerzenstecker sind es 4,35Kiloohm, alles in bester Ordnung eigentlich. Mit einer gründlichen Reinigung und nachdem der Luftspalt zwischen den Magneten auf der Schwungscheibe und der Zündspule nach Augenmaß eingestellt war, funktionierte die Zündung auch wieder wie sie sollte. Merkwürdig.
Nun sollten alle Teile des Puzzles zusammen sein und in der Theorie müsste der Motor nun auch anspringen. Jetzt machte ausgerechnet die Elektrik Probleme und in der Elektrik sind Fehler nicht so leicht zu finden, besonders wenn wie in diesem Fall kein Stromlaufplan zur Hand ist und alle Kabel im Mäher entweder Rot Blau oder Schwarz sind. Nach einigen Fehlversuchen und dem Universalzündschlüssel (Spitzzange an den entsprechenden Kontakten auf der Rückseite vom Zündschloss) ließ sich der Anlasser doch noch zu einem Lebenszeichen bewegen. Die kleine 4,5Ah Batterie hing in den letzten Wochen schon mehrfach am Ladegerät und hat etwas von ihrer alten Leistungsfähigkeit zurückerlangt. Für ausdauernde Startversuche reicht es aber bei weitem nicht.
Deshalb holte ich mir Starthilfe von der großen 110Ah Batterie vom alten BMW die noch in der Garage stand. Damit kommt der Anlasser richtig in Fahrt und der Motor macht tatsächlich ein paar ernsthafte Startversuche. Nur ohne Gestänge an den Drosselklappen läuft er nicht allzu lange und nicht wirklich rund. Jetzt wo Hoffnung auf eine baldige Probefahrt besteht ist das ganze Gerödel ruck zuck wieder beisammen und die wichtigsten Anbauteilen finden ihren Platz am Motor. Nur der überflüssige zweite Benzintank und die Motorabdeckung bleiben erstmal weg, so kann im Notfall schnell eingegriffen werden.
Unter einiger Anspannung und viel gefummel am Zündschloss sprang der Mäher am zweiten Weihnachtstag qualmend und brüllend an. Der Vergaser ist noch nicht wieder 100%ig in Ordnung, daher läuft der Motor zurnächst nur auf Vollgas oder geht direkt aus. Für eine schnelle Probefahrt sollte es dennoch reichen. Das Getriebe und die Bremse konnte ich vorher nur ansatzweise Testen, insofern hoffte ich einfach das alles noch so funktionieren würde wie geplant.
Mit unangenehm viel Nachdruck ramte ich den Wahlhebel in die Fahrstufe und nahm den Fuß von der Bremse. Sofort machte der Mäher einen kleinen Satz nach vorne und beschleunigte zügig bis zu seiner Höchstgeschwindigkeit von rund 9km/h. Selten hat sich diese Geschwindigkeit so schnell angefühlt! Die Lenkung arbeitet auch einwandfrei, sofern das große Spiel in der Mittelstellung normal ist. Einige Minuten später und nachdem alle Hebel ausprobiert wurden, parkte ich den Mäher wieder in der Werkstatt. Jetzt muss erstmal das Öl gewechselt werden, diese Mischung aus Atlöl, Benzin und Rostlöser sollte nicht länger als nötig im Motor verbleiben.
Wenn wieder etwas mehr Zeit ist gehts weiter mit "Clipper der Aufsitzrasenmäher". Wir berichten wenn es Neuigkeiten gibt!
Wunderbare Anleitung zum schrauben die mut macht
AntwortenLöschenDas freut mich zu hören. Ich muss ehrlich sagen dass es eine echte Herausforderung war den Motor wieder ans Laufen zu kriegen. Aber wenn man es mit der nötigen Ruhe und Sorgfalt angehen lässt, sollte man irgendwann den verdienten Erfolg haben. In Zukunft gibt es sicherlich wieder derartige Auferstehungs-Projekte.
LöschenComickus
hab mir auch einen zugelegt und bin schon beim anlasser,nur mag der motor noch nicht so richtig anspringen.aber dank deiner anleitung wirds wohl gehen
AntwortenLöschen