Freitag, 19. Dezember 2014

Für mehr Scheinleistung am Fahrrad


Alle Elektriker und Studierende der E-Technik mögen mir diese verballhornung von Grundgesetzen der Stromübertragungstheorie verzeihen. Aber das Wortspiel passte einfach zu gut um es ungenutzt zu lassen. Ungenutzt ist auch ein treffendes Stichwort für das Thema mit dem wir uns am Fahrrad besonders ärgern, die Energie des Dynamos wird ungenutzt in Wärme und Geräusche umgewandelt.


Das Problem liegt in der Art wie die Bewegungsenergie des Rades in elektrische Energie gewandelt wird. Das Rad am Dynamo dreht sich auf der Reifenflanke entlang (daher auch der Name Seitenläufer-Dynamo), dabei produziert es viel unnötige Reibung die den Vortrieb behindert. Besser wird es erst bei Regen oder Schnee, dann rutscht der Dynamo mehr oder weniger haltlos über den Reifen. Dabei frisst er zwar weniger Kraft, aber dafür wird auch kein Strom mehr erzeugt -und die Reifenflanke wird in Mittleidenschaft gezogen.

Kurzfristig lässt sich das Problem vielleicht mit etwas mehr Anpressdruck bewältigen, am grundsätzlichen Problem ändert es herzlich wenig. Auch die kleinen Gummikappen zum Aufstecken auf das Antriebsrädchen sind keine dauerhafte Lösung -früher oder später fallen sie ab oder lösen sich auf.


Genau deshalb haben die allermeisten Fahrräder die man heute neu im Laden kaufen kann auch keinen normalen Dynamo zum anklappen mehr, stattdessen besitzen sie einen Nabendynamo der fest ins Vorderrad eingebaut ist. So ist er Witterungunabhängig, vor Beschädigung geschützt und zu guter letzt braucht er nicht so viel Kraft um gedreht zu werden.

Viele gute Gründe also. Aber was hilft mir das wenn ich bereits ein Fahrrad habe? Deswegen gleich ein Neues kaufen ist sicherlich eine Möglichkeit, aber es geht auch deutlich günstiger. Ein neues gebrauchtes Vorderrad samt Nabendynamo im alten Rahmen, das ist der Weg den wir gewählt haben. Garnicht mal so teuer (besonders in 28" Größe findet sich ein reichhaltiges Angebot gebrauchter Teile) und mit etwas Geschick und Werkzeug ruck zuck erledigt.


Wenn man sich für ein Gebrauchtteil entscheiden sollte, ist es wichtig vor dem Kauf den Zustand der Felge zu prüfen -am besten natürlich wenn es noch in einem Fahrrad eingebaut ist. Die Felge sollte keine Acht haben (Seitenschlag) und gebrochene oder lose Speichen sind direkt zu erneuern. Die Speichen können wie die Saiten einer Gitarre gezupft werden und sollten einen gleichmäßigen hellen Ton erzeugen, wenn nicht sind sie lose. Beschädigungen am Felgenhorn sind ein direktes Ausschlusskriterium, ebenso wenn die Verschleiß-Kerbe auf der Bremsfläche komplett bündig abgefahren ist.


Die Funktion des eigentlichen Dynamos kann mit einer einfachen Prüflampe oder einem Voltmeter geprüft werden. Ungefähr 6V sollten sie schon leisten können, in der Regel auch noch etwas mehr. So weit so gut. Nun kann der Umbau beginnen, das alte Vorderrad kommt raus und das neue zieht ein. Sollte die Felge ohne Reifen kommt, ist es nun an der Zeit die alte Reifendecke um zuziehen oder direkt mal eine neue zu kaufen. 


Sofern das Fahrrad welches die neue Felge bekommt nicht so alt ist wie in unserem Fall, sollte es möglich sein die Felge einfach in die Vorderradgabel zu stecken und festzuschrauben. Wenn es nicht auf Anhieb passt -so wie bei uns üblich- muss man zur Feile greifen und die Gabelaufnahme etwas größer Feilen bis die Achse hineinpasst. Auch die Breite der Gabel musste etwas angepasst werden, mit genügend Kraft in Armen und Beinen kann man die nötigen Millimeter herrausziehen.


Ist die Felge nun endlich eingesetzt, beginnt die Verkabelung. Im Idealfall war der alte Dynamo auch am Vorderrad montiert, dann müssen nur ein paar Zentimeter Kabel angeflickt werden um bis an den Anschluss des Nabendynamos zu reichen. Wenn nicht -so wie bei uns üblich- kann man die halbe Verkabelung am Fahrrad erneuern, oder direkt alles komplett machen wenn man schonmal dabei ist.

Eine letzte wichtige Änderung zum normalen Dynamo müssen wir noch vornehmen: die Beleuchtungsanlage braucht jetzt auch einen An/Ausschalter, schließlich läuft der neue Dynamo nun immer mit. Wobei er selbst unter Volllast weniger Kraft benötigt als jeder normale Seitenläufer-Dynamo, nur kann die Beleuchtung beim Dauerbetrieb natürlich auch schneller verschleißen und ausfallen.


Wer bereits LED-Lampen am Rad hat, braucht sich darum keine großen Sorgen machen -LEDs halten mehrere Jahre im Dauerbetrieb wenn es sein muss. Eher geht das Gehäuse kaputt oder das Fahrrad wird verschrottet. Sofern jetzt auch noch die Neuanschaffung von passenden Lampen geplant ist, empfehle ich eindringlich direkt auf LEDs zu setzen, neben der erwähnten Langlebigkeit ist die Lichtausbeute wesentlich besser und Zusatzfunktionen wie Standlicht, Blinkfunktion oder Lichtschalter mit Dämmerungsssensor sind hier quasi Standard. 


Allerdings finden wir -so wie bei uns üblich- natürlich einen etwas anderen Weg um ans Ziel zu kommen: wir bauen die alten Glühlampen einfach auf LEDs um, so behält das Fahrrad zum Großteil seinen alten Look und potenzielle Langfinger haben weniger Interesse daran als an teuren Highend-Lampen. Idee und Umsetzung stammen von Hey_Allan, der  nicht nur mit löchrigem Karosserieblech sondern auch mit Elektrik umzugehen weiß.

Mit passenden Teilen aus dem Internet und etwas Fingerfertigkeit am Lötkolben findet eine Leistungsstarke LED auf der selbstgebauten Platine dort ihren Platz, wo zuvor eine 2,4Watt Glühlampe saß. Der unterschied ist schon deutlich sichtbar, das Licht ist nichtnur heller und weißer, es leuchtet auch schon wenn man das Fahrrad nur im Schritttempo schiebt.


Für das Rücklicht haben wir leider keine Highendlösung parat. Stattdessen muss die fehlende Kappe provisorisch durch ein Stück rote Plastikfolie ersetzt werden. Wenn das neue Teil da ist bauen wir es natürlich auch um. Besser als ohne Rücklicht zu fahren ist es so aber in jedem Falle.

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