Dass man unseren hiesigen Lokalradiosender selbst mit einer Kreuzdipolantenne auf dem Hausdach nur in mittlerer Qualität empfangen kann, ist zwar trostlos aber bittere Realität. Manchmal halte ich das ja für einen schlechten Scherz, da sogar der Lokalradiosender vom 40 Kilometer entfernten Nachbarort bei uns in ähnlicher Qualität zu empfangen ist. Dabei sollte man meinen, dass die Betonung auf dem Wort "lokal" liegt. Ich kann mich jedoch auch irren. Werden die Definitionen eben neu abgesteckt. Doch halt: Ich schweife ab! Zurück zum Thema. Egal wie schwach die Sendeleistung unseres Lokalradiosenders auch sein mag, im Passatradio kommt scheinbar noch weniger Signalleistung an. Ein knackiges Rauschen mit Stimmen. Doch hier scheint wohl ausnahmsweise nicht der Sender schuldig zu sein . . .
Bereits bei der letzten Fahrt durch die Waschstraße hatte ich einen kleinen Kampf auszutragen. Die Dachantenne vom Passat wollte nicht loslassen. Immer wieder wollte ich die Antenne vom Antennenfuß losdrehen, doch nichts rührte sich. So sehr ich auch drehte. Das Schraubengewinde in der Antenne drehte sich mit und nur mit einer Zange ließ sich hier überhaupt etwas bewegen. Ein Blick in das Gewindegegenstück verriet nach dem Lösen nichts Gutes. Total verrostet. Die Antennenfußdichtung hatte sich auch vollkommen aufgelöst. Mit Sicherheit ist hier schon Wasser reingelaufen und hat für Korrosion in der Antenne gesorgt. Es hilft alles nichts: diese hier ist definitiv kaputt und eine neue muss her. Doch adäquater Ersatz ist garnicht so einfach zu finden.
Wie so oft wurden die Standards stets durchgewürfelt. Während der B4-Passat im Antennensystem noch ein RAST1 Stecksystem benutzt, scheinen nahezu alle nachfolgenden Generationen auf RAKU2 zu setzen, was jedoch inzwischen wohl wiederum durch FAKRA ersetzt worden ist. Jedenfalls findet man RAKU2 Antennen zuhauf. Unser benötigtes RAST1 scheint jedoch kaum angeboten zu werden. Letztendlich fand sich dann doch noch eine Lösung. Eine RAKU2 Antenne mit passendem Adapter auf RAST1. Die Lieferung erfolgte binnen eines Werktages frei Haus, was mich äußerst positiv überraschte und mein höchstes Lob erfuhr. Ich machte mich direkt an den Einbau.
Der Einbau geht rein theoretisch leicht von der Hand. Dazu muss ja nur der Himmel gelöst werden, die Mutter des Antennenfußes mit einem 22er Schlüssel gelöst werden und die alte gegen die neue ausgetauscht werden. Der Handlungsraum war jedoch sehr klein. Also musste der Dachhimmel weiter runter, sonst sieht man nichts. Dazu habe ich die Verkleidung losgeschraubt und abgeklipst, die den Himmel hält. Hierdurch kam der Himmel ein deutliches Stück tiefer und nun fiel es gleich wesentlich einfacherer den Schlüssel an die Mutter anzusetzen. Dann war es nur noch ein hingucken und die Antenne war abmontiert.
Für das Montieren der neuen Antenne war jedoch Hilfe einer zweiten Person notwendig. Durch das Festziehen der Mutter verdrehte sich die Antenne im Ganzen und stand nun windschief zur gedachten Dachmittellinie. Dabei sollte sie doch ordentlich fluchten. Einer musste nun die Dachantenne in ihrer mittigen Position halten, während einer von unten mit dem Schlüssel die Mutter wieder festzog. Insgesamt scheint die neue Antenne jedoch nicht so gut zu sitzen wie die alte, da sich trotz des Festziehens der Mutter der Fuß weiterhin unter Kraftaufwand zur Seite drehen lässt. Doch ich denke, dass dies mit Verweis auf eine genaue Beobachtung in der nächsten Zeit, verschmerzbar ist und keine weiteren (unangenehmeren) Auswirkungen haben wird. Herunterfliegen kann sie nicht, die Mutter sitzt fest.
Nun folgt der spannendste Teil: Wie ist der Empfang mit der neuen Antenne? Schnell die Antenne in den Sockel geschraubt und ab in den Fahrgastraum, das Radio einschalten. Sofort die ersten Klänge ließen den Unterschied spüren. Auch wenn die übrigen Radiosender bislang immer gut zu verstehen und empfangen waren, hatte sich nun auch hier der Empfang verbessert. Der Klang hörte sich klarer an und drang viel mehr durch. Dabei hatte ich doch an den klanglichen Einstellungen nichts verändert. Die Töne waren viel präsenter. Wahnsinn. Ich bin begeistert. Wie hört sich dann wohl unser Lokalradiosender an? Ich stelle die Frequenz ein und konnte meinen Ohren keinen Glauben schenken. Ich hörte gerade tatsächlich besagten Sender nahezu rauschfrei. Im Vergleich mit den anderen Radiosendern zwar eher flach und weniger präsent, aber ohne Rauschunterbrechung. Das hätte ich mir vor ein paar Stunden noch nicht träumen lassen, in den Genuss dieser auserwählten Minderheit zu gehören. Phänomenal.
Doch die bestellte Antenne weist ja genau wie die originale noch ein kleines Extra auf. VW war damals so spendabel ein aktives Antennensystem zu verbauen und daher befindet sich im Fuß der Antenne ein Antennenverstärker. Auch in der Nachbauantenne ist einer verbaut. Doch um ihn zu betreiben, bedarf es in meinem Fall eines Phantomspeiseadapters, mit dem der Verstärker über das Antennenkabel mit Strom versorgt wird. Ohne Strom funktioniert er nicht. Die Original VW-Radios versorgen die Antenne bereits mit Strom, doch die Nachrüstradios nicht. Hierfür bedarf es eines Phantomspeiseadapters, den ich vorsorglich gleich mitbestellt hatte. Strom bekommt er über den Remote-Ausgang des Autoradioanschlusses und wird einfach zwischen Antennenkabel und Radio zwischengeschaltet. Das war erstaunlich einfach und schnell erledigt. Doch die Vorfreude war genau so groß, als hätte es lange gedauert. Und dann der Moment des Einschaltens.
Was war ich geblendet von dieser auditiven Welt in der ich auf einmal hinabtauchen konnte. Zwar haben die bereits vorhandenen Sender nicht an Qualität zugenommen (ein Verstärker kann ja nur das verstärken was eh schon da ist), aber die Vielzahl an empfangbaren Radiostationen warfen mich um. Jetzt war sogar der Empfang von Radiostationen aus dem benachbarten Bundesland möglich. Auch das Lokalradio der 40 Kilometer entfernten anderen Stadt war eindeutig (zwar mit Rauschen, aber verständlich) empfangbar. So viele Sender habe ich zuvor noch nie im Auto empfangen können, mit Ausnahme im E38-BMW. Zumindest im Stand kann sich die Qualität auch hören lassen. Während der Fahrt treten dann doch zu viele Störungen auf. Insbesondere auch dann, wenn man die Heckscheibenheizung einschaltet. Doch das ist mehr als vollkommen in Ordnung. Schließlich kann eine solche Stummelantenne keine Wunder vollbringen. Wäre ja auch eine verkehrte Welt, in der die kleine Dachantenne vom Passat viel mehr und besser empfangen würde, als eine große Kreuzdipolantenne auf dem Hausdach.
Doch dann das nächste Problem. Das Radio passt nicht mehr in den Schacht hinein. Was soll das denn? Vorher hatte es auch schon nicht wirklich hineingepasst und stand ein wenig vor. Aber wo nun der Phantomspeiseadapter zusätzlich im Inneren des Radioschachtes Platz wegnahm, wollte das Radio wohl garnicht mehr passen. Es stand nun eindeutig zu weit vor. Angesichts der Witterung und der Tatsache, dass sich der Tag dem ende neigte, beschloss ich das original VW-Radio einzubauen und mir in absehbarer Zeit etwas zu überlegen. Der Vorteil am orginal VW-Radio ist, dass kein zusätzlicher Phantomspeiseadapter nötig ist. Das VW-Radio selbst schickt den Strom über die Leitung. Und was soll ich sagen? Klanglich lassen sich zwar Unterschiede feststellen, da die Radios anders eingestellt sind, empfangstechnisch sind jedoch keine bzw. kaum Unterschiede wahrnehmbar. Ich kann die gleichen Sender emfpangen wie zuvor mit dem anderen Radio auch.
Ich äregere mich. Warum habe ich nicht schon längst eine neue Antenne verbaut? Das Ergebnis ist so verblüffend, umwerfend und offensichtlich. Ob es so eine Lösung wohl auch für den Vectra möglich wäre? Mhhh . . . ich glaube ich muss mir bei Zeiten mal ein paar Gedanken machen.
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