Freitag Abends um 22 Uhr, auf der Geburtstagsfeier klingelt das Handy: "Ja Hallo, ich hab mich verfahren und jetzt stecke ich mit dem Auto auf der Wiese fest. Es geht weder vor noch zurück. Kannst du mir helfen?"
Und damit beginnt ein neuer Teil der Serie "Was tun wenn..." in der wir versuchen euch die besten Verhaltenstipps in den möglichen und unmöglichen Ausnahmesituationen im Autofahrerleben zu geben, damit ihr am Ende unversehrt aus der Geschichte rauskommt.
Rauskommen ist auch schon das richtige Stichwort für den im folgenden kurzfristig entwickelten Aktionsplan: 1. rausfinden wo das Auto steht, 2. Auto rausholen aus dem Schlamm und dann 3. raus aus der Kälte ins Haus zu Pizza und Bier.Doch dazu müssen wir erstmal Auto und Fahrer finden.
Mit der recht präzisen Ortsbeschreibung und der begrenzten Auswahl an möglichen Wegen die der Wagen genommen haben kann, war der Havarist schnell gefunden. Am Ende eines ziemlich breiten Fahrradweges (den man leicht mit einer ziemlich schmalen Straße verwechseln kann) und direkt vor den Absperrpfosten steckte tatsächlich ein ehemals silberner Opel Astra Caravan in der Wiese.
Wenn der Fahrer jetzt noch das Licht angelassen hätte, könnte man ihn vom Haus aus schon sehen. So knapp vorm Ziel und doch unerreichbar weit weg. Im Schein der Taschenlampe konnte man das ganze Ausmaß des Problems nur erahnen. Die Vorderräder haben im gesamten Lenkwinkel so tief sie greifen können das gesamte Erdreich ausgefräst und hinter der Vorderachse aufgetürmt - so kommt der Wagen niemals vom Fleck und auch für händisches Anschieben ist der Widerstand zu groß.
Jetzt sollte die Entscheidung getroffen werden ob die Chance besteht den Wagen Auszugraben und durch Hilfsmittel wieder genügend Bodenhaftung zu schaffen um aus eigener Kraft zu fahren oder doch besser ein zweites Fahrzeug organisiert wird um das Auto aus dem Acker zu ziehen.
Da der Wagen offenbar soweit eingesunken war, das die Vorderräder in der Luft hingen und rings um das Auto nur weicher schlammiger Boden ist, beschlossen wir uns auf die zweite Möglichkeit zu beschränken. Mit genügend Geduld, Schaufeln und Ästen hätte man die Vorderräder unterfüllen können bis sie wieder greifen und das Auto antreiben. Doch selbst wenn das geklappt hätte, wären es wohl nur wenige Meter gewesen bis man erneut im weichen Untergrund stecken bleibt.
In diesem Fall ist es manchmal besser schnell aufzugeben und die Lage nicht noch schlimmer zu machen. Wenn der Wagen noch ein bisschen Traktion hat, kann es klappen durch schnelles vor und zurück fahren das Auto aus der Senke zu schaukeln und dann möglichst ohne anzuhalten oder übermäßig durchdrehende Räder wieder auf festen Boden zu fahren. Hat diese Methode keinen Erfolg und drehen die Räder nurnoch haltlos durch, ist es besser erstmal aufzuhören und Äste, große Steine oder zur Not die eigen Fußmatten unter die Reifen zu schieben um mehr Grip zu erzeugen.
Falls wie in unserem Fall schon einige erfolglose Befreiungsversuche durchgeführt wurden kann man diese Option abhaken und sich nach Hilfe von außen umsehen. Aus Ermangelung an geeigneten Zugfahrzeugen (die nicht selbst stecken bleiben oder ihr Getriebe zerlegen beim Versuch den anderen Wagen gegen den erhöhten Widerstand zu ziehen) mussten wir uns an die Umliegenden Bauernhöfe wenden. Zu dieser späten Stunde keine ganz einfache Entscheidung, aber was muss das muss und nach einigen Misserfolgen fand sich doch ein Bauer samt dazugehörigen Trecker der bereit war eine kleine Bergungsaktion nach Feierabend durchzuführen.
Mit dem passenden Gerät und einem ordentlichen Bergegurt konnte der Wagen ohne weitere Probleme auf den Asphalt zurück gezogen werden. Glücklicherweise hat der Astra eine Anhängerkupplung montiert. Die normale Abschleppöse steckte schon irgendwo im Sand und hätte der Querbelastung möglicherweise garnicht standgehalten. Schließlich stand das Auto im rechten Winkel zur Straße und es bestand keine andere Möglichkeit als das Wagenheck quer durch den weichen Boden zu ziehen. Der entstandene Erdwall zeigt wie tief der Karren im Dreck steckte. Ein dünneres Abschleppseil oder schwächeres Zugfahrzeug wäre hier wohl überfordert gewesen.
Gegen einen kleinen Obulus für die schnelle und unbürokratische Hilfe machten sich Bauer und Trecker wieder auf den Weg nach Hause und auch wir konnten zurück zur Geburtstagsfeier. Aber nicht ohne zuvor noch einen Blick unters Auto zu werfen! Die Stoßstange und Motorverkleidungen haben den Ausflug ins Erdreich offenbar schadlos überstanden und auch die Aufhängung hat außer einer ordentlichen Schlammpackung keine Spuren davongetragen.
Trotzdem sollte man mit dem vielen Schmutz im Radhaus und am Unterboden nicht direkt auf die Autobahn fahren. Abfallendes Erdreich kann die Fahrbahn verschmutzen ("Bauern Glatteis") und wenn Steine oder Sand in die Bremsanlage geraten können sie dort unangenehme Folgen haben. Darum geht die nächste Fahrt auch zur Waschanlage um den Wagen gründlich von den Spuren der vergangenen Nacht zu befreien. Aber fragt bitte vorher nach ob der Betreiber etwas dagegen hat einen halben Kubikmeter Erdaushub im Wasserfilter zu finden.
Hat man keinen Bauern und oder Trecker zur Hand muss man sich selbst weiterhelfen:
- Mit Schaufeln und Füllmaterial dem Havaristen so viel wie möglich den Weg erleichtern.
- Zugfahrzeug positionieren und mit stabilem Seil an Havaristen hängen.
- Traktionskontrolle abschalten. Auf losem Untergrund sind durchdrehende Räder manchmal die einzige Möglichkeit überhaupt vorran zu kommen. Per Handzeichen verständigen und in beiden Autos versuchen loszufahren. Dabei nicht zu viel Gas geben oder die Kupplung überlasten. Ohne großes Reißen versuchen das Auto herrauszuziehen.
- Wenn es nicht klappt #1 wiederholen.
- Wenn auch das keinen Erfolg hat, sollte man vielleicht doch nach einem Landwirt ausschau halten. Der Abschleppdienst ist garantiert noch teuer.
Falls demnächst nochmal ein ähnliches Problem auftritt sind wir jetzt klüger und noch dazu besser vorbereitet: im Auto liegt ein Klappspaten um uns Auszugraben und das mickrige 2t Abschleppseil wird durch eine robustere Variante mit 7t Bruchlast ersetzt. Dank der zwei großen Schlaufen lässt es sich auch an der Anhängerkupplung befestigen, die für derartige Belastungen wesentlich besser geeignet ist als die Abschleppösen am Fahrzeug. Wer noch ein Ass im Ärmel haben möchte kann auch noch ein paar Schneeketten einpacken. Die greifen nichtnur auf Schnee und Eis sondern auch im Matsch und Schlamm ziemlich gut!
In diesem Sinne wünschen wir gute Fahrt und hoffen das keiner so bald diese Tipps in Anspruch nehmen muss.
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