Ach welch ein herrlichlicher Monat. Sommerferien, relativ beständiges Wetter . . . Aber war da nicht noch was? Ach ja, richtig! Der Vectra muss zur Hauptuntersuchung. Sind denn schon wieder zwei Jahre um? Wie schnell die Zeit doch vergeht. Ich erinnere mich noch als wäre es erst gestern gewesen, als der Vectra sein makeloses Image lassen musste und das erste Mal in dessen Geschichte (die bis zum damaligen Tag immerhin schon 19 Jahre währte) ohne Plakette vom Hof fahren musste. Wie würde es wohl dieses Mal werden?
Schnell noch die Beleuchtung kontrollieren und auf geht es zur Prüfstation. Aber nicht auf direktem Wege, denn bei den vielen Kurzstreckenkilometern die der Vectra meistens fährt, muss er sich vorher schön warmfahren. Ansonsten kann ich der Prüfung eigentlich ruhig entgegenblicken. Das Auto wird von uns regelmäßig gepflegt und gewartet, die Betriebsflüssigkeiten sind aufgefüllt, mir fiel nichts ein, das der Prüfer beanstanden könnte. Selbst der Rost hält sich - insbesondere für einen Opel Vectra aus dem Baujahr 1994 - stark in Grenzen. Lediglich leichte Ansätze am Schweller und am Tankstutzen sind erkennbar, aber noch lange kein Grund dem Rindvieh nach Leib und Leben trachten zu wollen. Sogar die Pluspolabdeckung auf der Batterie ist vorhanden und angebracht.
Angekommen bei der Prüfstation. Der Hof war relativ leer, dennoch musste ich warten. Vor mir sind noch drei Fahrzeuge und ich bin schließlich als vierter an der Reihe. Während des Senierens und Bangens kühlte die Kuh recht schnell wieder aus. Hoffentlich wirken auch die Späteffekte des Warmfahrens. Letztendlich kam nach einer Stunde Wartezeit auch der Vectra in die Halle. Hupen, Scheibenwischer und Beleuchtung sind in Ordnung. So lobe ich mir das. Schnell rauf auf den Bremsenprüfstand. Vorderachse: geniale Bremswerte, Betriebsbremse hinten: geht klar, Feststellbremse: links zu wenig und rechts garnichts. Potzblitz!? Was soll das denn? Beim letzten Mal hatte die Kuh dort doch schon das Wasser lassen müssen. Erster erheblicher Mangel und aus der Traum von der Plakette. Man merkt, dass unser Wagen so langsam in die Jahre kommt. Hier muss auf jeden Fall Hand angelegt werden. Beim Blick auf den rentnergepflegten Zustand und dessen Bestätigung duch den geringen Kilometerstand und den Lammfellimitatschonbezügen auf den beiden Vordersitzen, ließen den Prüfingenieur zu folgendem Satz verleiten: "Vielleicht mal öfter benutzen. Vom Nichtbenutzen kann sowas schonmal kaputt gehen". Alles klar, ich werde es weiterleiten (in Gedanken haute ich mir selbst auf die Finger).
1. Konserve: Nein, keine Sorge. Solch phänomenale Bremswerte
hat der Vectra nicht hingekriegt . . .
hat der Vectra nicht hingekriegt . . .
Doch dann ging es weiter mit der Abgasuntersuchung. Heutzutage werden bei neueren Wagen die Abgaswerte via OBD (On-Bord-Diagnose) vom Steuergerät der Fahrzeuge ausgelesen und mit einerm Funkadapter an den Rechner der Prüfstelle übertragen. So kann man ohne Umwege auf die eigene Regelungs- und Steuerelektronik der Fahrzeuge zugreifen, welches die Anfälligkeit der Messergebnisse durch Störgrößen (undichter Auspuff beispielsweise) deutlich reduziert. Doch der Vectra ist noch vom alten Schlag und kann dergleichen nicht. Hier muss man noch zu Fuß gehen. Der Prüfer griff zur Abgassonde und steckte den Rüssel der selbigen in den Auspuff. Nun heißt es warten und hoffen. Als der Drehzahldetektor am Motorrumpf befestigt war konnte es los gehen: Abgasmessung im Leerlauf. Super Werte für Kohlenstoffmonooxid und Kohlenstoffdioxid. Der Katalysator scheint zu funktionieren. Aber was ist das? Der Lambdawert ist auf dem Display des Sondencomputers rot unterlegt und zeigt einen Wert von 1,10. Erlaubt ist aber nur ein maximaler Höchstwert von 1,03. Beim letzten Mal war das schon so ein Bangen und Hoffen, dass der Wagen diese Hürde nimmt. Also erstmal Fortfahren in der übrigen Routine der Abgasuntersuchung. Erhöhter Leerlauf; die Sonde regelt. Lambdawert in Ordnung. Das finde ich mal sehr interessant. Auch die Abgaswerte sind alle O.K. Insgesamt lief die ganze übrige Routine hervorragend, mit Ausnahme des Lambdawerts im Leerlauf. Wie kann das sein? Der Prüfer wird skeptisch, bleibt aber geduldig. Da hatte ich schon andere, quengelige Prüfer kennenlernen dürfen. Er schien richtig mit Elan an der Sache. Doch auch die Regelkreisüberprüfung brachte keine Änderung. Jetzt war der Moment gekommen, ich musste intervenieren: "Letztes Mal hat ihr Kollege einen Keil in den Auspuff gesteckt . . . ." Ich hoffte er würde die Bahnschranke erkennen, mit der ich gewunken habe. Sie blinkte rot und weiß in Neonfarben. Nach wenigen Sekunden des Überlegens meinte er zu mir "Das ist aber auch eigentlich nicht Sinn der Sache". Nun ja, vielleicht nicht umbedingt, aber sind 21 Jahre für einen Alltagswagen nicht ein Zugeständnis für den Fall eines zugedrückten Auges? Immerhin sind Krümmer und Mittelschalldämpfer noch original vom Werk. Es kann doch sein, dass dort an den Übergängen der Schellen Luft in den Auspuff eindringt? Das würde ja auch den LEICHT erhöhten Lambdawert erklären - zu viel Sauerstoff im Abgas.
2. Konserve: Die Dramatik war so groß, dass ich keine Fotos habe machen können. Deshalb hier ein Beispielbild vom Omega Caravan
Er ging zum Schrank und holte einen Lappen hervor. Beherzt stopfte er ihn in den Endschalldämpfer. Die Werte änderten sich nicht. Dann ein behrzter Tritt aufs Gaspedal und der Lappen schoss im hohen Bogen heraus. Wie peinlich. Kein Fußballer hätte besser, kräftiger und weiter schießen können. So ein Mist aber auch. Das bedeutet der Auspuff ist dicht. Scheinbar wollte sich der Prüfer nochmal selbst davon überzeugen, kniete sich auf den Hallenboden und fühlte mit der Hand unterm Auto, ob irgendwo Abgasströme zu spüren waren. Kein Luftzug. Ok, am Auspuff liegt es nicht. Resigniert brachen wir die Abgasuntersuchung ab und begutachteten den Wagen auf der Hebebühne. Kein Rost, ein wenig Ölschwitze und guter Zustand für einen Vectra A. Keine weiteren Mängel. Zwar schön zu hören, aber kein rechter Trost für ein Nichtbestehen. Das Handbremsproblem scheint das gleiche zu sein wie vor zwei Jahren bei der letzten Hauptuntersuchung. Das lässt sich sicherlich in den Griff kriegen. Aber wie kommen derartige Lambdawerte zustande und wo soll man nach dem Fehler suchen? Lambdasonde? Kabelstrang? Steuergerät?
Jetzt heißt es: In die Hände spuckst Du und mach flott die Kuh. Über nähere Erkenntnisse wird dann beim nächsten Mal hier zu lesen sein, wenn die Reparatur am bevorstehenden Wochenende erfolgreich über die Bühne geht.
Jetzt heißt es: In die Hände spuckst Du und mach flott die Kuh. Über nähere Erkenntnisse wird dann beim nächsten Mal hier zu lesen sein, wenn die Reparatur am bevorstehenden Wochenende erfolgreich über die Bühne geht.
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