Montag, 20. Juli 2015

Nach der HU ist vor der HU!

Der Vectra bekam dieses Mal keine HU-Plakette. Die Handbremse quittierte den Dienst und auch der Lambdawert bei der Abgasmessung beendete unser Vorhaben vorzeitig. Vier Wochen bleiben, um diese "gravierenden" Mängel aus der Welt zu schaffen. Aber so lange schieben wir das garnicht vor uns her. Zumindest das Handbremsproblem ist uns vom letzten Mal noch bekannt und stellt für uns kaum eine Herausforderung dar. 



Eigentlich sollte sich die Handbremse von selbst nachstellen. Doch im Laufe der Zeit wird der Verstellmechanismus schwergängig, setzt sich mit Bremsstaub zu und verhindert dann ein automatisches Nachstellen. Insbesondere auf der rechten Seite scheint dies der Fall zu sein, denn vor zwei Jahren trat auch dort der Fehler auf. Die Zentralmutter, die für die Balanceabstimmung zwischen den beiden Seiten zuständig ist und sich mittig unter dem Fahrzeug befindet, ist schon auf Anschlag. Es bleibt also genau wie beim letzten Mal nichts anderes übrig, als die Bremsbeläge über das Zahnrad direkt an der Trommelbremse einzustellen. Also alles wie im Vorjahr: Aufbocken, Rad runter, Schraubenzieher durchs Loch, am Zahnrad gedreht, nach Gefühl die Bremswirkung von Hand beurteilt, das ganze auf der anderen Seite wiederholt, beide Seiten nach Handgefühl etwa auf den gleichen Wert eingestellt, Räder wieder montieren und runter damit. Eine anschließende Probefahrt brachte uns zwar keine genauen Bremswerte, bestätigte uns aber die volle Funktionsfähigkeit der Feststellbremse. 


Viel mehr Kopfzerbrechen bereitete uns das komische Verhalten des Lambdawerts. Im Leerlauf ist der Lambdawert gerade soweit erhöht, dass er leicht über dem maximal zulässigen Grenzwert liegt, im übrigen Drehzahlbereich jedoch nicht. Im ersten bangen Moment lag der Verdacht nahe, dass nach inzwischen 21 Jahren vielleicht die Lambdasonde defekt sei, doch diesen Gedanken haben wir schnell verworfen. Die Lambdasonde kann eigentlich nicht defekt sein, denn die Elektronik regelt nachweislich. Wie lassen sich die leicht erhöhen Sauerstoffkonzentrationen im Abgas allerding sonst erklären? Ratlosigkeit. Soweit reichen unsere Kenntnisse dann doch nicht aus. Ob uns da vielleicht unser KFZ-Meister des "Vectrauens" weiterhelfen kann? Wir statteten unserer Werkstatt einen Besuch ab, denn mit der Handbremse waren wir schnell fertig. Für ihn war die Lösung bereits klar, bevor wir noch zuende erzählen konnten: Der Vectra zieht Falschluft. 


Und aufgrund der Messwerte die nur im Leerlauf problematisch sind, wüsste er wahrscheinlich auch wo. Der Vectra wird durch den X16SZ-Motor angetrieben, ein Motor dessen Gemischaufbereitung über eine Zentraleinspritzung erfolgt. Der Aufbau ähnelt noch sehr einem Vergaser. An der Ansaugbrücke sitzt die Einheit zur Gemischaufbereitung und wahrscheinlich genau dort, in der Nähe der Drosselklappe, wird die Dichtung undicht sein. Im Leerlauf ist der Luftstrom weniger stark ausgeprägt, so dass die an der Drosselklappendichtung vorbeiströmende Falschluft mehr ins Gewicht fällt, als beim Teil- oder Volllastbereich. Hier steht die Drosselklappe weiter offen, es strömt mehr Luft hinein und der Anteil an Falschluft, fällt nicht so sehr ins Gewicht, so dass die Messwerte der Lambdasonde erreicht werden. Das wäre ein typischer Fehler, meinte er und beendete seinen Vortrag. Klingt sehr einleuchtend und logisch. In Gedanken hing ich noch seinem Vortrag hinterher, als er uns seinen Vorschlag unterbreitete: "Lass den Wagen mal hier stehen, dann bestell ich die Dichtung, mache das schnell und erledige die Nachuntersuchung auch gleich mit. Dann haste den Wagen nächste Woche direkt wieder." Nun gut, wenn man schon so netten Rat bekommt und ein solch nettes Angebot bekommt, warum nicht auch nutzen? 



Nun steht der Vectra in der Halle des Bergkönigs und wartet auf die Dinge die da kommen. Ich bin ja sehr gespannt, ob beim Abholen eine neue HU-Plakette am KFZ-Kennzeichen klebt . . . 

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