Vor gut einem Jahr konnten wir hier im Schlagzeilenkäfer von der erfolgreichen Reanimation eines Aufsitzrasenmähers im Dornröschenschlaf berichten. Jetzt ist es wieder soweit, kein ganz so großes Projekt wie beim letzten Mal, aber dennoch lehrreich und eine interessante Abwechslung. Und natürlich hat es mich bis jetzt ausser etwas Zeit und Sprit kein Geld gekostet.
Während der Nikograf sich an seinem neuen Fahrwerk und dem perfekten Geradeauslauf im Passat erfreuen kann, wandert mein Blick immer wieder Richtung Straßenrand - nicht nur weil mein Omega da ohnehin immer hin fahren möchte - weil es dort häufiger etwas brauchbares zu finden gibt. Entweder eine Radkappe für die Sammlung oder etwas vom Sperrmüll.
Der Besitzer schob das gute Stück gerade nach draußen an die Straße als ich vorbei kam und hatte nichts dagegen dass ich es gleich in den Kofferraum packte. Am Motor fehlten ohnehin zu viele Teile um ihn starten zu können. Aber das ist nur eine Herrausforderung und kein Hindernis für mich. Wäre doch gelacht wenn man mit dem Mäher nicht noch irgendwas anfangen kann.
Eine erste genauere Untersuchung des Straßenfundes brachte denn auch eine lange Einkaufsliste von Teilen zusammen die zwingen erforderlich wären um den Motor überhaupt komplettieren zu können; Polrad/Lüfterrad, Zündspule samt Kabel und Kerze, Benzintank und Teile des Gaszuges. Selbst wenn man die Teile im Internet teilweise relativ günstig gebraucht beziehen kann, kämen doch ein paar Euros zusammen bis ich überhaupt erfahren würde ob der Motor einen gravierenden Schaden hat und vielleicht gar nicht mehr zu gebrauchen ist. Irgendwie unbefriedigend.
Stattdessen spielte mir das Glück in die Hände und lieferte einen vollständigen (wenn auch verwitterten) WolfGarten Rasenmäher zu Tage der mir eventuell die notwendigen Teile und noch ein bisschen mehr liefern könnte. Der Organspender hat leider/glücklicherweise ein fisseliges Kunststoff-Chassis welches nach jahrelangem Gebrauch einfach zerbrochen ist und nun wo der Motor auch nicht mehr vernünftig anspringen wollte, soll er ebenfalls in die Tonne wandern.
Jetzt habe ich also in der einen Hand einen Rasenmäher mit kaputter Technik aber intaktem Unterbau und in der anderen Hand einen hoffentlich funktionstüchtigen Motor ohne das zugehörige Chassis. Damit kann die Operation beginnen und Frankensteins Rasenmäher nimmt Gestalt an. Im ersten Schritt werden beide Motoren vom Fahrgestell entfernt und verglichen.
Der erste Mäher hatte einen Tecumseh Vantage Motor mit 3,5PS und im Ersatzteilspender lief ein 135ccm großer Honda Motor mit 4,5PS. Somit hat Frankenstein direkt mal 28% mehr Leistung und mit etwas Glück auch einen funktionierenden Antrieb. Die Befestigungslöcher beider Motoren sind praktischerweise identisch, so dass der neue Motor direkt angebracht werden konnte. Leider stieß ich dabei nur auf ein winziges Problem; wenn der Motor eingebaut ist, hängen die Räder vom Mäher mindestens fünf Zentimeter hoch in der Luft und machen den Einsatz damit unmöglich.
Die Antriebswelle an deren Ende sich der Messerbalken befindet ist einfach zu lang, dies hängt wohl damit zusammen, dass der WolfGarten Mäher ein Plastikgehäuse hatte das rund um den Motor entsprechend dick ausgelegt war. Im neuen Mäher ist aber nur ein dünnes Metallgehäuse vorhanden. Somit blieben mir zwei Möglichkeiten; Welle kürzen oder Motor versetzen. Da ich keine entsprechende Ausrüstung habe um die Welle zu kürzen und den passenden Konus für die Messerblattaufnahme zu formen bleibt diese Option ungenutzt. Stattdessen kommen einfach passende Distanzstücke unter den Motor, bis das Messer wieder bündig mit der Unterkante vom Gehäuse ist.
Zugegeben nicht die schönste Lösung aber ich wollte den Motor überhaupt erstmal irgendwie einbauen um ihn vernünftig reparieren zu können. Ein Probelauf auf der Werkbank mit offenem Messerbalken ist nicht wirklich empfehlenswert. Bis es überhaupt so weit kommen kann muss ich am Motor ohnehin ein paar Arbeiten durchführen. Angefangen mit der Demontage des Luftfilterkasten und der oberen Motorabdeckung bahne ich mir den Weg zum Vergaser. Dieser ist höchstwahrscheinlich Hauptverantwortlich für die Startprobleme des Vorbesitzers.
Sobald die Gaszüge und sämtliche Rückholfedern vorsichtig ausgehakt sind halten nurnoch zwei lange Schrauben den Rest vom Luftfilter, Vergaser, Abschirmblech, Anschlussstück und ein halbes Dutzend Dichtungen zusammen. Hoffentlich kann man sich so schnell die korrekte Reihenfolge aller Bauteile merken. Ansonsten viele Fotos machen und langsam vorgehen. Wenn am Ende Teile übrig bleiben ist irgendwas schief gelaufen.
Wo wir schonmal dabei sind wird auch gleich die völlig verölte Zündkerze ausgebaut. Mit etwas Bremsenreiniger und einem Stabfeuerzeug kann die Kerze relativ einfach freigebrannt werden. Für eine neue Kerze reicht das Budget dann doch nicht aus. Den Vergaser zerlege ich auf der Werkbank und mit größter Sorgfalt; die kleinen Bauteile dürfen auf keinen Fall verloren gehen. Sobald die Schimmerkammer unten am Vergaser demontiert ist wird erstmal wieder alles mit Bremsenreiniger geduscht und danach mit Pressluft ausgeblasen. Auch die Düsen werden von der Benzinkammer aus durchgeblasen, häufig verstopfen sie sobald sich Dreck im Benzin befindet. Wenn alles wieder gut aussieht, kann der Vergaser zusammengesetzt und alles am Motor zusamen einebaut werden.
Nun folgt die Stunde der Wahrheit. Mit etwas frischem Benzin im Tank und ausreichend Öl im Motor sind die Vorraussetzungen gegeben. Jetzt müssen bloß die Zündung und der Vergaser ihren Job richtig machen. Tatsächlich springt der Motor nach ein paar Versuchen stotternd und qualmend an. Da ist wohl beim Transport etwas mehr Öl in den Brennraum gelaufen als zunächst gedacht. Egal das brennt sich weg sobald der Motor eine Zeit lang gelaufen ist.
Abgesehen davon dass mir der Sicherheitsschalter den man permanent Festhalten muss tierisch auf die Nerven fällt macht Frankenstein einen guten ersten Eindruck. Selbst mit dem stumpfen und angerosteten Messerbalken schafft er es das Gras im Vorgarten nieder zu machen. Jetzt ist nur die Frage was weiter passieren soll. Motor tiefer legen und Antriebswelle kürzen? Motor so lassen und eine Abdeckung für die Welle bauen? Das muss ich mir erstmal überlegen. Bis es soweit ist kommt Frankenstein erstmal in den Schuppen zu Flipper.
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