Montag, 23. Mai 2016

Welcher Führerschein für... ein Feuerwehrauto?


Mein persönlicher Höhepunkt des Tages war es wenn ausnahmsweise mal ein Feuerwehrauto durchs Hallentor kam. Denn nach der Arbeit mussten die roten Riesen ja auch wieder raus und nach Hause gefahren werden. Diese Gelegenheit darf man sich selbstverständlich nicht entgehen lassen - in fast jedem von uns steckt der Kinderwunsch Feuerwehrmann zu werden. Aber was braucht man eigentlich um mit Löschfahrzeug, Drehleiter und Co auf die Straße zu dürfen?

Mal abgesehen von der Tatsache Feuerwehrmann/frau zu sein, genügt es nicht einen normalen Autoführerschein zu besitzen. Zum einen sind Feuerwehrautos in der Regel deutlich schwerer als 3.5 Tonnen und zum anderen verlangen die Landesbehörden eine besondere Qualifikation der Fahrer.


Dies liegt zum einen an den nicht ganz normalen Fahreigenschaften und dem ebenfalls nicht Lkw-typischen Fahrstil. Wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen möchte man schließlich schnell am Einsatzort sein. Da es bei diesen Alarmfahrten doch relativ häufig zu Unfällen kommt, liegt mittlerweile ein besonderer Schwerpunkt im Ausbildungsprogramm auf dem Fahrunterricht - teilweise mit Fahrsicherheitstraining im Einsatzfahrzeug.


Bevor wir die aktuelle Fahrerlaubnissituation betrachten noch ein kurzer Rückblick; in grauer Vorzeit musste die Mehrzahl aller jungen Männer beim Bund den Wehrdienst ableisten. Abgesehen vom Betten bauen und Gewehr reinigen, gehörte für viele Soldaten dort auch der Lkw-Führerschein (Klasse 2 /CE) zum Ausbildungsprogramm. Damit war über viele Jahre ein guter Nachschub mit qualifizierten Anwärtern für die Feuerwehren gesichert - wer einen Vierachser über den Truppenübungsplatz steuern kann, kommt auch im echten Leben zurecht -dachte man zumindest. 


Mit Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht ist diese Möglichkeit nun nicht mehr gegeben. Was bleibt sind eine Menge von jungen Anwärtern die gerne ans Steuer wollen, aber nur den B-Führerschein für Fahrzeuge bis 3.5Tonnen haben (böse Zungen behaupten das B stehe für Behelf). Damit sind maximal kleine Manschaftswagen oder alte Tragkraftspritzenfahrzeuge möglich. 


Als mittelfristige Lösung hat der Bundestag den Landesbehörden freigestellt eigene Regelungen zu schaffen mit dem die Feuerwehren sich intern Fahrpersonal ausbilden dürfen um auch Fahrzeuge bis 4,25t bzw 7.5t bewegen zu dürfen. Auch damit kann ein Großteil der Einsatzfahrzeuge noch nicht legal bewegt werden. Dafür bleibt nur der Gang zur richtigen Fahrschule um in großen Lkws den richtigen Führerschein zu machen. Da diese Variante ziemlich teuer ist, können nicht alle Feuerwehrleute direkt entsprechend ausgebildet werden. Manche Kreise bieten eine Anteilige Bezuschussung des Führerscheins, schließlich profitieren beide Seiten davon. Andere Behörden sind konsequent und übernehmen alle Kosten - mit der Einschränkung dass der neue Führerschein ausschließlich zu dienstlichen Zwecken genutzt werden darf.


Unabhängig davon welchen Führerschein der Fahrer/in auch hat, haben Einsatzfahrzeuge durchweg Gewichts- und Platzprobleme. Man muss nur mal schauen wieviel Ausrüstung mitgenommen werden soll, dazu noch drei bis 9 Leute an Bord und evtl Löschmittel. Zum einen muss auf möglichst wenigen Fahrzeugen alles Untergebracht werden (wer weiß ob genug Leute da sind um mehr Autos zu besetzen) und andererseits darf es nicht zu groß und unhandlich für die Innenstadt oder unterkellerte Flächen werden. Keine leichte Aufgabe für Konstrukteure und Feuerwehrleute (Wortspiel beabsichtigt), bei den neuesten Modellen mit Euro6 Motor kommt nun noch die sperrige Abgasanlage dazu.


Und wie fährt man nun ein Feuerwehrauto? Erstmal ist es doch ein ganz normaler Lkw mit allen Vor- und Nachteilen. Je nach Feuerwache sind Batterie, Druckluft, Kühlwasserheizung und Auspuffrohr über die Nabelschnur mit dem Festnetz verbunden, so kann im Alarmfall direkt voll durchgestartet werden. Also Schlüssel drehen, Handbremse lösen, Gang rein und Kupplung kommen lassen. Sofern es sich um ein nicht ganz neues Fahrzeug handelt muss noch von Hand geschaltet werden, aber bitte mit Gefühl die Zahnräder sind groß und träge. Durch den hohen schwankenden Schwerpunkt (Wassertank) und die unsportliche Straßenlage (Lkw mit Geländereifen und großer Bodenfreiheit) in Verbindung mit eher zügiger Fahrweise sind schon mehrfach Löschfahrzeuge auf Alarmfahrt verunfallt - auch ohne Zutun anderer Verkehrsteilnehmer. Bei vielen neuen Fahrzeugen mit niedrigem Straßenchassis und elektronischen Stabilitätssystemen wird dem Fahrer so gut wie möglich geholfen. Der Einsatz von Automatikgetrieben sorgt für weniger Ablenkung und bessere Konzentration auf die Straße. Mit Blaulicht und Martin(s)horn hat man hoffentlich freie Bahn und wenn nicht hat man mit etwas Glück eine kleine verchromte Kette vom Dachhimmel baumeln für die Trompeten von Jericho. 

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