Auch wenn es bei VW als GRA oder Geschwindigkeitsregelanlage bezeichnet wird, bei uns heißt es einfach Tempomat. Der kleine Knopf am Blinkerhebel welcher uns ermöglicht entspannt lange Distanzen zu überwinden ohne Krampf im Fuß oder versehentliche Übertretung der Geschwindigkeitsbegrenzung.
Für einen Urlaubstrip nach Südeuropa ist so ein Teil unglaublich praktisch und fast unverzichtbar. Einerseits sind über 1000km zurückzulegen und zum anderen muss man sich bei leeren Autobahnen mit streng überwachtem Tempolimit wirklich am Riemen reißen. Leider hat Allans neuer Passat diese Sonderausstattung nicht an Bord. Aber dafür gibt es ja das Internet, dort findet sich ein nagelneuer originaler VW Blinkerhebel mit Tempomat und der zugehörige Kabelbaum für kleines Geld.
Nur der Einbau kann jetzt zum Hindernis werden. Anders als beim letzten Mal der Omega in den ebenfalls ein Tempomat installiert wurde, müssen wir hier tatsächlich einige umfangreiche Demontagearbeiten durchführen und sogar Kabel bis zum Motorsteuergerät hoch ziehen damit alles funktioniert wie geplant. Und danach gehts erstmal in die Werkstatt zum Freischalten.
Den Anfang machen die Scheibenwischer. Dieser Schritt wird in der ansonsten wirklich ziemlich guten Einbauanleitung leider völlig vernachlässigt. Also Zündung an, Wischer einschalten und Zündung abschalten wenn die Wischerarme in senkrechter Position sind. Dann entfernen wir den Masseanschluss vom Minuspol der Batterie. Nach einer Viertelstunde Wartezeit (und erneutem Einschalten der Zündung um ganz sicher zu gehen) machen wir uns an den Ausbau des Lenkrades samt Airbag. Achtung Warnung: Arbeiten am Airbag dürfen nur durch geschulte Fachkräfte durchgeführt werden. Jeder der sich selbst daran wagt handelt auf eigenes Risiko!
Auf der Rückseite vom Lenkrad befinden sich zwei Schlitze in die wir mit einem kurzen(!) Schraubendeher fassen und nach aussen hebeln bis der Airbag aus seiner Klammerung springt. Auf der gegenüberliegenden Seite wiederholen wir den Schritt und schon ist der Luftsack lose. Den Stecker auf der Rückseite ziehen wir vorsichtig ab und legen das Teil erstmal weiter weg.
Nun haben wir noch ein letztes Mal die Möglichkeit zu kontrollieren ob das Lenkrad sich in exakter Geradeausstellung befindet bevor wir es abbauen müssen. Eine Farbmarkierung auf der Lenksäule kann ebenfalls nicht schaden um ganz sicher zu gehen. Mit der passenden 12er Vielzahnnuss sowie genügend Hebelarm kriegt man die Schraube gelöst und nachdem die letzten Stecker gelöst sind ist das Lenkrad befreit.
Dahinter kommt die Lenksäulenverkleidung zum Vorschein die wir ebenfalls abbauen müssen. Dazu muss auch der Griff für die Höhenverstellung abgeschraubt werden. So kommt ein beachtlicher Schraubenhaufen zusammen. Ein paar Fotos zwischendurch oder ein Sortierkasten helfen den Überblick zu behalten. Hat alles geklappt können wir nun die Wickelfeder abstöpseln und von der Lenksäule ziehen, aber mit größter Sorgfalt um das Teil nicht zu verdrehen oder auseinanderzuziehen (wie es uns in der Vergangenheit schonmal passiert ist).
Angenommen das alles funktioniert hat wie geplant, sehen wir nun den kombinierten Lenkstockschalter für Blinker und Scheibenwischer vor uns. Neben einer handvoll Steckverbindungen die wir lösen, hält das ganze Teil nur durch eine Schraubschelle auf der Lenksäule fest. Diese muss nur ein bisschen gelockert werden und wir haben alles in der Hand. Der linke Hebel muss abgetrennt und ausgetauscht werden, mit ein wenig Fingerfertigkeit sollte das kein Problem sein.
Leider können wir nun nicht direkt alles wieder zusammenbauen weil VW die nötigen Leitungen nicht vorverlegt hat. Stattdessen bauen wir nun noch die restliche Lenksäulenverkleidung am Armaturenbrett ab (vier Schrauben) und die untere Hälfte vom Armaturenbrett auf der Fahrerseite. Die Schrauben dafür befinden sich links hinterm Deckel vom Sicherungskasten sowie an der Unterseite. Die Kabelstränge vom Lichtschalter sowie OBD Dose können einfach abgesteckt werden.
An diesem Punkt erinnern wir uns nochmal an den wichtigen Hinweis vom Anfang; die Scheibenwischer müssen senkrecht stehen! Andernfalls kommen wir ohne Demontagearbeiten am Wischergestänge nicht an die letzte Schraube welche den Deckel vom Motorsteuergerätekasten festhält. Dieses verbirgt sich unter de Wasserkastenabdeckung welche ihrerseits nur lose eingesteckt ist.
Unterm Deckel befindet sich da Steuergerät und der Durchbruch in den Fahrerfußraum. Nachdem die zwei großen Stecker entfernt sind und das Teil an einen sicheren Ort verbracht ist, sehen wir eine reihe farbiger Stecker vor uns. Wirklich interessant sind in unserem Falle nur der orange sowie der weiße Stecker. In beiden müssen ein paar Kontakte ergänzt werden. Das Problem besteht darin die Leiste samt Steckersockeln soweit ans Tageslicht zu zerren bis man halbwegs vernünftig arbeiten kann.
Die Anleitung empfiehlt zunächst mal alle Stecker von ihrem Gegenpart zu lösen und die Halterung vom Motorraum aus abzuschrauben. Die dafür zuständigen Schrauben sind jedoch nahezu unzugänglich, es sei den man drückt die Halterung zur Seite. Dazu muss man jedoch mit dem Arm von innen/hinten/unten an das Teil herrankommen.
An diesem Punkt empfehlen wir eine kurze Verschnaufpause bevor es so richtig zur Sache geht. Alle Sicherungs/Relaishalter müssen abgeschraub und aus dem Weg geschafft werden (drei Schrauben) sowie eine Unzahl von Kabelbindern geöffnet/abgeschnitten werden ohne(!) ein Kabel zu erwischen. Währenddessen liegt man gekrümmt auf der Seite in einem Meer aus Schrauben und hangelt sich so durchs Kabeldickicht.
Irgendwann und irgendwie haben wir es dann auch mal geschafft wie beschrieben den Sockelträger von ganz oben nach ganz unten durchzufädeln und die fünf Sockel liegen vor uns. Aus Mangel am korrekten Ausdrückwerkzeug für die Kontakte mussten wie etwas improvisieren aber wie sich zeigte eignen sich die Zungen der neuen Kontakte ideal um ihre Geschwister aus dem Steckergehäuse zu treiben.
Die rotweiße Leitung wird einfach eingeschleift und ersetz den originalen Kontakt im orangen Steckergehäuse. Die restlichen vier Leitungen kommen in den weißen Stecker. Bevor alles wieder verriegelt wird schauen wir lieber ein zweites Mal genau nach ob alles an seinem richtigen Platz sitzt. Nicht das uns hinterher ein sporadischer Fehler bei der Suche in den Wahnsinn treibt.
Nun ist das eine Ende vom neuen Kabelstrang vollständig angeschlossen und uns bleibt nurmehr ein Mehrfachstecker den wir zusammen mit dem bestehenden Kabelbündel zur Lenksäule durchziehen müssen. Dabei ist wie immer auf eine ausreichende Freigängigkeit der Lenkradverstellung und anderer beweglicher Teile zu achten.
An dieser Stelle können wir endlich wieder ein paar Teile zusammenfügen. Der neue Stecker findet seinen Platz im entsprechenden Gegenstück auf der Rückseite vom Lenkstockschalter. Und nun viel Spaß beim zusammenpuzzeln der restlichen Halter, Verkleidungen und Relaisträger.
Wenn sich alle Teile inklusive Lenkrad und Airbag wieder an ihrem Platz befinden können wir die Batterie ebenfalls wieder anklemmen. Eine erste Probefahrt bestätigt die Vorhersage aus der Anleitung; ohne entsprechende Neuprogrammierung im Steuergerät lässt sich über den Schalter am Hebel zwar die Kontrolleuchte im Kombiinstrument ein und ausschalten aber sonst passiert weiter nichts.
Ein kurzer Auffenthalt in der Werkstatt mit entsprechendem Computerequipment löst auch dieses Problem und so ist der Passat bereit für unseren Urlaubstrip.
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