Montag, 5. Juni 2017

Mit dem Trecker zum Piesberg

 
Mittlerweile steht der kleine rote Traktor schon seit über drei Wochen auf seinem temporären Stellplatz hinterm Haus. Auch wenn diese lange Standzeit beim letzten Besitzer die Norm war, will ich das gute Wetter nutzen und mal einen Ausflug machen. Hoffentlich läuft es dabei besser als bei der Jungfernfahrt. 


Kurzer Rückblick; nach dem Kauf blieb der Trecker schon nach wenigen hundert Metern wegen Spritmangel liegen. Auch mit mehr Diesel im Tank bleibt der Motor kurze Zeit später einfach stehen und die Einspritzpumpe muss neu entlüftet werden. Aus diesem Grund wurde die geplante Hauptuntersuchung auf dem Heimweg abgesagt und stattdessen ein kurzfristiger Unterstellplatz organisiert. 


Intensive Recherchen im Werkstatthandbuch und Gespräche mit (Hobby-) Landmaschinenmechanikern ließen eine Verstopfung der Kraftstoffleitung oder des Filters als plausibelste Lösung. Andererseits passen die Symptome nicht zu der Tatsache dass der Trecker kurz vor der Abholung noch eine längere Fahrt ohne Probleme überstanden hat. Wenn tatsächlich Dreck in der Leitung unser Problem ist, hätte es auch dann schon auftreten müssen. Sehr dubios alles. 


So richtig merkwürdig wurde es am vergangenen Wochenende als der Motor zur Probe mal wieder gestartet werden sollte. Nach der obligatorischen Rudolf-Diesel-Gedenkminute sprang der Dreizylinder Vorkammermotor direkt an und lief auch verhältnismäßig rund. Dafür bildete sich nach wenigen Minuten eine kleine Pfütze Dieselkraftstoff unterm Motor. Die Entlüftungsleitung der Einspritzpumpe tropfte kontinuierlich auf den Boden -auch nachdem der Motor schon wieder gestoppt war. Ein paar kleine Tropfen hier und da sind völlig normal und kein Alarmsignal, aber solche Mengen sind schon ein Grund zur leichten Panik. Irgendwas stimmt da nicht!


Um weitere Umweltverschmutzung in Zukunft zu verhindern hängt jetzt ein improvisiertes Auffangbehälter an der Leitung, so hat man auch einen direkten Anhaltspunkt wann und wie viel Diesel ausgetreten ist. Unabhängig von diesem Problem, beschlossen Nic und ich noch am späten Abend eine kleine Probefahrt zu machen. Wider erwarten gab es keinerlei Störungen und der Trecker lief die komplette Strecke durch. Vielleicht hat sich die Verstopfung von selbst beseitigt, vielleicht hat irgendwas in der Pumpe geklemmt, vielleicht hat der kleine rote Traktor auch einfach Schluckauf gehabt. 


Auf der Probefahrt stellt sich dafür ein anderes Problem herraus; die Richtungsblinker sind viel zu schnell. Die Blinkfrequenz entsprich dem Fehlermodus wenn eine der Lampen kaputt ist, obwohl hier beide Leuchtmittel auf jeder Fahrzeugseite normal leuchten. Ein Blick in die Rücklichter und den selbstgebauten Stromkasten auf dem rechten Kotflügel mit Warnblinkschalter und Richtungsblinkerschalter liefert die Erklärung; das Blinkrelais ist für 21Watt Leuchtmittel ausgelegt, die Fassungen der Lampen für 18W,  entsprechend geht das Relais von einem Defekt aus. Wie dieses Problem gelöst werden kann, muss noch ausgiebig diskutiert werden. Lösungsansätze gibt es zumindest schon mal einige. Dann kann man auch eine Möglichkeit suchen das Kondenswasser aus dem Stromkasten zu bekommen, ansonsten oxidieren über kurz oder lang sämtliche Kontakte.


Nichts desto trotz machte ich mich am Sonntag morgen auf den Weg zum monatlichen Oldtimertreffen am Piesberg in Osnabrück. Da parallel auch die Osnabrücker Dampflokfreunde eine Veranstaltung laufen hatten, lohnt sich die Anreise gleich doppelt. Nur um ganz sicher zu gehen kommt trotzdem der Rucksack mit dem nötigsten Werkzeug und ein Abschleppseil mit. Und für den Ernstfall ist auch schon jemand reserviert der mich wieder zurück nach Hause ziehen könnte. 


Wie kaum anders zu erwarten war die ganze Vorsorge überflüssig. Die Maschine lief ohne Beanstandungen bis ans Ziel, auch wenn die Höchstgeschwindigkeit von 18kmh (mit GPS ermittelt, der Traktor hat keinen Tacho) wirklich sehr niedrig ist und unterwegs etliche Fahrradfahrer locker überholen konnten. Gegen 11Uhr ist das Gelände schon gut gefüllt, aber für diesen kompakten Ackerschlepper findet sich noch immer ein passender Parkplatz. Noch bevor der Motor gestoppt ist kommen schon einige Besucher um sich das rustikale Stück näher anzuschauen. 


Die Meinungen sind zwiegespalten; auf der einen Seite stehen Leute die selbst Landwirtschaft betrieben haben und selbst noch einen Trecker mit maximaler Patina/Gebrauchsspuren benutzen und keinen Sinn darin sehen das Blech neu zu lackieren um es danach bei der Arbeit zu versauen. Auf der anderen Seite stehen die Perfektionisten welche direkt sämtliche nicht-originalen Teile aufzählen können und den Rost an Haube und Kühlergrill kritisch betrachten. So oder so gibt es viel zu zeigen und erzählen, allein dafür kommt man gerne hier her. Egal ob beim eigenen Auto oder bei einem der anderen historischen Gefährte die ihren Weg hier hin gefunden haben. 


Neben vielen alten Bekannten sind auch eine ganze Reihe neue Fahrzeuge dabei. So wird es niemals langweilig. Und nebenan stehen die Busse vom Tradidtionsbusverein. Wem das noch nicht reicht kann mit der Draisine oder der Rangierlokomotive eine kurze Rundfahrt über die Gleisanlage des Vereins machen. Sonst hat man eher selten Gelegenheit dazu sich eine Dampflok in Einzelteilen oder einen Waggon ohne Fahrgestell von unten anzuschauen. 


Zum Abschluss des Tages musste natürlich noch ein Abstecher durch den DriveIn-Schalter gemacht werden. Abgesehen von leichten Kommunikationsproblemen (der Motor ist doch relativ laut) eignet sich ein Trecker wunderbar als Speisewagen, auf den Kotflügeln ist ausreichend Platz für Burger und Getränke. Der letzte Zwischenhalt war die Tankstelle, auch wenn der Motor ziemlich sparsam ist wollen wir doch ein paar Liter nachfüllen, der Tankwart hatte beim Bezahlen nur eine Frage; Warum? 


Nachtrag; beim Kauf wurde uns noch versichert dass dieser Trecker so alt ist das er keine Bremslichter haben muss. Dabei wurde wohl vergessen zu erwähnen das sehr wohl welche verbaut sind und wie sich bei näherer Überprüfung zeigte lediglich beide Glühlampen kaputt sind. Glücklicherweise konnte noch auf dem Piesberg passender Ersatz beschafft werden. 18Watt Sofitten sind wirklich nicht überall zu bekommen.

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