Montag, 28. Mai 2018

Rundumschlag am grünen Polo


Als ob wir im SZK mittlerweile nicht schon genügend VW Polo 6N erlebt hätten, kommt heute ein weiteres Exemplar in die Garage. Wobei die Autos an und für sich gar nicht so schlecht sind. Besonders mit pfleglichen Vorbesitzern und wenigen KM auf der Uhr spricht nicht viel gegen eine Kaufempfehlung. Trotzdem ist jetzt ein ganz großer Service fällig um den VW fit für die kommenden Jahre zu machen.



Aktuell stehen 66tkm auf dem Zählwerk und der letzte Ölwechsel war vor knapp 1500km. Das ist allerdings auch schon wieder vier Jahre her und somit mehr als überfällig.Wie dieser Arbeitsschritt am Polo 6N abläuft haben wir in der Vergangenheit bereits erklärt. Die Montage von vier neuen Zündkerzen ist auch keine große Kunst wenn man den Luftfilterkasten erstmal aus dem Weg geschafft hat und alle Zündkabelstecker erfolgreich abgezogen bekommt. Die neuen Kerzen rein und mit 25Nm anziehen, dann kann eigentlich alles wieder zusammengebaut werden - es sei denn man hat noch weitere Arbeiten geplant.


Bevor es nun an die Innereien vom Motor geht, wollen wir lieber einige andere Punkte auf unserer langen Liste abarbeiten um die Maschine und noch wichtiger ihr Kühlwasser etwas abzukühlen. Für einen Öl- und Kerzenwechsel ist ein warmer Motor sicher von Vorteil, für die folgenden Schritte eher nicht. So beschäftigen wir uns mit dem alten Innenraumluftfilter der sich in einem Halterahmen unter der Plastikabdeckung rechts im Wasserkasten versteckt. Hier muss nur die Gummidichtung zum Motorraum und drei Plastikverschlüsse gelöst werden und das Teil liegt vor uns. Der Rahmen ist vorne eingeklipst und lässt sich hochklappen.


Noch einfacher ist der Wechsel der drei Scheibenwischergummis. Die Arme hochklappen, Wischerblatt aus dem Haken im Arm drücken und gegen das neue Teil austauschen.Weil es keine genauen Angaben zur Wartungshistorie von diesem Polo gibt, wird die Bremsflüssigkeit heute auch gleich mit erneuert. Da wir zu dritt sind, geht die Arbeit schnell von statten. Eine Person sitzt im Auto und betätigt das Bremspedal, eine füllt den Ausgleichsbehälter mit neuer Bremsflüssigkeit auf und der Dritte turnt unterm Auto von Rad zu Rad und öffnet die Entlüftungsnippel. Kaum zehn Minuten dauert dieser Arbeitsschritt und die Bremsen sollten wieder funktionieren wie am ersten Tag.


Jetzt ist der Motor endlich weit genug abgekühlt das wir loslegen können. Als erstes drücken wir die Spannrolle vom Keilriemen soweit zurück bis ein 4mm Bohrer oder Schraube durch die beiden Löcher passt um die Rolle zu arretieren. Dann lässt sich der Keilriemen von den Riemenscheiben abnehmen. Nun muss die Kunstsotffabdeckung vom Zahnriemen entfernt werden und zusätzlich die untere Abdeckung vom Keilriemen. An dieser Stelle empfiehlt es sich das Auto auf Unterstellböcke zu setzen und das rechte Vorderrad abzunehmen. So kommt man auch leichter an die Kurbelwellenriemenscheibe dran, diese ist ebenfalls abzubauen. Dazu mit einem 19mm Ringschlüssel an der großen Schraube gegenhalten und mit einem Inbusschlüssel die vier kleinen Schrauben lösen.


Wenn der Zahnriemen weitestgehend freigelegt ist, muss der Motor bzw die Kurbelwelle noch auf die richtige Position gedreht werden, dazu . Dazu befinden sich am Kurbelwellenrad und Nockenwellenrad jeweils Markierungen die mit einer entsprechenden Markierung am Motorblock übereinstimmen müssen. Erst dann kann weiter gemacht werden. Dieser Schritt ist sehr wichtig und ein Fehler kann teure Schäden verursachen. Also lieber zweimal überprüfen ob wirklich alles passt.


Sofern die Steuerzeiten passen, geht es im nächsten Schritt mit dem oberen rechten Motorlager weiter. Das muss abgebaut werden um den Zahnriemen überhaupt tauschen zu können. Entweder man stützt den Motor mit einer passenden Unterlage und Wagenheber an der Ölwanne ab oder man hat eine entsprechende Motorbrücke zur Verfügung um das ganze von oben zu machen. Wir wählen die erste Methode. Nun kann das Motorlager und der Gegenpart am Motorblock abgeschraubt werden. Erst jetzt kann auch das letzte Stück der Zahnriemenabdeckung abgebaut werden. Die Schrauben dafür sind teilweise recht gut versteckt.


Um den Zahnriemen von seinem Platz zu entfernen muss nun noch die Spannrolle gelöst werden. Dazu mit einem 13mm Schraubenschlüssel die Klemmmutter der Spannrolle lösen und die ganze Rolle mit etwas Kraft nach aussen rotieren. Jetzt sollte der Riemen soweit gelockert sein das er von Kurbelwelle, Nockenwelle und Wasserpumpe abgenommen werden kann. Dabei ist nochmal besonders darauf zu achten die Zahnräder von KW und NW nicht zu verdrehen.


Abhängig davon ob nur der Zahnriemen allein oder zusätzlich die Wasserpumpe und Spannrolle getauscht werden müssen, kann nun schon wieder mit der Montage des neuen Riemen begonnen werden oder noch weiter Teile abgeschraubt werden. Weil wir hier und heute alle Teile erneuern wollen, geht es direkt weiter mit der Spannrolle. Und die stellte sich als besonders widerspenstig heraus. Der Stehbolzen auf dem die Rolle sitzt ist so lang, dass die Rolle eigentlich nicht genug Platz hat um abgenommen zu werden.


Nur mit einigen Anstrengungen und dem Motor in der tiefsten Stellung die überhaupt möglich ist, gelang es doch noch die Rolle auszubauen. Im Paket mit der neuen Spannrolle lag auch eine entsprechende Schraube bei um den Stehbolzen zu ersetzen. Nach einigen Fehlversuchen mit der Schraube wurde diese Idee verworfen und stattdessen doch der alte Stehbolzen mit neuer Spannrolle wieder eingepflanzt. Die Spannvorrichtung hat zwei Blechnasen die um eine Schraube am Motorblock herumreichen müssen.


Die Wasserpumpe wird bei diesem Polo 6N ebenfalls vom Zahnriemen mit angetrieben und ein Austausch in der Zukunft würde bedeuten alle bis jetzt erfolgten Arbeitsschritte zu wiederholen. Aus diesem Grund werden wir die Pumpe jetzt direkt mit erneuern, auch wenn bis jetzt keine Undichtigkeiten feststellbar sind. So teuer ist das Teil nicht und wenn es sich noch um das Originalteil handelt, hat die Pumpe auch schon über 20 Jahre auf dem Buckel. 


Mit einer großen Auffangwanne unterm Motor machen wir uns daran die zwei Schrauben am Pumpengehäuse zu entfernen. Nur durch beherzte Schläge mit dem Gummihammer lies sich das Teil aus seinem Loch im Motorblock entfernen. Die folgende Kühlmitteldusche landete wie geplant größtenteils in der Wanne. Um möglichst alles alte Kühlwasser aus dem Motor zu entfernen lösten wir auch noch die Schläuche unten am Kühler und am Ausgleichsbehälter. Sobald kein Wasser mehr rausläuft können die Schläuche und die neue Pumpe wieder an ihren Platz, wobei wir die Auflagefläche der Dichtung am Pumpengehäuse nur kurz mit einem Schleifvlies abgeputzt haben.


Jetzt können wir endlich den neuen Zahnriemen auflegen und spannen. Idealerweise hat man dazu einen Helfer. Der Riemen muss von der KW aus gegen den Uhrzeigersinn auf die NW und dann erst auf die WaPu und Spannrolle aufgelegt werden. Dabei unbedingt kontrollieren das der Riemen zwischen KW und NW straff aufliegt. Dazu ist an der Spannrolle ein kleiner Zeiger vorhanden der sich zwischen zwei Blechnasen befinden muss und so die korrekte Riemenspannung signalisiert. Anschließend drehen wir den Motor zwei volle Kurbelwellenumdrehungen durch und prüfen ob die Spannung immer noch passt und die Markierungen an KW und NW wieder mit ihrem Gegenpart übereinstimmen. Dann muss die Klemmmutter der Spannrolle mit 20Nm anziehen.


Der Zusammenbau alle noch herumliegenden Teile erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Die Riemenscheibe an der Kurbelwelle kann nur in einer Position aufgesetzt werden. Sobald das obere Motorlager wieder montiert ist, kann der Wagenheber unter der Ölwanne entfernt werden. Der neue (oder gebrauchte) Keilriemen löst sich am besten von oben nach unten auflegen und zum Schluss den Bohrer/Schraube aus der Keilriemenspannrolle ziehen. In unserem Fall mussten wir jetzt das neue Kühlwasser an mischen und einfüllen. Wie der Motor richtig entlüftet wird haben wir ja schonmal an einem anderen Patienten erklärt.

Nach knapp fünf Stunden ist der Polo von vorne bis hinten wieder frisch dabei und fit für die kommenden Jahre. Bleiben wir mal gespannt ob die typischen Polo 6N Probleme diesen Wagen irgendwann auch noch betreffen werden. Wenn es soweit ist, werden wir darüber sicher berichten.

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