Montag, 21. September 2020

Wartung und Verschleiß beim Renault Scenic


Wenn ein Auto zu uns in die Garage kommt, ist entweder etwas größeres kaputt oder nur eine kleine Wartung erforderlich. Leider wird dann sehr oft aus der einfachen Inspektion doch noch eine mehr oder weniger umfangreiche Reparatur. Genau so lief es mit diesem Renault Scenic. Eigentlich muss nur das Öl gewechselt werden und für die letzte Hauptuntersuchung wurden noch einige Teile erneuert. Trotzdem finden wir noch mehr Arbeit für uns.



Aber erstmal ist der Ölwechsel dran. Da die Hebebühne gerade mit einem gewissen BMW E30 Projekt längerfristig belegt ist, müssen Auffahrrampen und Rollbrett ausreichen. Ein paar alte Pappen um den Fußboden zu schonen unters Auto und los gehts. Mit dem Renault-typischen Vierkantschlüssel die Ablassschraube lösen und das Öl restlos auslaufen lassen (in einen Behälter), Schraube mit neuem Dichtring einschrauben. Dann den Ölfilter vorne am Motor lösen, auch das geht mit dem passenden Spezialwerkzeug deutlich bequemer, Dichtfläche reinigen und neuen Filter anschrauben. 4.4l Motoröl auffüllen und Probefahrt machen. 


Noch bevor wir es in den dritten Gang hoch geschafft haben, sind laute wummernde Geräusche vom rechten Vorderrad hörbar. Entweder hat der Reifen die fiesesten Sägezähne auf dem Planeten oder das Radlager ist kaputt. Da müssen wir weitere Tests machen. In der Kurve bzw beim Slalom fahren ändert sich das Geräusch und die Lautstärke. Letzte Gewissheit kriegen wir wenn das verdächtige Rad aufgebockt und von Hand schnell gedreht wird. Sofern am Federbein vibrationen spürbar sind ist das Lager kaputt. 


Mit Renaults und kaputten Radlagern kennen wir uns ja schon ein wenig aus. Also sollten wir auch diese Aufgabe meistern. Erstmal bestellen wir ein neues Radlager, 25€ beim lokalen Teiledealer für das Teil selbst plus neue Mutter und Sicherungsring. Der Rest wird wiederverwendet. Sofern die Schrauben alle gut losgehen und sich das Lager ohne viel Widerstand auspressen lässt keine wirklich schlechte Arbeit. Fangen wir an.


****Exkurs Radlager vorne tauschen beim Renault Scenic JA****

Neues Radlager ins Gefrierfach legen. Sofern vorhanden Radkappe bzw Nabenkappe entfernen und die Zentralmutter der Antriebswelle lösen (SW30), Radschrauben anlösen (SW19), Vorderachse komplett aufbocken und mit Unterstellböcken sichern. Radschrauben komplett lösen und Rad abnehmen. ABS Kabel abstöpseln und Bremsschlauch aus der Halterung am Federbein aushaken und hängen lassen. Führungsbolzen vom Bremssattel lösen (SW13+SW17), Sattel abnehmen und am Federbein oben aufhängen. Bremssattelträger am Achsschenkel abschrauben (SW18) und samt Belägen zur Seite legen. Beide Halteschrauben der Bremsscheibe lösen (Torx TX40) und Scheibe abnehmen.


Mutter vom Spurstangenkopf lösen (SW17) und Kopf aus dem Achsschenkel ausdrücken oder durch Hammerschläge auf den Konussitz lockern. Halteschraube vom unteren Führungsgelenk / Traggelenk lösen (SW16) und entfernen. Gelenk aus dem Achschenkel rausziehen oder raus hebeln. Wenn es sehr fest sitzt erstmal mit WD40 einsprühen und den Spalt der Klemmung etwas aufweiten. Anschließend die Mutter der Antriebswelle komplett lösen und die Welle aus ihrem Sitz in der Radnabe nach innen (Richtung Getriebe) wegdrücken. Beide oberen Halteschrauben vom Federbein zum Achsschenkel lösen und entfernen. Achschenkel mit Radnabe und ABS Sensor vom Auto abnehmen. 


Auf der Rückseite vom Radlager befindet sich ein Drahtbügel der am besten mit einem kleinen Schraubendreher aus seiner Nut im Achsschenkel entfernt werden kann. Die Nut gründlich reinigen und alles gründlich mit Kriechöl einsprühen. Entweder hat man jetzt eine Werkstattpresse oder man bringt den ausgebauten Achsschenkel und das neue Radlager in eine Werkstatt damit die beides zusamenbringen können. Ohne Presse oder spezielles Einziehwerkzeug ist die Aufgabe nahezu unmöglich! Der große Schraubstock wird kurz als Gegenlager missbraucht um den Achsschenkel darauf abzulegen und die Radnabe aus dem Lager rauszuschlagen, dabei kommt eine der beiden inneren Lagerschalen mit raus. Am einfachsten lässt sie sich von der Radnabe mit einem Winkelschleifer vorsichtig abschneiden. Aber aufpassen dass die Nabe nicht beschädigt wird!


Mit den passenden Druckstücken für  die Presse sollte sich da alte Lager jetzt ohne ganz viel Theater auspressen und ein neues wieder einpressen lassen. Anschließend noch die Radnabe innen einpressen und einen neuen Sicherungsring auf der Rückseite einsetzen. Fertig. Zumindest fast. Den restlichen Zusammenbau müssen wir natürlich direkt am Auto machen. Die Reihenfolge ist dabei umgekehrt zur Demontage. Alle Schrauben und Muttern werden mit etwas Schraubensicherungskleber eingesetzt. Die großen Schrauben am Federbein bekommen jeweils 110NM, die untere Schraube vom Traggelenk bekommt 55NM, der Spurstangenkopf 40NM, der Bremssattelträger 100NM, die Führungsbolzen 35NM und die große Mutter der Antriebswelle 250NM. 

****Exkurs Ende****


Auf der abschließenden Probefahrt ist der Wagen endlich wieder so leise wie er sein soll. Schon bemerkenswert dass der Scenic erst 150tkm auf der Uhr hat und das Lager trotzdem hinüber ist. Wobei wir am Rad keinerlei Lagerspiel erfühlen konnten.

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