Montag, 7. September 2020

Reifenschäden beim Anhänger - leider nichts Neues


Es muss wohl am Wasser liegen. Aus irgend einem Grund sind in letzter Zeit verdammt viele Anhänger im erweiterten SZK-Bekanntenkreis mit Reifenschäden liegengeblieben. Das wirft die Frage auf warum sowas passiert, wie man in diesem Fall reagiert und was man im Vorraus tun kann um solche unschönen Zwischenfälle zu verhindern. Schließlich will nicht jeder seine Reise auf dem Abschleppwagen fortsetzen.


Der erste Zwischenfall ereignete sich an einem Wohnwagen auf der Autobahn in Richtung Dresden; ohne besondere Anzeichen ist der linke Reifen geplatzt. Bis auf den lauten Knall und etwas Vibration merkte man davon im Zugfahrzeug gar nicht so viel. Die Geschwindigkeit war nicht übermäßig hoch (80kmh) und das Gespann gut austariert. Mit einem kleineren Zugfahrzeug und bei höherem Tempo könnte die Sache ganz anders aussehen. So konnte die Fahrt einige hundert Meter auf dem Standstreifen bis zum nächsten Parkplatz fortgesetzt werden. Im Zweifelsfall ist der Preis für eine neue Stahlfelge am Anhänger einfach zu gering um dafür sein Leben am Straßenrand zu riskieren. 


Besonders wenn man ohnehin kein Ersatzrad parat hat und auf den Abschleppdienst warten muss, tut man gut daran sich selbst und das Gespann aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Nur wenn der Reifen sich soweit zerlegt hat das er sich um die Achse wickeln könnte, muss man vielleicht doch einfach stehen bleiben. Tatsächlich ist ein Reifenplatzer dadurch besonders riskant wenn der Reifen sich in seine Einzelteile auflöst und die losen Teile weg fliegen und andere Fahrzeuge treffen oder das Radhaus zertrümmern. Speziell an Wohnwagen mit ihren Sandwich-Wänden und empfindlichen Einbauten können die Folgeschäden deutlich teurer werden als der neue Reifen mit Felge. Natürlich immer unter der Vorraussetzung das man den Anhänger nicht gleich in die Leitplanke oder Straßengraben wirft.


Ganz ähnlich verlief die nächste Reifenpanne. Dieses Mal ein offener Transportanhänger voll Holz auf dem Weg nach Norden. Wieder auf der Autobahn und wieder der linke Reifen. Und glücklicherweise ist wieder nichts schlimmes passiert; der Anhänger blieb heile und das Gespann konnte sicher auf dem Standstreifen anhalten. Abgesehen von der recht langen Wartezeit bei hohen Temperaturen bis der Abschleppdienst eintraf, das bestmögliche Szenario. Dafür hatte die Werkstatt leider keinen passenden Reifen auf Lager so das die Fahrt ohne Anhängsel fortgesetzt und erst eine Woche später wieder eingesammelt wurde. Anhängerreifen sind nicht zwangsläufig mit Autoreifen vergleichbar. 


Fassen wir mal die Umstände zusammen und suchen nach Gemeinsamkeiten; beide Male war der Anhänger schwer beladen, auf der Autobahn, bei heißem Wetter, für mehrere Stunden unterwegs. Alles Faktoren die einen Reifen stark beanspruchen, egal wie neu oder alt er ist. Bei dem betroffenen Wohnwagen können wir davon ausgehen das der Reifen älter aber noch nicht auffällig gealtert ist und der Luftdruck gestimmt hat. Die wahrscheinliche Erklärung ist wohl das ein Gegenstand auf der Fahrbahn lag der den Reifen beschädigt hat - warum dabei kein Rad am Zugfahrzeug getroffen wurde kann niemand sagen. Vielleicht war das Ventil auch schon etwas angefressen (wie bei unserem Autotransportanhänger) und lässt mit der Zeit Druck entweichen bis der Reifen so platt ist das er überhitzt und irgendwann platzt. Wäre es der rechte Reifen gewesen würde ein harter Bordsteinkontakt auch noch in Betracht kommen, so wie es ist können wir nur spekulieren. 


Etwas mehr Gewissheit haben wir beim zweiten Anhänger. Hier waren die Reifen definitiv schon zu alt. Bei der letzten Hauptuntersuchung vor zwei Jahren wurde noch der Hinweis gegeben sie demnächst auszutauschen. Für langsame Fahrten von Dorf zu Dorf mit wenig Gewicht hätten die Reifen vermutlich noch einige Zeit genügt, aber eben nicht mit dem maximal zulässigen Gesamtgewicht (hier 1600kg) und einem Durchschnittstempo am oberen Limit bei 30° Aussentemperatur. Wann der Luftdruck (hier 4,5bar!) das letzte Mal geprüft wurde kann auch niemand sagen. Insgesamt eine echt miese Kombination die nur danach schreit Probleme zu machen.


Leider oder zum Glück haben die meisten Einachsigen Anhänger nur geringen Reifenverschleiß - erst Recht wenn sie ungebremst sind. Das heißt auch nach über zehn Jahren kann die Profiltiefe noch so gut sein das es für die Hauptuntersuchung reicht. Weder beim Auto noch beim Trailer gibt es ein pauschales Höchstalter nachdem Reifen ausgemustert werden müssen. Nur wenn sie offensichtliche Altersschäden zeigen muss gehandelt werden. Die einzige offizielle Relegung bezieht sich auf Anhänger mit 100km/h-Zulassung, um diese Auszunutzen darf kein Reifen am Anhänger älter als sechs Jahre sein - und wenn doch darf man halt nur noch regulär wie früher Tempo 80 fahren. 


Bei Anhängern mit Tandem- oder Tridemachsen hat man prinzipbedingt einen deutlich höheren Verschleiß, besonders wenn viel rangiert wird und die Reifen über den Untergrund raddieren. (Dadurch kommt es zu einem ungleichmäßgen Verschleiß auf der Lauffläche). Bei unserem Autotransportanhänger wurden in der Vergangenheit immer wieder einzelne Reifen beschädigt und ausgetauscht, darum haben sie alle unterschiedliche Profiltiefen und Alter. Besonders der linke Vorderreifen ist stark abgenutzt und muss jetzt erneuert werden. Da noch ein fünftes Komplettrad rum liegt bei dem die Karkasse gebrochen ist (der Reifen ist jetzt Ei-Förmig) nutzen wir diese Gelegenheit und ziehen den neuen Reifen anstelle des beschädigten auf. Jetzt haben wir endlich ein vernünftiges (wenn auch fast blankes) Reserverad, wäre doch sehr ärgerlich mit dem Trailer irgendwo liegenzubleiben.


Um nochmal auf die Eingangsfragen zurückzukommen; 1. Warum passiert sowas? Weil Anhängerreifen meist deutlich stärker belastet sind, wenig gewartet werden und länger im Einsatz bleiben als Autoreifen. Wenn dann noch der Luftdruck nicht stimmt oder bei heißem Wetter lange mit hohem Tempo gefahren wird überhitzen die Reifen und platzen. 2. Was soll man tun wenn der Reifen platzt? Im Grunde genau das selbe wie bei jedem Fahrzeug, also Ruhe bewahren, Tempo reduzieren, keine wilden Fahrmanöver versuchen und so bald wie möglich rechts ran fahren und anhalten. 3. Was kann man prophylaktisch tun damit die Reifen nicht spontan den Abgang machen? Kurzfristig hilft es schon mal vor jeder Fahrt eine Sichtkontrolle aller Reifen zu machen; sind sie passend aufgepumpt (gerade die kleinen Räder bei Tiefladern haben teilweise sehr hohe Drücke, bis zu 6,5bar!) und gibt es irgendwelche Anzeichen für Schäden durch Bordsteinkontakt oder Alterung - zum Beispiel risse in der Lauffläche oder Beulen in der Reifenflanke. 


Mittelfristig sollte man die Reifen auch wenn sie noch gut aussehen rechtzeitig aussortieren. Die inoffizielle Empfehlung lautet spätestens nach 8-10 Jahren. Damit sie auch so lange durchhalten kann man sie bestmöglich pflegen, also vor UV Strahlung schützen, bei langer Standzeit den Reifendruck erhöhen oder noch besser den ganzen Anhänger aufbocken - so werden auch direkt Standplatten vermieden. Auch während der Fahrt kann man etwas für seine Reifen tun, besonders bei den extrakleinen Rädern (10 und 13 Zoll Felgen) tut man gut daran allen Schlaglöchern auszuweichen und niemals (beladen) irgendwelche Borsteinkanten rauf und runter zu fahren.

Im Zweifelsfall muss man sich einfach Fragen wie teuer ist ein oder mehrere neue Reifen und wie teuer wäre ein Abschleppwagen plus die möglichen Schäden am Anhänger und die reele Gefahr einen schweren Unfall zu verursachen.

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