Freitag, 11. September 2020

Weniger Sound für den Spezialpassat


Wie man es macht, macht man es verkehrt. Dem einen ist das Auto zu leise und dem nächsten dann wieder zu laut. Nachdem erst ein Clio RS mittels Bastuck Endschalldämpfer zu mehr Stimme verholfen wurde muss jetzt der Spezialpassat zum Schweigen gebracht werden. Der Leopard-Passat brüllt wieder. Und leider können wir nicht einfach die Teile von beiden Autos durchtauschen und zwei Menschen auf einen Schlag glücklich machen. 


Im Sommer 2017 haben wir uns zum letzten Mal etwas intensiver mit der Abgasanlage vom Spezialpassat befasst. Damals mussten wir (erneut) ein kleines Loch im Mittelschalldämpfer zuschweißen. Und das hat auch bis vor kurzem gut gehalten. Doch jetzt ist der Passat innerhalb kurzer Zeit sehr laut geworden, nicht so wie das typische Loch irgendwo im Auspuff klingt, eher so als ob die Abgase ziemlich weit vorne ihren Weg ins Freie finden. Zunächst haben wir deshalb das Flexrohr vorne beim Krümmer unter verdacht. 


Ein Besuch auf der Hebebühne mit gründlicher Bestandsaufnahme lieferte neue Erkentnisse; der Mittelschalldämpfer ist der länge nach aufgeplatzt und im Schweller ist ein neues Rostloch aufgetaucht. Um den Rost kümmern wir uns wohl erst im Winter bevor nächstes Jahr der nächste TÜV Termin ansteht. Mit dem Schalldämpfer können wir wohl nicht so lange warten, sonst lynchen uns die Nachbarn irgendwann. Vielleicht wäre es möglich den Schalldämpfer erstmal irgendwie mit einem größeren Blechflicken provisorisch abzudichten, aber das hätte wenig Sinn; wenn sich das Innenleben schon komplett zerlegt hat wird der Wagen auch danach nicht wirklich leise. 


So bleibt nichts anderes übrig als beim örtlichen Teiledealer schnellstmöglich Ersatz zu bestellen und bis dahin morgens möglichst schnell weg zu fahren bevor alle Nachbarn am Fenster stehen. Vor gut zehn Jahren haben wir den Endschalldämfer erneuert und bis jetzt sieht er immernoch ganz stabil aus, kein Grund also ihn mit zu tauschen. Der neue Dämpfer mit Dichtmasse und Rohrschellen kostet knapp 90€, wenn er dafür gut passt und wieder lange hält sicher nicht zu viel Geld. Auf wilde Bastelaktionen wie bei Karos Clio können wir sehr gut verzichten. 


Im Idealfall müssen wir jetzt zwei Rohrschellen und drei Haltegummis löse noch etwas am Rohr wackeln und schon haben wir die beiden Schalldämpfer vom Auto getrennt. Leider ist die Realtität nicht ganz so einfach. Erst drehen wir die eine Mutter vom hinteren Auspuffhalter rund und dann lassen sich die Rohre vom Mittel- zum Endschalldämpfer und zum Katalysator hin nicht auseinander ziehen. Das heißt wir müssen die schwereren Geschütze auffahren. Erstmal die komplette Konsole des Auspuffhalter vom Unterboden abschrauben und im Schraubstock bearbeiten bis die alte Mutter aufgibt. Danach mit der Flex das Rohr zwischen den beiden Schalldämpfern durchschneiden. 


Da der Endschalldämpfer weiterbenutzt werden soll dürfen wir hier nichts kaputt machen. Mit Kriechöl und dem Schraubstock als Presswerkzeug können wir das Stück altes Rohr rausoperieren. Jetzt muss nur noch der Mittelschalldämpfer weg vom Auto. Nur mit einem Helfer und viel roher Gewalt gelingt es uns irgendwie die Verbindung zu trennen. Der neue MSD lässt sich dafür um so leichter einbauen; etwas Montagepaste auf alle Anschlüsse und bis zum Anschlag zusammenschieben, Rohrschelle drum und fertig. Die gute Passform war ihr Geld wirklich wert. Die Auspuffhaltegummis sind zwar nicht mehr neu aber noch in gutem Zustand also dürfen sie weiterleben. Im Zweifelsfall hat der VW so viele Gummis das es auf eines mehr oder weniger nicht direkt ankommt. Noch ein Pluspunkt gegenüber dem Clio. 


Jetzt ist der Spezialpassat endlich wieder so leise wie ein 90PS Auto sein soll. Aber bevor wir Feierabend machen wollen wir noch den kaputten Schalldämpfer obduzieren. So neugierig sind wir ja doch. Im Inneren befinden sich mehrere Kammern aus gelochtem Blech und eine Kammer die mit Steinwolle gefüllt ist. So werden verschiedene störende Frequenzen gedämmt oder rausgefiltert. Genau dort liegt auch der Unterschied zwischen einem normalen und "Sport-"Schalldämpfer. Ohne Lauter zu sein kann man trotzdem bestimmte Frequenzen betonen bzw weniger stark dämpfen um den gewünschten Klang zu erzielen - ohne die Nachbarschaft zu terrorisieren.

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