Montag, 21. Juni 2021

Automatische Tieferlegung bei der Hauptuntersuchung

 

Die regelmäßige Hauptuntersuchung ist für die meisten Autofahrer kein Ereignis auf das man sich lange im Vorraus freut. Es ist einfach ein notwendiges Übel wenn man weiterhin legal auf der Straße fahren will. Im Idealfall kommt man ohne große Probleme und Mängel durch - wenn nicht hat man am Ende einen Zettel in der Hand was alles repariert werden muss. Das gibt uns einen Anlass einige Veränderungen vorzunehmen. Ob dieser Fiesta damit am Ende des Tages besser oder schlechter ist können wir jetzt noch nicht sagen.  


 

Leider fehlte uns dieses Mal die Zeit den Alki-Fiesta vorher einmal gründlich durchzuchecken, aber das sollte nicht sonderlich schlimm sein. Immerhin ist dieser Ford immernoch eines der jüngsten Autos im erweiterten SZK-Fuhrpark, auch wenn inzwischen über 160tkm auf der Uhr stehen  hat er uns in der Vergangenheit nie große Probleme bereiet. Hoffentlich bleibt das heute auch so. Also rein ins Auto und rüber zur Prüfhalle. Unterwegs werden wir schmerzlich daran erinnert das es ganz schön warm in einem dunklen Auto ohne funktionierende Klimaanlage werden kann. 

 


Der einzige Vorteil des heißen Wetter ist, das wir die heute etwas längere Wartezeit an der Prüfhalle sinnvoll nutze können und den alten Aufkleber von der Windschutzscheibe durch einen Neuen ersetzen können. Ausser etwas Glasreiniger, einem Rakel und Cuttermesser brauchen wir dafür nur Geduld und ein gutes Augenmaß. Selbst wenn das keinen Einfluss auf das Ergebnis der HU hat, wollten wir das schon eine ganze Weile mal in Angriff nehmen. Aber jetzt sind wir endlich an der Reihe und der wirkliche Test beginnt; direkt hinterm Rolltor der Prüfhalle wird die Beleuchtung kontrolliert. Beide vorderen Begrenzungsleuchten (Standlichter) sind kaputt. 

 


Das nennt man dann wohl technischen K.O. in der ersten Runde. Egal was jetzt noch passiert - durchgefallen sind wir schon. Trotzdem bleiben wir hoffnungsvoll das keine weiteren großen Mängel mehr gefunden werden. Immerhin gibt es an der Bremsleistung und bei den Abgaswerten nichts auszusetzen. Die letzte Hürde ist der Check vom Fahrwerk und Unterseite auf der Hebebühne. Und da kommt schon der nächste Tiefschlag; vorne links ist die Fahrwerksfeder gebrochen, der Motor verliert irgendwo weit oben Öl und am Endschalldämpfer ist ein Hitzeschutzblech lose. Wäre auch zu schön gewesen wenn wir einfach so ans Ziel kommen. 


 

Eine kurze Recherche bietet folgende Lösungen für das gravierendste Problem (die gebrochene Feder); eine neue Feder aus dem Zubehör - mit dem Risiko das der Wagen hinterher schräglage hat, eine neue Feder original von Ford - was deutlich teurer wäre und die selben Auswirkungen haben könnte. Oder Variante 3; wir nutzen diese unfreiwillige Tieferlegung und bauen kürzere Sportfedern aus dem Zubehör sein. Das sieht besser aus und hält im Zweifelsfall genau so lange wie die originalen Federn halten. Die Frage ist nur wie groß sind die praktischen Nachteile und wie tief wollen wir gehen.

 

 

Letztendlich findet sich eine hoffentlich alltagstaugliche Lösung, die gut Aussieht, nicht das Budget überschreitet und lange hält. Im Detail heißst das knappe 100€ für vier neue Federn die den Fiesta vorne und hinten knapp 30mm näher an den Erdboden bringt. Schon so viel das es sichtbar ist, aber ohne ständig irgendwo hängenzubleiben und ganz wichtig ohne das wir andere Stoßdämpfer brauchen. Theoretisch zerlegen wir einmal alle Federbeine, tauschen die Federn und montieren alles wieder am Auto. Die restlichen Mängel beseitigen wir nebenbei natürlich auch noch.

 

 

 ****Exkurs Ford Fiesta Mk6 Tieferlegung einbauen****

Nach einer überraschend langen Wartezeit steht endlich ein großer Karton mit den neuen Tieferlegungsfedern vor der Haustür.  Dann können wir ja loslegen. Auch wenn die heimische Hebebühne aktuell belegt ist, sollte die ganze Aktion mit Wagenheber und Unterstellböcken nur ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Ob man den Wagen gleich komplett oder erstmal nur mit dem Vorderteil aufbockt ist eigentlich egal. Anschließend öffnen wir die Motorhaube und sprühen die Muttern (drei kleine und eine große in der Mitte) mit reichlich Kriechöl ein. Danach lösen wir die Radmuttern und nehmen beide Vorderräder ab.

 

 

Damit wir genug Bewegungsfreiheit haben muss das ABS-Kabel und der Bremsschlauch aus seiner jeweiligen Halterung am Federbein gelöst werden. Beim Kabel reicht sanftes ziehen, beim Schlauch muss die Sicherungsklammer rausgehebelt werden. Nun sprühen wir die obere Mutter (SW15) der Koppelstange sowie den gesamten Bereich rund um das Dämpferrohr zum Achsschenkel hin mit noch mehr Kriechöl ein. Die Schraube auf der Rückseite vom Achsschenkel (SW15) sitzt sehr fest. Um die beiden Schrauben und Muttern hier unten zu lösen empfehlen wir dringend einen Schlagschrauber zu benutzen. 


 

In der Not reichen auch normale Werkzeuge und ein langer Hebel. Ford hat sich ausnahmsweise mal Gedanken gemacht. So kann man den Kopf der Koppelstange mit einem Maulschlüssel kontern wenn er sich mit der Mutter mitdrehen sollte. Warum machen das nicht alle Hersteller so? Jedenfalls hält jetzt nur noch der Rost und ein wenig Klemmkraft den Achsschenkel am Dämpferrohr fest. Mit einem dicken Hammer kloppen wir von oben auf den Achsschenkel bis er vom Dämpfer rutscht. Passt nur auf nicht das ABS-Kabel oder die Bremsscheibe zu treffen. 

 


Erst wenn die Trennung vollzogen ist lösen wir die drei Muttern (SW13) oben am Domlager und nehmen das Federbein aus dem Radhaus raus. Rüber zur Werkbank wo unser Federnspanner schon wartet. Damit lässt sich die Feder gefahrlos komprimieren, das Domlager abschrauben und alles zerlegen. Jedenfalls in der Theorie, wenn nicht dann kämpft man fast eine Stunde mit der festgerosteten Mutter auf die kein Schraubenschlüssel passen will. Selbst wenn wir eine 18mm Zündkerzennuss mit Aussensechskant samt Ringschlüssel nehmen und durch das Loch einen 6mm Inbusschlüssel in die Kolbenstange stecken um zu kontern passiert erstmal nichts. Dann bricht der Inbus in der Kolbenstange ab. 

 


Letztendlich gelingt es mit viel WD40, Geduld und einem amtlichen Schlagschrauber doch noch die Mutter zu lösen. Abwechselnd links- und rechtsherum drehen brachte den Erfolg. Nun entspannen wir die alte Feder, werfen sie ganz weit weg und bauen die schicken neuen Federn ein. Die Mutter auf der Kolbenstange bekommt formal 60NM, wir verlassen uns auf Schlagschrauber Stufe III, den Rest regelt der Rost. Beim Einbau des modifizierten Federbein hilft es den Achsschenkel vorsichtig mit einem kleinen Wagenheber hochzudrückene und sanft gegen die Seite vom Schenkel zu klopfen - dann sollte er eigentlich einfach über den Dämpfer rutschen. 

 


Auf die untere Klemmschraube kommt etwas Loctite und dann wieder ordentlich festziehen. Hier kann man so schnell nichts kaputt machen wenn die Schrauber etwas fester angezogen wird. Anschließend noch die Leitungen und Koppelstange wieder befestigen, dann ist die Vorderachse auch schon fertig. An der Hinterachse geht es wesentlich schneller. Einfach die Räder abnehmen, die große Schraube (SW15) unten am Stoßdämpfer lösen, ein langes Rohr in das offene Ende des Achskörper schieben, Achse nach unten drücken und die Feder rausnehmen. Mit der neuen Feder alles in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen und die Räder angebracht. Damit sind wir fertig. 

****Exkurs Ende****

 

 

Die neuen Glühlampen fürs Standlicht sind, wenn der Kühlergrill und die Scheinwerfer erstmal ausgebaut wurden, schnell erneuert. Den Ölverlust waschen wir derweil mit Bremsenreiniger ab und begeben uns in Zukunft mal genauer auf die Suche. Aktuell vermuten wir eine kaputte Ventildeckeldichtung. Und für den losen Hitzeschutz reicht eine größere Unterlegscheibe um alles festzuhalten. Dann können wir jetzt ja wieder zurück zur Prüfhalle fahren. 


 

Rein subjektiv fährt der Fiesta nicht wirklich viel härter als vorher. Jedenfalls bekommen wir keinen Bandscheibenvorfall und hoppeln auch nicht von Bodenwelle zu Bodenwelle. In Kurven und beim bremsen neigt sich das Fahrzeug etwas weniger und gibt ein Gefühl von Kontrolle. Die Karosserie ist vorne und hinten tatsächlich genau 30mm tiefer gekommen. Wir erwarten auf den nächsten Tausend Kilometern noch ein paar Millimeter zu gewinnen wenn sich die neuen Federn etwas gesetzt haben. Gut aussehen tut es jetzt aber schon. Das sieht auch der nächste Prüfingenieur ganz ähnlich. Zu den Kosten für die Nachkontrolle kommen nochmal knapp 60€ für die Änderungsabnahme. Bloß gut das wir Teile mit passendem Gutachten gekauft haben, sonst hätten wir jetzt schon das nächste Problem an der Backe.

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