Spätestens jetzt wo die Baumärkte und Gartencenter wieder überall für die Bevölkerung geöffnet haben, kommen auch die kleinen Anhänger wieder vermehrt zum Einsatz. Grünschnitt und Sperrmüll wegbringen oder Baumaterial und Pflanzen holen, egal wofür der Anhänger gebraucht wird - solange es auf die Ladefläche passt darf es mitkommen. Jedenfalls solange der Trailer nicht unter der Last zusammenbricht. Damit das nicht passiert braucht ein gewisser kleiner grüner Anhänger ein wenig Aufmerksamkeit um die fällige HU und bevorstehenden Transporte zu meistern.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Anhängern mit denen wir uns sonst im SZK beschäftigen, hat dieses Modell eine Schräglenker-Einzelradaufhängung. Damit sollte ein besserer Komfort für die Ladung und ein ruhiger Lauf für das Zugfahrzeug erzielt werden. Der Federweg größer und jedes Rad kann den Fahrbahnunebenheiten besser folgen. Normale Anhänger haben eine Gummifeder-Achse bei der sich nur das Rad an der Schwinge bewegt, weniger flexibel aber auch robuster. Je mehr bewegliche Teile eine Konstruktion hat, desto mehr kann auch kaputt gehen.
Genau darum gibt es diese Art der Achsaufhängung auch so selten. Nur im Bereich von Tiertransporten, wo es auf eine besonders gute Straßenlage ankommt. Viel näher an die Qualität eines Pkw-Fahrwerk kommt man nur noch mit einer Luftfederung dran. In jedem Fall müssen an diesem Anhänger alle Buchsen der Schräglenker getauscht, die Radlager neu eingestellt und einige Roststellen bearbeitet werden. Das ist teilweise sogar einfacher als die Gummis einer normalen Anhängerachse zu wechseln - dafür braucht man Spezialwerkzeug und ein bisschen mehr Know-How. Wir brauchen nur ein bisschen Flüssigseife und einen Schraubstock.
Weil dieser Anhänger ziemlich klein und leicht ist, macht es keine Probleme ihn hochkant zu stellen oder auf den Kopf zu drehen. So kommt man noch besser an alles dran ohne auf dem Boden zu liegen. Sobald die Radmuttern gelöst sind, halten noch zwei Schrauben an der Achse und eine Mutter an den Federelementen die Schräglenker am Anhänger fest. Bevor die Lenker überarbeitet werden, muss erstmal die Unterseite vom Chassis und der Achse abgeschliffen, grundiert und neu lackiert werden. Während die Farbe trocknet kümmern wir uns um den Rest.
Jenachdem wie viel Geduld und Geschick man hat, kann der folgende Arbeitsschritt entweder einer Werkstatt überlassen oder in Eigenleistung durchgeführt werden. Wenn die Gummibuchsen schon so alt und rissig sind wie bei diesem Anhänger kann man sie mit einem Hammer und Schraubendreher ziemlich gut rausmeißeln. Die neuen Gummis müssen intakt installiert werden, darum empfiehlt es sich alle möglichen Hilfsmittel einzusetzen. Ordentlich Silikonspray oder Spülmittel sollten reichen. Idealerweise passt der Schräglenker so in einen Schraubstock das die Gummis eingepresst werden.
Alternativ eine große Schraubzwinge oder in der Not eine Gewindestange, mit dicken Unterlegscheiben und ein paar Muttern um das ganze Paket einzuziehen. Wahlweise vor, wärend, oder nachdem die neuen Gummis eingepresst wurden, können die Schräglenker bei dieser Gelegenheit ebenfalls entrostet und lackiert werden. Sollten Sie jemals durchrosten wäre das ein kapitaler Schaden und möglicherweise das Ende dieses Anhängers. Genau darum werden die Lenker auch von innen mit ordentlich Rostschutzwachs vollgesprüht. Sicher ist sicher.
Nachdem das Chassis und die Lenker überarbeitet sind, bleiben jetzt nur noch die Radlager auf unserer Agenda. Soweit wir wissen sind noch die originalen Lager verbaut. Bei einem über 40 Jahre alten Anhänger keine selbstverständlichkeit. Bis auf erhöhtes Lagerspiel scheinen sie auch noch in Ordnung zu sein. Trotzdem zerlegen wir die Radnabe und inspizieren alles. Dazu muss der kleine Blechdeckel von der Radnabe runtergehebelt, der Splint entfernt und die große Mutter gelöst werden. Danach kann die Radnabe samt äußerem Kegelrollenlager von der Achse abgezogen werden.
Offenbar wurde hier schon seit einiger Zeit kein neues Lagerfett eingesetzt - darum ist es auch so dunkel und nicht mehr an allen wichtigen Stellen. Wir waschen das alte Fett mit Bremsenreiniger raus und packen alles mit Neuem voll. Wenn alles wieder zusammengebaut ist ziehen wir die Mutter gerade soweit an, das kein Spiel im Lager fühlbar ist (am besten testen wenn das Rad wieder montiert ist), aber nicht soweit das irgendwas klemmt oder schwergängig dreht. Damit sind wir endgültig fertig und der Trailer bereit für die HU ein weiteres Jahr voll schwerer Arbeit.
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