Freitag, 11. Juni 2021

Fliegende Rettung für kaputte Scheibenwischer

 


Woran erkennt man ein reines Sommerauto? Auf jeden Fall daran, dass die Scheibenwischer nicht funktionieren. Beispiel Nummer 1: dieser VW Golf V (das schwarze Schaf). Natürlich mitten auf dem Weg zur Arbeit, im stärksten Regen, verabschiedet sich der vordere Wischer. Bevor das nächste Mal Niederschlag vom Himmel kommt, müssen wir den Fehler beheben.

 


Was wir schon wissen: der Heckscheibenwischer funktioniert noch. Der Regensensor hat aktuell keine Funktion. Bevor irgendwas anderes getestet wird, kontrollieren wir als erstes die Sicherungen. Die 30Amp Sicherung (SB31) im Kasten unter der Motorhaube ist schon mal heile. Hier kommen wir nicht weiter. Einfach weil es bequem ist und wir die Möglichkeit haben, schließen wir das Diagnosegerät an und Lesen den Fehlerspeicher aus. 

 


Neben einer Reihe anderer Einträge die höchstwahrscheinlich nichts mit unserem Problem zu tun haben, steht dort "Scheibenwischermotor überlastet" sowie "Scheibenwischer Funktion eingeschränkt durch Unterspannung". Jetzt ist die Frage ob der Motor überlastet ist weil er zu wenig Strom bekommt oder ob der Kabelquerschnitt zu klein ist um die höhere Stromaufnahme des Motors der im Überlastbereich läuft zu befriedigen. Vielleicht ist der Motor kaputt, vielleicht das Gestänge schwergängig. Doch das ist noch nicht alles, es liegen auch noch CAN-Bus Kommunikationsprobleme vor. "Bordnetz-Steuergerät Lin-Slave 01 Fehler, Lin-Slave 02 Fehler" hoffentlich kommt nicht noch mehr Arbeit auf uns zu. 

 


Um ein bisschen mehr Gewissheit zu kriegen, wollen wir den Wischermotor vom Gestänge trennen. Ausserdem können wir die Spannung direkt am Stecker vom Motor messen. Möglicherweise ist das Pluskabel, das Massekabel oder die Steuerleitung beschädigt. Letzteres würde gut zu den CAN-Bus Fehlern passen. Jedenfalls versteckt sich der Wischermotor samt Gestänge unterm Windleitblech und das wird durch die Wischerarme am Auto festgehalten. Also müssen wir als erstes die Plastikdeckel der Arme abhebeln, dann die Mutter darunter lösen und die Wischerarme von der Welle abziehen. 

 


Selbst mit reichlich Kriechöl auf der Verzahnung kann die Trennung von Arm und Welle ganz schön schwierig werden. Bevor man sich auf dem Windleitblech abstützt und irgendwas kaputt geht, empfehlen wir lieber das passende Abziehwerkzeug auszuleihen oder zu kaufen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse direkt unter der Motorhaube, kann ein normaler Abzieher nicht eingesetzt werden. Wenn die Wischerarme weg sind, kann die Gummidichtung zum Motorraum abgezogen und die Plastikblende losgeschraubt werden. Unter dem Windleitblech befindet sich bei unserem Golf auch noch eine Dämmmatte die wir ebenfalls aus dem Weg räumen müssen. 

 

 

Jetzt kommen wir an den Wischermotor und seinen Stecker dran um unsere Messungen zu machen. Mit dem Voltmeter messen wir die Plusleitung gegen den Minuspol der Batterie. Laut Anzeige 11,61V - knapp 1V weniger als die Batteriespannung. Erstmal noch kein riesengroßer Spannungsabfall. An der Steuersignalleitung liegen ziemlich genau 5V an und die Masseleitung hat überhaupt keinen signifikanten Verlust. Damit kommt die These mit dem kaputten Motor wieder in Betracht. Um diese Möglichkeit zu überprüfen wollen wir das komplette Wischergestänge ausbauen (zwei Schrauben mittig unter der Windschutzscheibe, eine richtung Kotflügel Fahrerseite).  Danach muss der klobige Brocken nur noch aus seinem Loch gefummelt werden. 

 


Der Motor wird mit drei Schrauben am Gestänge und einer Mutter am Umlenkhebel fixiert. Nachdem beide Teile getrennt sind können wir sie einzeln prüfen. Das Wischergestänge ist subjektiv nicht besonders schwergängig. Dann also der Motor; wenn wir jetzt ohne Last immernoch keine vernünftige Bewegung kriegen, liegt es wohl an einem internen Fehler des Motor. Tatsächlich dreht der Motor jetzt besser, aber immernoch sehr langsam und mit unterbrechung. Nicht wirklich eindeutig. Da müssen wir weiter prüfen bevor wir einen neuen Motor kaufen.


 

Möglicherweise ist das Pluskabel durch einen Kabelbruch oder Korrosion irgendwo beschädigt. Wenn man eine 50Watt Glühlampe anschließt, bricht die Spannung weiter zusammen auf knapp 8,6V. Damit ist der Motor als Hauptverdächtiger aus dem Spiel. Jetzt müssen wir eigentlich nur noch die Schadstelle finden und sie reparieren, dann sollte alles wieder funktionieren. Theoretisch kann die gesuchte Stelle überalle auf dem Weg vom Motor bis zur Zentralelektrik liegen, aber höchstwahrscheinlich sind die Leitungen im Innenraum bestens geschützt, darum suchen wir erstmal im Motorraum. 

 


Damit wir überhaupt soweit kommen, müssen wir erstmal den Bereich unter der Windschutzscheibe gründlich sauber machen. Hier sammelt sich zwangsläufig Laub und Dreck. Manchmal nisten hier auch kleine Nagetiere. Warum auch immer, ist das Pluskabel an einer Stelle ziemlich lädert. Um unsere Theorie weiter zu testen, spleißen wir erstmal provisorisch eine fliegende Leitung vom Wischermotor zur Batterie. Jetzt haben wir die volle Batteriespannung am Motor anliegen. Zeit für einen weiteren Testlauf - erstmal noch ohne das Wischergestänge. Endlich läuft der Motor wieder vernünftig. Das macht uns optimistisch, also schrauben wir das Gestänge wieder zusammen mit dem Motor ins Auto.

 


Selbst mit dem höheren Widerstand durch die Wischerblätter auf der trockenen Windschutzscheibe funktioniert alles wie es soll. Dann machen wir aus unserer provisorischen Lösung mal eine permanente. Quetschverbinder und Schrumpfschlauch sollten ausreichend wasserdicht sein. Den Strom liefert die Potenzialschiene im Sicherungskasten unter der Motorhaube. Eine 30Amp Sicherung muss natürlich auch sein. Dann kann der nächste Starkregen kommen.

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