Eigentlich könnte der RX7 seit dem letzten Dienstag schon wieder über die Straßen fahren. Jedenfalls wenn ein (funktionierender) 13B Motor unter der Haube sitzen würde. Leider sind wir vom ersten Startversuch noch weiter entfernt als uns lieb ist. Die originale Maschine ist bis jetzt noch nicht einmal komplett zerlegt worden. Das wollen wir heute endlich über die Bühne bringen, dieses Mal auch mit dem passenden Spezialwerkzeug.
Beim letzten Statusbericht konnten wir den Motor von der Karosserie trennen und anschließend um seine Anbauteile erleichtern. Also Turbolader, Ansaugbrücke, Magnetventile, Vakuumleitungen, Ölfiltergehäuse und das ganze Kabelgewirr. Jetzt geht es dem eigentlichen Motorblock an den Kragen, dieser ist wie ein Sandwich in Scheiben aufgeteilt und von langen Schrauben zusammengehalten. Um die Schrauben lösen zu können müssen wir die Schwungscheibe demontieren. Daran sind wir beim letzten Mal wegen fehlendem Werkzeug gescheitert. Neben der 54mm großen Stecknuss benötigen wir eine Arretiervorrichtung für die Kurbelwelle. Anderenfalls hat man (ausser vielleicht mit einem sehr starken Schlagschrauber) keine Chance die Mutter überhaupt lösen zu können.
Ob man so ein Arretierwerzkeug für relativ viel Geld selbst kaufen will oder sich einen passenden Metallklotz zurechtfeilt muss jeder für sich entscheiden. Auch wenn es in der näheren Zukunft eigentlich nicht geplant ist schon wieder einen Wankelmotor zu zerlegen, haben wir so ein Teil jetzt in unserem Werkzeugfundus liegen. Selbst damit war die große Mutter der Schwungscheibe ein echt harter Gegner für uns; nur mit einem Knebel plus Rohr als Verlängerung und einem zweiten Rohr um den Motorblock festzuhalten gelang es uns (unter großer Anstrengung). Bei diesem RX7 wurden am Motor schon einige Veränderungen vorgenommen die dafür sorgen das wir uns nicht mehr zu 100% auf das Werkstatthandbuch verlassen können.
Statt einer orignalen Schwungscheibe mit separater Schwungmasse dahinter, haben wir nur eine einzelne massive Schwungscheibe die auf dem Konus der Exzenterwelle sitzt. Sanftes hebeln zwischen Block und Scheibe hatte überhaupt keine Wirkung, erst ein selbstgebauter Abzieher aus drei Schrauben und einem dicken Stück Flacheisen brachte den gewünschten Erfolg. Ob die originale Konstruktion einfacher zu demontieren gewesen wäre können wir leider auch nicht sagen. Immerhin ist jetzt die Rückseite vom Motor freigelegt und alle Schrauben die den Block zusammenhalten zugänglich. Aber solange die Ölwanne noch an ihrem Platz sitzt können wir hier noch gar nichts zerlegen. Neben einer Hand voll Schrauben (SW10) wird die Wanne nur noch von Dichtmasse am Motor gehalten. Spätestens jetzt macht sich ein ordentlicher Motorständer wirklich bezahlt da der Motor mehrmals umgedreht und gewendet werden muss um an alle Schrauben zu gelangen.
Ohne die Ölwanne kann man das Saugrohr der Ölpumpe demontieren (2xSW10). Viel mehr gibt es an der Unterseite vom Motor gar nicht zu sehen, darum wenden wir uns jetzt im warsten Sinne des Wortes der Frontseite zu. Der neue Motorständer macht sich gerade wirklich bezahlt. Wieder so eine ungeplante Investition für diese Reparatur von der wir für zukünftige Projekte sicher zurückgreifen werden können. Erstmal muss die vordere Riemenscheibe weg (eine Schraube). Die vordere Motorabdeckung wird von mehreren unterschiedlich langen (!) Schrauben SW14 gehalten die wir allesamt entfernen müssen. Dahinter befindet sich die Öl(dosier)pumpe welche über eine eigene Kette direkt von der Exzenterwelle angetrieben wird. Auf der Welle sitzt noch ein Kontergewicht das nach vorne abgezogen werden kann und dahinter noch eine Reihe Anlaufscheiben.
Nachdem die Ölpumpe und der Haltering vom vorderen Exzenterwellenlager entfernt wurden drehen wir den Motor wieder mit der Schwungscheibenseite nach oben und lösen dort sämtliche Schrauben sowohl am Gehäuse als auch am hinteren Haltering. Nun sollte sicht mit ein paar sanften Gummihammerschlägen der hintere Gehäuseteil vom Motorblock abheben lassen. Darunter kommt der erste (hintere) Rotor zum Vorschein. Idealerweise nimmt man die alte Gummidichtung als Spannband um die Apex-Dichtungen am Rotor festzubinden. So fällt beim rausheben nicht gleich alles auseinader. Nur die seitlichen Dichtleisten und Eckstücke fallen trotzdem nach unten raus, das lässt sich leider nicht vermeiden. Dafür kann jetzt das hintere Rotorgehäuse abgenommen werden. Um die Exzenterwelle rauszuziehen muss gleichzeitig die Trennwand ("Iron") zwischen vordem und hinterem Rotorgehäuse ein bisschen gekippt werden. Am besten gelingt das mit zwei Paar Händen.
Ohne die Welle kann das Iron vollständig abgenommen und der vordere Rotor erreicht werden. Wieder den Trick mit dem Dichtgummi als Spannband um den Rotor anwenden und raus mit dem Brocken. In unserem Fall war der Rotor stark mit Ölkohle verschmutzt. Ob das die Ursache oder die Folge für den Motorschaden war können wir jetzt noch nicht sagen. Alle Einzelteile des Motors werden zum Motorenbauer gebracht wo sie auf Riefen in den Laufflächen und Risse geprüft werden. Nur wenn die Komponenten in brauchbarem Zustand sind lohnt sich der Wiederaufbau dieses Motors überhaupt. Bis wir eine Rückmeldung bekommen, recherchieren wir schonmal was nur die ganzen Dichtungen am und im Motor kosten würden. Selbst wenn sie bis dato noch funktioniert haben, wollen wir kein Risiko eingehen das der Motor nach dem Zusammenbau irgendwo undicht ist.
Damit die Teile nicht durcheinander geraten oder verloren gehen, haben wir uns einen Tapeziertisch aufgebaut und alles in der Demontagereihenfolge ausgebreitet. Wenn man den Motor nur neu abdichten wollte, könnte man jetzt im Rückwärtsgang wieder alles zusammensetzen. Auch wenn manche Sachen beim Wankelmotor ganz anders aussehen als bei gewöhnlichen Hubkolbenmotoren, stellte uns die Demontage vor keine speziellen Probleme. Und wenn man die vielen kleinen Dichtungen an den Rotoren mal ausser acht lässt, hat so ein Motor gar nicht mal so viele bewegliche Teile die man falsch zusammenbauen könnte. Das macht uns zumindest ein bisschen Hoffnung für die Zukunft.
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