Zahnriemenwechsel beim Opel Za(hn)fira

 

Wenn manche Leute Lust auf Glücksspiel kriegen, kaufen sie ein paar Rubbellose. Oder sie fahren mit ihrem Auto durch die Weltgeschichte obwohl der Z18XE Motor schon ziemlich ungesunde Geräusche von sich gibt. Damit diesem Opel Zafira nicht das selbe Schicksal wie dem letzten Omega wiederfährt, wechseln wir jetzt mal lieber den Zahnriemen und alles was dazu gehört. Ansonsten gewinnt man kein Bargeld sondern nur viel Ärger und teure Reparaturen.

 

Ein jaulendes oder mahlendes Geräusch unter der Motorhaube kann mehrere Ursachen haben. Erstmal steht alles unter Verdacht was sich dreht. Vom Lüfterrad über die Nebenanggregate (Generator, Servopumpe, Klimakompressor, evtl. Wasserpumpe) bis hin zu den Spann- und Umlenkrollen vom Zahnriemen. Um die Fehlersuche ein wenig zu vereinfachen können wir erstmal nur den Rippenriemen abnehmen so das alle Nebenaggregate still stehen und zweifelsfrei geräuschlos sind wenn der Motor (kurzzeitig) zur Probe läuft. Bei diesem Zafira war das Geräusch nach wie vor deutlich hörbar. Wir vermuten eine kaputte Wasserpumpe oder Umlenkrolle. Und weil der nächste Zahnriemenwechsel ohnehin bald bevor stünde machen wir gleich das Komplettprogramm mit Zahnriemen, Spannrolle, Umlenkrolle und Wasserpumpe. Der Zeitaufwand ist so groß das es keine Sinn hat nur einen Teil zu erneuern. 

 

***Exkurs Opel Zafira A 1.8 Z18XE Zahnriemen und Wasserpumpe tauschen***

Für diese Aufgabe ist eine Hebebühne nicht erforderlich, macht die Sache aber deutlich bequemer. Ein Wagenheber und Unterstellböcke sind definitiv nötig. Das selbe gilt für den Schlagschrauber und Absteckwerkzeug. Wir haben nur einen Teil vom Absteckset, so können wir zwar die Nockenwellenräder arretieren aber nicht die Kurbelwelle. Im Zweifelsfall müsste die ganze Operation auch ohne abzustecken funktionieren da an allen Zahnrädern Markierungen zur Kontrolle der Steuerzeiten vorhanden sind. 

 

Als ersten Arbeitsschritt stellen wir den Zafira auf die Bühne, heben ihn an und demontieren das rechte Vorderrad. Anschließend lösen wir ein paar Schrauben (Torx und SW8) um die Radhausschale vor dem Federbein zu entfernen. Parallel dazu können wir jetzt schon die Ablasschraube unten rechts am Kühler öffnen und in eine Auffangschale laufen lassen. Während das Kühlwasser hoffentlich vollständig in der Auffangwanne landet können wir oben im Motorraum weiter machen. Der Luftfilterkasten wird hinten von einer Schraube (Torx 27) und einem Gummilagerbock vorne (einfach rausziehen) gehalten. Nun noch die Schlauchschelle am Luftmassenmesser lösen und dann sollte der Kasten rauskommen. Die obere Motorverkleidung ist mit zwei Schrauben festgemacht die wir ebenfalls lösen und entfernen müssen.

 

 

Als nächstes entfernen wir den Multirippenriemen indem die Spannrolle mit einem 15mm Ringschlüssel zur Seite gedrückt wird bis der Riemen ausreichend locker ist und abgezogen werden kann. Die Spannrolle schrauben wir sie gleich komplett ab (E14) da sie später im Weg ist. Damit ist der Weg frei für die obere Zahnriemenabdeckung (drei E10 Torx). Dahinter verbirgt sich der Nockenwellensensor der auch gelöst werden muss (zwei Schrauben). Jetzt drehen wir den Motor an der Kurbelwellenschraube mit einer Knarre und E18 Nuss im Uhrzeigersinn bis die Markierungen an den beiden Nockenwellenrädern genau aufeinander zeigen. Wenn alles passt setzen wir unser Arretierwerkeug ein. Anschließend muss die Kurbelwellenschraube gelöst und die Riemenscheibe abgenommen werden. Dafür brauchen wir entweder einen Schlagschrauber oder das Blockierwerkzeug für die Kurbelwelle, letzteres wird von der Getriebeseite aus durch ein Loch unten in der Kupplungsglocke eingesetzt und greift in die Verzahnung der Schwungscheibe. 

 

Sobald die Riemenscheibe aus dem Weg ist, drehen wir die Schraube erstmal wieder handfest ein und demontieren die untere Riemenabdeckung (eine Schraube und drei Clipse seitlich). Dort sollte man auch eine Markierung sehen die mit der Kurbelwellenmarkierung fluchtet (senkrecht nach unten).  Wenn alles gut aussieht lösen wir den Riemenspanner (Torx TX40 und 6mm Inbus) und dreehen gegen den Uhrzeigersinn bis auch dieser Riemen locker ist. Damit der Riemen vom Motor runtergenommen werden kann müssen wir das obere Motorlager (Torx E14) entfernen. Vorher stellen wir einen Wagenheber mit Holzbrett unter die Motorölwanne damit selbiger nicht runterkippt. Um möglichst viel Platz zu haben, bauen wir gleich den kompletten Lagerbock an der Karosserie ab. 

 

Mit ziemlichem Kraftaufwand gelingt es jetzt den alten Riemen runterzupellen. Bevor der Neue drauf kommt ersetzen wir sämtliche Spann- und Umlenkrollen sowie die Wasserpumpe. Hätte die Pumpe nicht so extrem festgesessen, wäre das der einfachste Teil der ganzen Aktion. Die oberen Umlenkrollen (T50&E10) bekommen 20Nm, die Wasserpumpe (3x5mm Inbus) 8Nm. Die neue Spannrolle wird - wenn der neue Riemen mühsam aufgelegt ist - erstmal im Uhrzeigersinn gedreht bis der Zeiger auf "New" steht und erstmal handfest angezogen. Jetzt entfernen wir das Absteckwerkzeug und drehen den Motor zweimal an der Kurbelwelle durch bis die Markierungen alle wieder fluchten. Danach kontrollieren wir nochmal die Spannrolle (evtl nachspannen) und ziehen die Klemmschraube mit 20Nm fest. 

 

Damit ist der Riemen offiziell gewechselt und wir können die untere Zahnriemenabdeckung und die Kurbelwellenriemenscheibe montieren. Die große Schraube bekommt 90Nm+30°+15° Anzugsmoment. Das klappt in der Praxis nur mit dem Kurbelwellenblockierwerkzeug. Oder man nimmt einen Schlagschrauber und zieht die Schraube so fest. Das obere Motorlager bekommt 35Nm und der Nockenwellensensor 8Nm. Wenn die obere Verkleidung installiert ist folgt der Riemenspanner (35Nm) und Multirippenriemen. Vor dem ersten richtigen Startversuch müssen wir das Kühlsystem wieder befüllen und den Luftfilterkasten einbauen. 

***Exkurs Ende***

Bevor wir unsere Arbeit auf die Probe stellen, wechseln wir noch das Motoröl, die Zündkerzen und beide Luftfilter. Endlich macht der Motor keine verdächtigen Geräusche mehr und sollte die nächsten Jahre weiterhin zuverlässig funktionieren. Wenn das nicht der Fall sein sollte, werden wir darüber berichten.