Freitag, 2. September 2022

Black&Decker eröffnet die Cabrio-Saison

 

Sommerzeit ist Cabriozeit. Aber was soll man machen wenn kein Cabrio zur Hand ist? Natürlich könnte man eins Kaufen oder kurzzeitig mieten. Aber das kostet immer Geld und dann hat man zwei Autos von denen eines irgendwie überflüssig ist. Wie wäre es einfach das bestehende Auto aufzuschneiden und aus der Familienkutsche ein Openairmobil zu machen? So schwer kann das doch nicht sein, die Flex übernimmt den Großteil der Arbeit. 


 

Wenig überraschend sollte für alle  die jetzt weiterlesen sein, das es dann doch nicht so einfach ist wie erhofft. Nur das Dach abzusägen macht aus einem Auto noch lange kein Cabrio. Es gibt sowohl technische als auch rechtliche Dinge zu beachten wenn das ganze Projekt am Ende 1. funktionieren und 2. legal unterwegs sein soll. Wie aufwändig oder einfach die Operation wird steht und fällt schon mit dem passenden Basisfahrzeug das für den Umbau benutzt werden soll. Wobei rein theoretisch jedes Fahrzeug zum Cabrio gemacht werden kann, der Aufwand und die Kosten unterscheiden sich dabei dann aber beträchtlich.

 


Im Zweifelsfall baut man ein Modell um welches bereits serienmäßig auch als Cabrio verkauft wurde. Dann stellt sich zwar wieder die Frage der Sinnhaftigkeit, aber das ist heute nicht unser Problem. Dafür kann man sich hier schonmal die nötige Inspiration abholen wo und wie man das Dach am besten abtrennt. Normalerweile auf höhe der Fensterlinie, wobei besonders ein schöner Übergang zum Kofferraumdeckel nicht einfach zu erreichen ist. Zweitürige Stufenhecklimousinen und Coupes mit rahmenlosen Scheiben sind dafür besonders geeignet, nicht nur weil es gut aussieht, sondern weil die Karosserie bereits eine möglichst große Festigkeit auch ohne Dach hat. Ansonsten klappt das Auto einfach zusammen wenn das Dach komplett abgetrennt. 

 


Solange die Karosserie kein tragendes Teil ist, das Fahrzeug also ein separates Chassis oder Bodenwanne hat, verliert man durch den Wegfall des Daches eigentlich nur den Schutz vor schlechtem Wetter und bei einem Unfall/Überschlag. Zur Not kann ein Überrollbügel wie beim VW Golf I Cabrio (im Volksmund wegen dem Henkel auch Erdbeerkörbchen genannt) zumindest die Insassen bei einer Landung in Rückenlage schützen. Da die meisten Pkws nunmal über eine selbsttragende  Karosserie verfügen, bei dem auch das Dach seinen Beitrag leisten muss und nicht einfach weggelassen werden sollte, muss irgendwie kompensiert werden. Dafür schauen wir uns erstmal an wie andere Hersteller bzw. Umbauer dieses Problem gelöst haben. 

 


Sowohl in Längs- als auch Querrichtung muss die Fläche zwischen den Achsen soweit versteift werden dass die Türen auch dann noch aufgehen wenn man mal auf dem Bordstein parkt und auf unebenen Landstraßen nicht alles knarzt und klappert. Optisch sauber verstauen kann man die Längsverstärkung im Schweller. Also selbigen auftrennen, Vierkantrohr vom vorderen bis zum hinteren Radlauf einschweißen und alles wieder zu machen. In Querrichtung wird es schon deutlich komplizierter damit die Insassen weiter einen nutzbaren Fußraum haben und der Auspuff am Unterboden keine Loopings machen muss. Das mindeste sind Domstreben an beiden Achsen die helfen sollen die Kräfte vom Fahrwerk großflächiger und gleichförmig in die restliche Karosserie einzuleiten. Für den Überschlagschutz muss die A-Säule ebenfalls versteift und sinnvollerweise ein Überrollbügel hinter den Kopfstützen angebracht werden.

 


Abhängig davon ob der Wagen ein funktionierendes Klappverdeck bekommt oder einfach immer Oben ohne gefahren wird, kann der Verdeckkasten hinter den Sitzen auch so massiv ausgeführt werden das er die Karosserie zusammenhält. Den praktischen Nachweis darüber zu erbringen ob und wie stabil das Auto nach dem Umbau noch ist, stellt eine der größten Hürden für eine neuerliche Straßenzulassung dar. Wenn man sein Auto genau identisch zur werksmäßigen Cabrioversion aufbaut kann man sich zumindest darauf berufen, das bei hanwerklich korrekt durchgeführter Arbeit, wenigstens das identische (ausreichende) Sicherheits und Festigkeitsniveau erreicht wird. Ansonsten obliegt des dem jeweiligen Sachverständigen rechnerisch oder praktisch zu Überprüfen dass die Kiste nicht beim ersten Schlagloch in zwei Hälften zerbricht. Sehr alte Autos mit Rahmen oder Bodenwanne wie VW Käfer und Citroen 2CV haben dieses Problem per se nicht. 

 


Wenn es keines dieser einfach(er) umzubauenden Modelle ist, können wir nur dringend den Tipp geben vor und während den Umbauarbeiten mit dem sachverständigen Ingenieur der am Ende alles absegnen soll, rücksprache zu halten damit am Ende nicht irgendwelche Arbeiten doppelt gemacht werden müssen oder mangels Dokumentation nicht mehr nachvollzogen werden kann ob wirklich alles genau so umgebaut wurde wie es beim Vorbild geschehen ist. Im Zweifelsfall sind alte Autos immer leichter umzubauen da hier weniger strenge Vorgaben erfüllt werden müssen und noch nicht mit hoch- und höherfesten Stählen gearbeitet wurde die sich nicht einfach verändern lassen (dürfen). 

 


Und wenn es am Ende doch alles nichts werden sollte, kann man als Kompromiss ja immer noch über ein großes Schiebedach oder T-Top nachdenken. Damit hat man ordentlich Durchzug im Auto und die Sonne im Gesicht ohne dem Auto seine ganze Stabilität zu rauben. Die Schiebedachlösung gab und gibt es für viele Modelle sogar als vorkonfektionierten Umbausatz inklusive Einbauanleitung mit Schablone damit Black&Decker nicht zu viel ausschneiden und der Wagen am Ende doch noch zum unfreiwilligen Vollcabrio wird. 


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