Montag, 19. September 2022

Omas Bester: Opel Corsa wird weitergereicht

 

Wenn es darum geht ein möglichst günstiges Auto zu kaufen das selbst im hohen Alter wahrscheinlich gut erhalten und top gepflegt ist, kommt man an einem Rentnerauto eigentlich nicht vorbei. Wo findet man sonst ein Auto das im durchschnitt weniger als 2600km pro Jahr gelaufen ist und trotzdem (fast) alle 12 Monate zur Inspektion beim Vertragshändler gebracht wurde? Mit etwas Glück ist so ein Auto noch nichtmal besonders teuer; bestes Beispiel ist dieser Opel Corsa B Edition 100.


 

Leider kann man sich von dem Edition 100 Emblem auf den Türen keine Vollausstattung kaufen. Dafür hätte der Erstbesitzer damals beim Kauf eine ganze Menge mehr Kreuze auf der Ausstattungsliste machen müssen. Tatsächlich ist dieser kleine Opel ein echtes Kassengestell, nur das Automatikgetriebe sowie die Alufelgen in 14 Zoll und ein einfaches Radio sind alles was der Wagen zu bieten hat. Aber mehr braucht man auch nicht auf den Wegen zum Einkaufen oder zum Arzt. Und im Stadtverkehr reicht der 65PS starke 1.2l Raketenmotor mit Vierventiltechnik vollkommen aus um gut vorran zu kommen. In Verbindung mit dem Automatikgetriebe vielleicht keine sparsame Kombination aber sehr komfortabel.

 


Im Zweifelsfall muss dieser Corsa keine langen Strecken fahren und eigentlich auch keine ganz kurzen Strecken. Für ersteres gibt es die Bahnverbindung auf dem täglichen Weg zur Arbeit und für letzteres das Fahrrad oder den Motorroller. Insofern könnte es passieren das die jährliche Fahrleistung gar nicht so viel höher ist als bei seiner letzten Besitzerin - im Sommer wird der Corsa abgemeldet und ein wohl bekannter Renault Clio RS übernimmt die Fahrerei. Eine viel größere Umstellung mit der dreifachen Motorleistung und einem Handling das echtes Fahrvergnügen vermittelt ist kaum möglich. So hat man den ganzen Winter über Zeit sich aufs nächste Frühjahr zu freuen wenn endlich gewechselt wird. 


 

Solange das Auto regelmäßig gereinigt und konserviert wird, sollte die Karosserie dieses Opel auch nach einigen Wintern rostfrei bleiben. Ansonsten reduziert sich der Zeitwert eines 20 alten Kleinwagen ohnehin nicht mehr allzusehr durch ein bisschen Rost hier und da. Solange er die Hauptuntersuchung packt und zuverlässig läuft hat er Potenzial einen neuen Käufer zu finden wenn es mal so weit sein sollte. In der Zwischenzeit lebt man nach dem Motto; was nicht da ist kann auch nicht kaputt gehen. Wobei das leider nicht bedeutet das nie irgendwelche Pannen auftreten oder zumindest Geld investiert werden muss. 

 


Irmgard, so wurde der Corsa getauft, hat nur drei Türen und wenn man Personen oder Gepäck auf die Rückbank befördern will muss die Sitzlehne umgeklappt werden. Das klappte am Anfang auch so wie es soll, aber irgendwann funktioniert die Entriegelung am Beifahersitz nicht mehr. Wahrscheinlich ist der Bowdenzug ein wenig ausgeleiert so das der Fanghaken nicht weit genug hochkommt. Genau dieses Problem hatte der blaue Polo 6N damals auch - dort wurde einfach der Seilzug gekürzt um wieder genug Hebelweg zu erreichen. Dafür musste der Sitzbezug gelöst und nach oben geschoben werden. 

 


Diesen Aufwand wollen wir natürlich gerne nicht betreiben. Offenbar hat irgendjemand bei Opel die selbe Meinung gehabt. Darum kann das System von aussen nachgestellt werden. Einfach die Mutter unten an der Sitzlehne lösen, den Exzenter etwas verdrehen, so dass das dicke Ende nach oben zeigt und die Mutter wieder anziehen. Jetzt kommt der Fanghaken wieder hoch genug um die Lehne zu entriegeln und der Weg zur Rücksitzbank ist frei. In Anbetracht des rech schmalen Kofferraum wird die Bank doch recht regelmäßig zum Gütertransport gebraucht. 

 

 

So spult der Corsa seit dem Kauf  Ende 2017 immer zuverlässig seine paar Kilometer ab. Mal ein Ölwechsel und neue Reifen sind die einzigen größeren Investitionen die ausser der Reihe fällig sind. Die erste Hauptuntersuchung im Frühjar 2019 verlief ohne Probleme. Damals hatte der Opel noch keine 60tkm auf der Uhr. Der Verbrauch pendelte sich bei rund 7,5l auf 100km ein - echt nicht sparsam für die Größe des Autos aber die historische Vierstufenautomatik macht es einfach nicht besser. Der technische Rückstand bei allen Systemen erklärt irgendwo auch den niedrigen Kaufpreis von 500€ obwohl der Wagen wirklich einen sehr guten Zustand hat. 

 


Bei der nächsten HU 2019 musste dann doch tatsächlich das Schweißgerät rausgeholt werden, aber nur um eine undichte Stelle am augenscheinlich originalen Schalldämpfer zu schweißen. Dann klappt es auch mit der Abgasuntersuchung. Und noch immer gibt es keinen signifikanten Rostbefall an den typischen Stellen wie Vorderachse und Längsträger. Eigentlich echt überraschend für ein Auto das nahezu nur noch im Winter bewegt wird. Offenbar machen sich die regelmäßigen Unterbodenwäschen wirklich bezahlt. Trotzdem müssen sich die Wege trennen und der Corsa ein neues Zuhause finden. Jetzt wo eigentlich die Winterpause für den Clio beginnt und der Auftakt für den Corsa ansteht wurde beschlossen den Opel wegzugeben. 

 


Nicht weil der Wagen auf einmal Probleme machen würde, oder weil er zu unsicher ist. Sondern weil er zu klein und vielleicht auch etwas zu schade für den neuen Einsatzzweck ist; Baustellenauto. Dafür wurde im letzten Herbst ein Volvo V70 angeschafft der mit seinem riesigen Kofferraum und der Anhängekupplung einfach wesentlich besser für den Job geeignet ist. So verlässt der kleine blaue Corsa nach über vier Jahren und ohne Wertverlust den Hof und spult in Zukunft woanders seine Kilometer ab. Hoffentlich bekommt er dort genau so viel Zuwendung und hält noch viele Jahre durch. So viele Corsa B gibt es auch nicht mehr auf der Straße.

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