Montag, 5. September 2022

Voller Erfolg beim Sierra Kult Vol. 5

 

Nur weil wir kein Showcar oder Rennwagen haben, können wir trotzdem ein Wochenende beim Alt-Autotreffen verbringen und unseren Spaß haben. Selbst wenn der Name Sierra Kult schon klar macht das ein Fiesta hier etwas fehl am Platz ist. Manchmal ist es gar nicht verkehrt als Aussenseiter in der Reihe zu stehen. So oder so wollen wir den 40. Geburtstag des Ford Sierra feiern.


 

Tatsächlich sind wir zumindest in Teilzeit als Helfer tätig und unterstüzen die Veranstalter beim Auf- und Abbau sowie während der einen oder anderen Aktion. Die Sponsoren zu motivieren ihre Unterstützung zu leisten und die Behörden zu überzeugen solch ein Autotreffen abzusegnen. Der Aufwand bei einer öffentlichen Veranstalltung steigt exponentiell mit der zu erwartenden Teilnehmerzahl an. Von der unteren Wasserbehörde über das Ordnungsamt bis zur GEMA hat fast jedes Amt oder Institution seinen Senf dazu gegeben (und die Hand aufgehalten) um das Treffen zu legalisieren. Ob die Kostenbeteiligung der Besucher am Ende ausreicht hängt ganz stark von der Teilnehmerzahl ab - und die wiederum vom Wetter. 


 

Das die Benzinpreise unmittelbar vor dem Kult wieder deutlich angestiegen sind, macht es auch nicht besser. Trotzdem wird alles vorbereitet, in der Hoffnung das am Ende möglichst viele Ford Sierra (und andere alte Autos) ihren Weg auf die Wiese finden werden. Der Sinn und Zweck ist wie bei jedem Autotreffen auch; man sieht sich die Autos der anderen Teilnehmer an und redet über Gott und die Welt. Vielleicht kauft man noch das eine oder andere Teil oder findet Inspiration für einen Umbau de man im nächsten Winter vielleicht einmal in Angriff nehmen könnte. Bier und Bratwurst haben sicherlich auch ihre Lockwirkung.Wie weit die Reicht, wissen wir noch nicht.


 

Speziell die Sierras aus dem näheren Umland kennen wir schon vom sehen oder weil sie bereits einmal auf unserer Bühne gestanden haben und durchgeschweißt wurden. Schön die Kisten auch mal in Bewegung zu erleben, mit vollständiger Innenausstattung und ohne fiese Roststellen am Schweller oder Radlauf. Am Freitag Abend kommt zur späteren Stunde noch mal ein ganzer Schwung Sierra und P100 an. Aus Berlin Bayern und fast überall sonstwoher haben sich Menschen auf den Weg gemacht um Gleichgesinnte zu treffen und ein entspanntes Wochenende zu verbringen. Nur für die Organisatoren ist die Action im Hintergrund ganz und gar nicht entspannt. Mal fehlt Strom auf der Campingwiese, dann gibt es Probleme mit den Armbändern für Tages oder Wochenendgäste und manchmal ist einfach nur kein Klopapier mehr im Toilettenwagen. 

 

 

Erst deutlich nach Mitternacht verschwinden die letzen Besucher in ihren Zelten, Wohnwagen oder Autos um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu finden. Tatsächlich könnte man in einem Sierra -selbst als Stufenhecklimousine - ganz bequem liegen, wenn man denn eine umklappbare Rücksitzlehne hat. Alternativ greift man eben zur Werkzeugkiste und baut diese kurzerhand komplett aus um Platz für die Matratze zu schaffen. Unorthodox aber wirkungsvoll. Besonders wenn man sieht wie manche Leute völlig verklemmt von einer Nacht auf der Rückbank bei echt frischen Aussentemperaturen zum Frühstück stapfen. 


 

Für (fast) alle die erst am Sonntag wieder zur Heimreise aufbrechen wollen beginnt nach dem Frühstück gleich wieder der Pendelverkehr von der Parkwiese zum Getränkestand. Es ist doch echt schweißtreibend den ganzen Tag um die Autos zu kreisen und sich anzuschauen was anderswo so auf die Räder gestellt wurde. Teilweise mit wirklich viel Zeit und Geldeinsatz. Meine beiden persönlichen Favoriten sind ein hellblauer Sierra Facelift der auf den 2,9l Cosworth V6 aus dem Scorpio II umgebaut wurde und erst eine Nacht zuvor seine ersten erfolgreichen Fahrversuche gemacht hat. So ein fester Termin steigert die Motivation und den Leistungsdruck offenbar beträchtlich. 


 

Der zweite stark modifizierte Sierra ist aus der ersten Serie und quasi nirgendwo mehr zu 100% im Originalzustand. Alles wurde zerlegt, lackiert, poliert oder verchromt. Das absolute Highlight sind aber ganz klar die Felgen. Wenn nicht zufällig ein originales Serienmodell daneben stehen würde, käme der Umbau  vermutlich nicht so zur geltung; die einteiligen 14 Zoll Alufelgen vom XR4 wurden abgedreht so das nur der Felgenstern übrig blieb. Dann wurden passende Löcher gebohrt und Gewinde geschnitten um das Felgenbett einer mehrteiligen BBS Felge daran zu montieren. So wird daraus eine 17 Zoll Felge die es höchstwahrscheinlich kein zweites Mal auf der Welt gibt. Auf so eine Idee muss man auch erstmal kommen. 


 

Damit der Samstag nicht nur mit Essen und Trinken verbracht wird gibt es natürlich noch Programm zur Mittagszeit; ein Wettbewerb wer den lautesten Wagen hat. Dafür braucht es kein fahrerisches Talent und nicht zwangsläufig ein stark (und teuer) modifizertes Vehikel. Und für die restliche Besucher bietet es die Chance den Motor mal richtig hören zu können. So ein aufgeblasener Cosworth Turbomotor hat schon einen satten Klang. Von der Rauchentwicklung ganz zu schweigen. Um die Sache für alle Teilnehmer etwas einfacher (und weniger durchsichtig) zu machen, wird nicht so wie in der Verkehrskontrolle gemessen sondern einmal bei Leerlaudrehzahl und einmal unter Vollast, oder irgendwo dazwischen wo der Motor den meisten Lärm produziert. Der Mittelwert zählt dann für die Wertung. 


 

Wie zu erwarten sind die Autos mit Sportauspuff schon ziemlich laut, wobei ein paar geschickt provozierte Fehlzündungen auch einen originalen Auspuff deutlich lauter werden lassen. Selbst unser kleiner Fiesta muss zeigen was in ihm steckt. Das kurz zuvor das Rohr am Mittelschalldämpfer abgebrochen ist, nehmen wir als höhere Gewalt dankbar an und lassen den 1.1l Nähmaschinenmotor mal richtig brüllen. Bloß gut dass wir immer für ausreichend Motoröl und passendes Ventilspiel sorgen. Nach der Auswertung dauert es noch einige Stunden bis zur Siegerehrung. In der Zwischenzeit kann man entweder dem Spanferkel auf dem Grill zuschauen oder die frisch erworbenen Teile ans Auto schrauben. Mehr als ein Auto fährt am Ende mit neuen Stostangen, Motorhauben oder Rädern nach Hause. 



Zusätzlich zum dB-Contest gibt es den "Shit or Shugar" Pokal. Das schönste/beste/beliebteste Auto wird gekührt. Dabei rechnen wir uns im Fiesta noch weniger Chancen aus als bei der Lautstärkemessung. Tatsächlich gewinnen wir dabei keinen Preis, aber zur Überraschung aller Teilenhmer inklusive uns selbst bekommen wir einen Pokal für den lautensten Ford (ausgenommen Sierra) des Tages. Dafür bedanken wir uns nochmal ganz herzlich und versprechen den Auspuff trotzdem so schnell wie möglich wieder in Ordnung zu bringen. Nach einer standesgemäßen Nacht an der Theke geht es wieder zurück ins Zelt um am nächsten Morgen zu Frühstücken und das Gepäck wieder im Auto zu verstauen. Tatsächlich gab es am ganzen Wochenende keinen einzigen Zwischenfall, also weder Polizeieinsatz noch Waldbrand oder sonstige Entgleisungen. Nur ein neuerer Audi wollte am Sonntag lieber nicht mehr weiterfahren und blieb mit (vermutlich) defektem Nockenwellensensor stehen. 

 


Vielleicht sieht der Fahrer das jetzt als Anlass auf einen Sierra umzusteigen. Dafür gäbe es hier auch genügend Ersatzteile zu kaufen. So oder so wollen wir im nächsten Jahr unbedingt wieder dabei sein, selbst wenn wir dann vermutlich keine Chance auf einen weiteren Titelgewinn haben dürften.

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