Freitag, 16. September 2022

(Über)Gewichtsprobleme im Wohnmobil bekämpfen

 

Adel verpflichtet und Stauraum verführt. Zum Beispiel dazu sein Wohnmobil bis oben hin voll zu stopfen und wirklich alles in den Urlaub mitzunehmen was der heimische Keller hergibt. Dank der vielen Staufächer und einem intelligenten Beladekonzept kriegt man tatsächlich auch in ein vollständig ausgebautes Wohnmobil  ziemlich viel Gepäck rein. Das böse Erwachen kommt dann spätestens wenn es auf die Waage geht. 


 

Nicht nur um zu wissen wie knapp man schon an der Grenze vorbeischrammt, macht es immer Sinn vor der Urlaubsreise das vollständig gepackte Wohnmobil einmal über die Waage zu ziehen. Je nach Reiseziel(land) können die paar Kilogramm zu viel schnell das komplette Reisebudget und die gute Laune aufbrauchen. Camper Karlchen beispielsweise wiegt Reisefertig mit beiden Passagieren locker 3500kg vielleicht auch noch ein bisschen mehr wenn noch Abwassser im Tank ist. 

 


Idealerweise kann man jetzt noch aus freien Stücken entscheiden welche Sachen dann doch besser zuhause bleiben sollten um Gewicht zu sparen. Oder mit einigenm Kostenaufwand auf leichtere Alternativen umsteigen. Anstelle der schweren Blei-Säure Batterien für das Wohnabteil soll Karlchen irgendwann mal Lithiumakkus erhalten. Damit werden schonmal ein paar Kilogramm Nutzlast zurückgewonnen. Ausserdem gilt bis auf weiteres die Regel das im Frischwassertank während der Fahrt maximal 15l Wasser sein sollen - damit kommt man auch locker über den Tag - und immer so schnell wie möglich das Abwasser entsorgt werden soll. Und zu guter letzt wird nicht mit mehr als zwei Leuten verreist. Eine normale Fahrt ohne Campinggepäck schafft der Sprinter damit immerhin schon wieder.

 


Solange wir uns nur innerhalb von Deutschland bewegen sind die Konsequenzen nicht so drastisch. Bis zu 5% Überladung gibt es noch keine Strafe und bis 20% Überladung kostet es erstmal "nur" eine Geldbuße wobei dann die Weiterfahrt solange verwehrt bleibt bis das Auto abgespeckt wurde. Das kann auch bedeuten einen Passagier in den nächsten Zug zu setzen oder das Gepäck irgendwo einlagern zu müssen. Im Ausland ist die Sache nochmal deutlich unentspanter, in manchen Ländern wird bereits bei wenigen Prozent Überladung eine saftige Strafe fällig und das Fahrzeug sofort an der Weiterfahrt gehindert bis alles wieder in Ordnung ist.

 


Im Fall von Karlchen gibt es keine realistische Lösung das Auto von sich aus soweit zu erleichtern das es (wieder) vollständig also mit wenigstens vier Personen für den Urlaub samt entsprechendem Gepäck, Wasser und Gasflasche genutzt werden kann. Wo genau die 600kg Nutzlast laut Fahrzeugschein hin verschwunden sind können wir noch nicht genau sagen. Eine mögliche Erklärung ist, dass sich dieser Wert auf ein nacktes Basismodell ohne jegliche Sonderausstattung bezieht und dieser James Cook (leider) ziemlich gut ausgestattet ist und entsprechend deutlich schwerer ist. Was soll man jetzt tun?

 

Quelle: SMV Space Extender


Ausser nicht ins Ausland zu fahren und die Überladung soweit es geht zu reduzieren, kann man langfristig eigentlich nur zwei Wege gehen (ohne gleich ein anderes Wohnmobil zu kaufen); entweder man hängt einen Anhänger an und packt alles was nicht niet- und nagelfest ist dort hinein oder man muss das Fahrzeug auflasten. Ersteres hat den Nachteil das man einen Anhänger besorgen muss und diesen auch während der Reise irgendwo parken muss, ausserdem darf man nicht mehr beliebig schnell fahren oder überall überholen. Einfach rückwärts irgendwo einparken gestaltet sich mit Anhängseln auch minimal schwieriger, vom Komfortverlust immer erst aus dem Auto zum Anhänger gehen zu müssen ganz zu schweigen. 

 



Die Variante mit der Auflastung erhöht das zulässige Gesamtgewicht und damit auch die Nutzlast. Je nach Fahrzeug können einige hundert Kilogramm herausgeholt werden ohne überhaupt irgendwas am Fahrwerk ändern zu müssen. Im Zweifelsfall kann der Hersteller dazu eine Auskunft erteilen. Wenn das nicht möglich ist oder noch immer nicht reicht bieten Firmen wie Goldschmitt oder Linnepe Luftfahrwerke  oder Zusatzfedern zum nachrüsten an mit denen die Achslasten und das zulässige Gesamtgewicht hochgesetzt werden können. Das kostet natürlich deutlich mehr Geld für die Anschaffung und den Einbau, hat aber den Voteil dass das Wohnmobil mit dem größeren Gewicht auch besser zurechtkommt und nicht bloß auf dem Papier mehr darf als vorher. 

 


Bevor jetzt kurzentschlossen zum Luftfahrwerk gegriffen und das Auto aufgelastet wird, sollte man nochmal kurz überlegen ob das wirklich die richtige Lösung ist. Sofern das Wohnmobil wie in unserem Fall bereits eine zulässige Gesamtmasse von 3500kg hat, kommt man mit der Auflastung direkt über die magische Grenze. Dann braucht man einen anderen Führerschein (C1/Klasse 3), muss jedes Jahr zur Hauptuntersuchung (ab dem 6. Jahr nach Erstzulassung), fällt unter das Lkw-Überholverbot und muss als Krönung des Ganzen im Ausland mehr Maut bezahlen. Darum bringt eine Auflastung auf Beispielsweise 3600kg auch einfach echt nicht so viele Vorteile wie sie Nachteile bringt. 

 

 

Dann doch lieber gleich auf 3850kg oder mehr erhöhen damit man ruhigen Gewissens mit vier Erwachsenen und reichlich Gepäck ohne Panikattacke ins Ausland fahren kann. Tatsächlich geistert in unserem Kopf noch eine dritte Lösung herum; die Idee ist nicht von uns sondern wird schon seit einigen Jahren im Nutzfahrzeugsektor genutzt um beispielsweise Abschleppwagen oder Möbelwagen die prinzipiell immer Gewichtsprobleme haben auf die Beine zu helfen; hier wird eine ungebremste 750kg Anhängerachse unter das Chassis geschnallt und trägt bis zu 600kg vom Fahrzeuggewicht. Da die Achse als Anhänger gilt, erhöht sich nicht die zulässige Gesamtmasse und alle Vorteile eines 3,5t Fahrzeug bleiben erhalten. Nur das Tempolimit von 100km/h mit Anhänger bleibt bestehen. Leider gibt des diese Konstruktion nicht für normale Kastenwagen zu kafuen - noch nicht.

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