Montag, 14. November 2022

Was tun wenn: der Anlasser kaputt ist

 

Eigentlich sollte nur das kaputte Thermostatgehäuse an dem silbernen Fiesta gewechselt werden. Doch bevor wir damit überhaupt anfangen konnten, klingelt das Telefon und der Fiestafahrer ist in der Leitung; das Auto springt nicht mehr an. Der Anlasser macht komische Geräusche und sonst passiert irgendwie nicht mehr viel. Jetzt müssen wir den Wagen irgendwie in unsere Garage befördern. 

 


Aus der Erfahrung haben wir bei jeglichen Startproblemen eigentlich immer als erstes die Batterie respektive deren Spannung unter Verdacht. Besonders bei neueren Autos die einen recht ordentlichen Strombedarf beim Start und wenn es ein bisschen zu wenig ist, steigen die Steuergeräte aus und dann kann der Anlasser noch so lange weiterorgeln. Darum packen wir das Voltmeter und Walter die Back-to-Life Maschine ein. Natürlich liegen im Auto ein paar Starthilfekabel, aber das bringt uns nichts wenn der Fiesta mit der Schnauze nicht zur Straßenseite steht. 

 


Vor Ort versuchen wir erstmal einfach so den Motor zu starten, nur um das Problem besser zu verstehen. Die Kontrollleuchten im Kombiinstrument gehen ganz normal an und die Benzinpumpe läuft auch an. Aber wenn der Schlüssel auf die dritte Stufe gedreht wird, gehen die Lämpchen fast aus und der Anlasser surrt unmotiviert vor sich hin. Selbst wenn die Batterie nicht ursächlich war, ist sie jetzt soweit leergesaugt das der Motor ganz sicher nicht mehr starten kann. Also die Starthilfebatterie anschließen und nochmal probieren. Selbst jetzt geht die Spannung ganz schön in den Keller, aber der Anlasser klingt schon mal kräftiger. Besser gesagt das surrende Geräusch ist deutlich lauter. 


 

Vom typischen Klang des Motors (und den Vibrationen) wenn die einzelnen Zylinder Kompression aufbauen, ist nichts zu spüren. Entweder der Anlasser ist kaputt oder der Zahnriemen gerissen so das der Motor quasi ohne Widerstand durchgedeht wird weil die Ventile (teilweise) offen stehen. Potenziell möglich sind beide Ideen, wünschenswert und realistischer erscheint uns im Moment ein kaputter Anlasser. Vermutlich ist der Magnetschalter kaputt welcher das Ritzel in den Zahnkranz der Schwungscheibe einrücken soll. Wenn das der Fall ist, könnten wir Glück haben und irgendwas im Anlasser klemmt einfach ein wenig. Mit sanften Hammerschlägen aufs Gehäuse könnte sich der Anlasser zumindest kurzzeitig wieder zur Mitarbeit motivieren lassen. 

 


Leider klappte dieser Plan nicht. Selbst wenn ein Helfer drinnen den Schlüssel dreht und wir draußen unterm Auto liegen und den Anlasser verkloppen, will sich nichts an der Situation ändern. Das heißt wir müssen eine andere Lösung finden; Auto abschleppen oder den Motor irgendwie anders zum Laufen bringen. Bevor wir spät Abends ohne Servolenkung und Bremskraftverstärker den Ford durch die Gegend ziehen, beschließen wir wenigstens einmal zu testen ob der Wagen angeschoben werden kann. Dabei schieben ein oder mehrere Helfer das Auto so schnell wie sie können und der Fahrer lässt drinnen (bei eingeschalteter Zündung und eingelegtem zweiten Gang) kurz die Kupplung kommen. 

 


Solange sonst mit dem Motor alles in Ordnung ist und noch ein bisschen Saft in der Batterie steckt, sollte die Maschine selbst bei niedrigen Drehzahlen schon ansprigen. Sobald der Motor erste Lebenszeichen von sich gibt, schnell die Kupplung treten und mit etwas Gas sicher stellen das er nicht gleich wieder ausgeht. Wenn alles klappt und die Lichtmaschine ihren Job richtig macht, sollte der Ladestrom ausreichen damit der Motor im Stand weiterläuft und gleichzeitig die Batterie geladen wird.

 


Da in unserem Fall der Anlasser das Problem ist und nicht die schwache Batterie, sollten wir in jedem Fall direkt nach Hause fahren und versuchen den Motor unterwegs tunlichts nicht abzuwürgen. Vor Ort fahren wir den Fiesta dann noch auf die Auffahrrampen, dann kann der Motor wieder abeschaltet werden. Bevor wir den Anlasser ausbauen dürfen, muss erstmal der Minuspol an der Batterie abgeklemmt werden - das dicke Pluskabel welches zum Anlasser führt ist direkt mit der Batterie verbunden und steht dauerhaft unter Strom. Bevor wir versehentlich einen Kurzschluss bauen, gehen wir lieber auf Nummer sicher. 

 


Danach sind nur die drei Schrauben (SW13) an der Kupplungsglocke zu lösen um den Anlasser etwas vom Motor wegzudrehen und dann die beiden Stromkabel zu trennen (SW13 und SW10). Auf der Werkbank sprühen wir den Anlasser nochmal mit Kriechöl ein und testen ihn mit ein paar fliegenden Leitungen zur Batterie. Jetzt sehen wir ganz genau was passiert oder eben nicht passiert; das Ritzel dreht sich auf seiner Welle planmäßig, aber es bewegt sich nicht vor und zurück. So kann der Anlasser seinen Job nicht machen und ist reif für die Schrotttonne. Ein Ersatzteil vom lokalen Teiledealer kostet uns knapp 100€ und ist am nächsten Tag da. 

 

Sobald die Stromkabel am neuen Anlasser angeschlossen sind, stecken wir ihn wieder an seinen Platz und ziehen die Schrauben am Gehäuse fest. Nun noch die Batterie wieder anklemmen und den Schlüssel drehen. Der Motor springt jetzt wieder sofort an und wir sind für heute fertig mit unserer Arbeit.

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