Ein Plattfuß am Auto ist einerseits ziemlich nervig, andererseits eine relativ seltene Erscheinung (zum Glück). Im kollektiven SZK-Gedächtnis können wir uns nur an maximal fünf Reifenpannen erinnern. Unter anderem der Audi und der Omega hatten schon mal einen entsprechenden Zwischenfall. Gemessen an der langen Zeitspanne und vielen gefahrenen Kilometern wirklich nicht der Rede wert. Genau aus dem Grund haben fast alle modernen Autos gar kein Reserverad an Bord. Im Notfall liegt eine Flasch Dichtmittel und ein kleiner Kompressor im Kofferraum bereit. Leider ist das ein bisschen zu wenig wenn an einem Radlader der Reifen platt ist. Um dieses Problem müssen wir uns heute kümmern.
So viel Pech muss man auch erstmal haben. Die Tinte unterm Kaufvertrag ist noch nicht mal trocken und schon in der ersten Woche Arbeitsdienst gibt es eine Panne. Ausgerechnet am Samstag mittag, beim Aufräumen des Grünschnitt verabschiedet sich das linke Vorderrad. Am Montag morgen muss dieser Radlader wieder einsatzbereit sein um seinem offiziellen Job nachzukommen. Irgendwie soll die Kohle für den Kaufpreis ja auch wieder reinkommen. Nur blöd das um diese Uhrzeit keine Werkstätten geöffnet haben. Also müssen wir selbst eine Lösung finden. Eigentlich ist es ja nicht anders als bei einem Plattfuß am Auto; Radabschrauben, undichte Stelle finden und abdichten, alles wieder zusammenbauen. Fertig.
Leider fangen unsere Probleme schon bei Schritt 1 an. Die acht Radmuttern (SW27) sind so fest angezogen, das wir selbst mit der Hilfe eines langen Rohr auf dem Knebel nichts bewegen können. Nur unser Werkzeug fängt an sich zu verbiegen. Anscheinend brauchen wir größeres Werkzeug um weiterzukommen. Am Samstag Abend können wir dagegen nicht viel tun ausser unseren Super-Bekanntenkreis anschreiben ob jemand ein passendes Radkreuz oder Knarrenset auszuleihen hat. Parallel kümmern wir uns schon mal um Schritt 2; wie wir jetzt sehen, ist das Ventil abgebrochen (trotz Schutzkäfig!) und der Reifen mangels Luftdruck einfach von der Felge gesprungen. Mit etwas Glück lässt sich der Reifen ohne Spezialwerkzeug wieder aufsetzen. Aber das können wir definitiv nicht hier vor Ort machen.
Am nächsten Morgen haben wir erfolgreich eine Quelle für Werkzeug und Ersatzteile lokalisiert. Die Anreise dauert zwar eine gute Stunde, aber eine Alternative haben wir gerade nicht. Immerhin ist es heute trocken(er) und hellichter Tag. Mit der 3/4Zoll Knarre und einem stabilen Rohr können wir uns mit vollem Einsatz reinhängen und die Muttern erfolgreich losbrechen. Anschließend machen wir uns das Leben leichter und nutzen die Hydraulik um die Vorderachse soweit anzuheben bis das Rad in der Luft hängt. Für den Fall das die Anlage nicht dicht hält, stellen wir einen Bock drunter. Jetzt muss der defekte Reifen nur noch nach Hause kommen. Dafür nehmen wir dann doch lieber einen Anhänger als ihn in oder auf dem Jimny zu transportieren - das Teil ist nicht nur groß und schwer, sondern auch ziemlich schmutzig.
Genau darum schnappen wir uns daheim erstmal den Gartenschlauch und waschen Reifen und Felge so gut es geht sauber. Selbst wenn ein wenig Wasser in den Reifen gelangen sollte, ist das bei der Höchstgeschwindigkeit dieser Maschine noch kein Beinbruch. Den Großteil können wir mit Putzlappen aufnehmen. Zusätzlich wird die Anlagefläche von Reifenwulst und Felgenhorn mit einer Drahtbürste bestmöglich vorbereitet damit alles dicht hält. Als nächstes entfernen wir das alte Ventil und montieren ein neues. Der große Vorteil dieser geschraubten Metallventile ist die Montierbarkeit ohne Spezialwerkzeug. Und wenn der Ventilschaft rausgedreht wird, kann man schön mit einer Luftpistole viel Luft in kurzer Zeit reinblasen um den Reifen (idealerweise) wieder auf die Felge springen zu lassen. Natürlich klappte das bei uns nicht auf Anhieb.
Ein Tipp den wir noch aufgeschnappt haben, wenn der Reifen sich weigert an seinen angestammten Sitzplatz zurückzukehren, ist einen Spanngurt um die Lauffläche zu legen so dass die Reifenflanke sich besser an die Felge anlegt. Das klappte tatsächlich überraschend gut und selbst mit unserem kleinen Kompressor gelang es das Rad aufzupumpen. Damit uns der Spanngurt nicht irgendwann um die Ohren fliegt, sollte er entspannt werden sobald der Reifen richtig sitzt. Wenn man schnell genug ist, kann der Ventileinsatz montiert werden bevor das Rad wieder platt ist. Übrigens machte der Reifen trotz seiner steifen Karkasse keinerlei Knallgeräusche als er sich gesetzt hat. Der Grund liegt in der Form vom Felgenbett ohne extra Hump der beim (Pkw-)Reifen verhindert, dass der Reifenwulst zurück ins Tiefbett springt und das Rad schlagartig drucklos wird.
Bei Baumaschinen mit ihrer geringen Geschwindigkeit ist diese Gefahr wohl nicht so hoch, darum verzichtet man darauf. Warum das gut ist, fanden wir ganz schnell heraus als der Reifen nochmal demontiert werden musste um mehrere undichte Stellen am Felgenhorn abzudichten. Einfach den Ventileinsatz rausdrehen und mit einem dicken Gummihammer gegen die Flanke kloppen bis der Reifen abspringt. Nochmal mit Schleifvlies und Drahtbürste alles abputzen und nochmal aufpumpen. Ob wirklich alles dicht hält, testen wir einfach mit Seifenwasser. Dort wo sich eine kleine aber sehr dichte Schaumkrone bildet, ist unser Leck. Scheint so als ob wir jetzt bessere Arbeit geleistet haben. Dann kann das Rad zurück an den Radlader. Das geschiet genau so wie die Demontage. Nur andersherum.
Mangels Drehmomentschlüssel der bis zum erforderlichen Anzugsmoment (440Nm) reicht, müssen wir wieder ein bisschen kreativ werden. Mit aller Kraft am Rohr ziehen das auf der Knarre steckt bis die Mutter sich nicht weiter anziehen lässt, sollte definitiv ausreichend fest sein. Sobald wir sicher sind das alles dicht und funktional ist, können wir immer noch bei einer Nutzfahrzeug- oder Landmaschinenwerkzeug vorbei fahren und die Muttern nachziehen lassen. Da wir hoffentlich nicht jedes zweite Wochenende einen Radwechsel machen müssen, lohnt es sich einfach nicht einen entsprechenden Drehmomentschlüssel zu kaufen - aber ein vernünftiges Lkw-Radkreuz und Rohr als Verlängerung werden wir uns definitv besorgen. Und Ersatzventile. (Und vielleicht noch einen kompakten Flaschenwagenheber damit wir auch an der Hinterachse das Rad abnehmen können.
Für heute bleibt uns nichts weiter übrig als eine ausgiebige Spritztour Testfahrt zu machen damit wir auch wirklich sicher sein können das morgen früh alles bereit für eine weitere arbeitsreiche Woche ist.
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