Von Autos die egal mit welcher Art von Antrieb und Layout, irgendwie selbst fahren können zu Autos die ein bisschen Hilfe brauchen; heute fahren wir von Huntsville Alabama mal eben rüber nach Chattanooga Tennessee. Hier befindet sich das internationale Towing&Recovery Museum. Auch wenn wir hoffentlich selbst auf dieser Reise keinen Abschleppdienst in Anspruch nehmen müssen, ist es doch sehr interessant zu sehen wie das wohl abläuft und wie es in den letzten 100 Jahren gemacht wurde.
Draußen hat es gefühlte 40° so das wir lieber auf dem schnellsten Weg in die klimatisierte Ausstellung gehen. Im Inneren erwartet uns erstmal der Museumsshop mit Kleidung, Büchern, Souvenirs und Spielzeug (für Kinder). Am liebsten würden wir direkt alles mitnehmen, persönlicher Favorit ist das Golfcart mit funktionierendem Abschleppkran hinten drauf. Damit könnten wir zuhause auch rum fahren und sehr viel Spaß haben. Bevor wir hier weiter Geld ausgeben, setzen wir uns erstmal ins Kino und schauen den Info Film zur Geschichte des Museum und der Abschleppwagenindustrie in Amerika.
Angefangen hat alles irgendwann im Jahr 1916 als Ernest Holmes und eine Gruppe Männer mit Muskelkraft und Seilzügen einen ganzen Tag harte Arbeit investieren mussten um ein verunglücktes Auto aus einem Fluss zu ziehen. Daraufhin wuchs die Idee heran einen Abschleppwagen zu bauen der mehr als sein eigenes Gewicht heben bzw. ziehen kann ohne Umzufallen. Die einfach geniale Lösung: Der Abschleppwagen mit zwei Kranarmen die seitlich ausgeschwenkt werden können. So kann von einem Baum oder Steinmauer aus geankert und mit großer Kraft am verunglückten Fahrzeug gezogen werden. Die Basis für seinen ersten Abschleppwagen war ein 1913er Cadillac, nicht wegen des Prestige sondern weil es einfach ein verdammt stabiles und für damalige Verhältnisse kraftvolles Fahrzeug war.
Aus dem eigenen Abschleppdienst entwickelte sich ziemlich schnell die Herstellung und Vertrieb von Abschlepp-Aufbauten. In Anbetracht der noch ziemlich schlechten Straßenverhältnisse überall in den USA definitiv ein Markt mit viel Potenzial für weiteres Wachstum. Die folgenden Exponate auf vier und mehr Rädern zeugen davon wie die Konstruktion immer weiter verbessert wurde. Relativ schnell entstanden andere Firmen die prinzipiell die selbe Lösung für das Problem boten. Aber immer noch alles rein mechanisch mit handbetriebenen Schwenk- und Windenmechanismen. Das änderte sich erst in der Zeit um den 2. Weltkrieg als große Lkw Abschleppwagen mit motorbetriebenen Seilwinden in großer Stückzahl benötigt wurden. Ein Exemplar aus dieser Zeit befindet sich selbstverständlich auch in der Ausstellungshalle.
Anfang der siebziger Jahre setzte sich ein neues System zum Antrieb der kompletten Kranbewegungen durch: Hydraulik. So kann mit zwei Fingern ein tonnenschweres Fahrzeug bequem angehoben oder gezogen werden. Speziell im Bereich der großen Lkw-Abschleppwagen war das ein dringend notwendiger Schritt. Davon stehen hier auch welche in der Halle wobei wir uns kurzzeitig echt gefragt haben ob die wohl hier rein gefahren oder das Gebäude um sie herum gebaut wurde. Wenn allein der Kühlergrill über 2m hoch ist, darf die Frage erlaubt sein. An den Wänden um uns herum hängt alles voll mit Fotos aus der jeweiligen Zeit als diese Maschinen aktiv im Einsatz waren und die wohl längste und größte Sammlung von Abschleppwagen-Spielzeugautos. Das Thema konnte halt schon immer begeistern.

Die auffällige Lackierung des pinken International im hinteren Teil der zweiten Halle. Die hat das mit Abstand modernste Fahrzeug im Museum nicht weil sie besonders schön ist sondern als rollende Erinnerung an die Brustkrebsvorsorge. Deutlich schlichter von der Farbgebung aber dafür um so schneller ist der weiß-orange Chevrolet direkt daneben. Das 1979er Modell mit dem 454 BigBlock (wie der Excalibur und der R30) hält bis heute den Geschwindigkeitsrekord für Abschleppwagen auf einem NASCAR Oval Kurs. Nachweisliche 174,9kmh Durchschnittstempo und ein Höchstwert von 208kmh auf der Geraden sind echt beeindruckend. Besonders bei der Aerodynamik und dem Gewicht. Eine nette Anekdote am Rand ist da nur noch dass die Vorab-Testfahrten auf öffentlichen Straßen mit dem Segen der örtlichen Staatspolizei. Sowas müsste man heute mal versuchen.
Vom größten, auffälligsten ältesten und schnellsten Abschleppwagen wechseln wir jetzt zum kleinsten Exemplar. Keine 2m lang und höchstens 1,3m breit ist der 1970er Cony mit einem voll funktionstüchtigen Abschleppaufbau. Das mit 354 Kubikzentimetern und 20PS unter der Motorhaube keine großen Straßenkreuzer abgeschleppt werden können ist wohl klar, aber für einen Ford Escort hat es nachweißlich gereicht. Ob von diesem japanischen Mini-Lieferwagen mehr als dieser eine Wagen entsprechend umgebaut wurden ist nicht bekannt. Dafür darf man sich als Besucher hinters Lenkrad klemmen und sich wieder wie ein Kind im Tretauto fühlen. Der gelbe Floh würde bestimmt auf die Ladefläche unseres Pickup passen. Aber ob er auch ins Flugzeug passt wäre dann die nächste Frage.
Bevor wir das Museum und den zugehörigen Shop wieder verlassen schauen wir uns noch die letzten Exponate an. Vor allem originales, teilweise über 100 Jahre altes Werkzeug und Maschinen aus der Autowerkstatt oder dem Pannendienst. Manche Sachen wie das Rollbrett sehen noch exakt genau so aus wie das Zeug mit dem heute vielerorts noch gearbeitet wird. Das Grundprinzip hat sich in all den Jahren einfach nicht geändert. Egal ob das Auto mit Dampf, Benzin oder Strom betrieben wird. Runter von der Straße geholt werden müssen sie irgendwie doch alle auf die gleiche Weise.








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