Es ist jetzt fast ein Jahr her seit dem wir zum ersten Mal von dem Ford Transit Feuerwehrauto Restaurationsprojekt berichtet haben. Seit dem ist viel passiert, auch an diesem ehemaligen Tragkraftspritzenwagen. Das Geheimnis des Erfolges in diesem Fall ist nicht eine Koffeingetränkte Gewaltaktion über ein oder zwei Wochen um das Auto im Schnelldurchgang, sondern (fast) jeden Freitag für mehrere Stunden in der Werkstatt zu verschwinden.
So kommt man jeden Monat ein bisschen voran und kann die Woche dazwischen nutzen um Ersatzteile zu recherchieren oder Verschleißmaterial zu besorgen. Oder einfach nur der Lackierung ein bisschen Zeit zum trocknen zu geben. Solange man jeden Tag an dem man fleißig war irgend eine Art von Fortschritt erkennen kann sollte die Motivation ausreichend sein in der nächsten Woche weiterzumachen. Das ist manchmal einfacher als mehrere Tage in Folge in die (kalte) Werkstatt zu gehen und unliebsame Arbeiten zu machen.
Apropos unliebsam. Die Blech und Lackarbeiten werden aktuell gekonnt ignoriert. Die Bestandsaufnahme hat ergeben das zwar ein paar Stellen zu machen sind aber definitiv kein Fass ohne Boden auf der Hebebühne steht. Insofern kann man gefahrlos erstmal die Technik frisch machen und danach die Hülle. Im schlimmsten Fall lassen sich überholte Antriebs- und Bremskomponenten immer noch schneller wieder zu Geld machen als eine frisch durchgeschweißte Rohkarosserie. Nicht das wir davon ausgehen das dieses Projekt irgendwann mal aufgegeben werden sollte.
Ein weiterer positiver psychologischer Effekt ist das dieses Feuerwehrauto (mehr schlecht als recht) aus eigener Kraft hier in die Werkstatt gefahren ist. Das heißt wenn erstmal die Dinge erledigt werden die uns davon abhalten eine richtige Probefahrt zu machen, gibt das einen riesigen Motivationsschub auch noch die restlichen Arbeiten in Angriff zu nehmen und auch zu Ende zu bringen. Darum dreht sich aktuell alles um Fahrwerk und Bremsanlage. Die ist bei diesem Wagen 1. ziemlich einfach und robust und 2. klobig und teilweise sehr speziell - besonders was die Ersatzteilversorgung anbelangt. Starrachsen, Blattfedern und Trommelbremsen rundherum.
Und wenn mal irgendwas nicht funktioniert und total schief läuft hat man im besten Fall nur einen Tag die Schnauze voll und will die Kiste anzünden. Eine Woche später ist die Wut wieder verflogen und es kann weitergemacht werden. So zum Beispiel wenn man nicht weiß das die Radmuttern auf der linken Fahrzeugseite ein Linksgewinde haben. Dann kann es leider mal passieren das man irgendwann den längsten Hebel in der Werkstatt raussucht und so lange auf dem Radkreuz herumspringt bis endlich der Stehbolzen abgerissen ist. Ärgerlich aber durch einen neuen Bolzen und Radmutter wieder in Ordnung zu bringen.
So oder so sind alle 6 Räder irgendwann erfolgreich vom Transit fort und die Bremstrommeln liegen frei. Im Vergleich zu diesem Krampf kommen die Trommeln in Anbetracht ihres Gewicht sogar fast einfach runter von der Radnabe. Dahinter verbergen sich alte, aber noch nicht besonders stark abgenutzte Bremsbeläge. Trotzdem wird hier alles neu gemacht. Also Bremsbacken, Federn und besonders die Radbremszylinder. Anders als alle anderen Fahrzeuge mit Trommelbremse die wir bis dato selbst erlebt haben hat dieser Ford an der Vorderachse keine Simplex sondern eine Duplex Bremse. Das heißt es gibt nicht einen einzelnen Zylinder mit zwei Kolben sondern zwei Zylinder mit je einem Kolben.
Vom Prinzip her nur etwas anders aber ansonsten genau so gut oder schlecht zu wechseln wie das gängigere Simplexprinzip. Man muss nur an beiden Bremszylindern die Leitung anschließen und entlüften. Und jeder Bremsbelag hat seinen eigenen Nachsteller. Bevor aber die ganze Bremsenmimik und die Trommel wieder an ihren Platz dürfen wurde die komplette Vorderachse inklusive Achskörper, Ankerblechen, Blattfedern und Federgehänge komplett entrostet und anschließend schwarz lackiert. Das sieht man später vielleicht nicht so deutlich, aber es gibt einfach ein gutes Gefühl wenn man weiß dass der Wagen am Ende von unten genau so gut aussieht wie von oben.
Das selbe Spiel wiederholt sich auch an der Hinterachse wobei hier dann doch eine Simplexbremse verbaut ist. Dafür muss man sich noch mit der Handbremsmechanik rumschlagen. Ausserdem muss noch das Getriebeöl ausgewechselt werden. Immerhin war das Differential augenscheinlich komplett dicht und braucht keinen neuen Simmerring. Langfristig und sofern die Motorleistung das überhaupt zulässt wird schon darüber spekuliert ob eventuell ein neues Differential mit längerer Übersetzung eingebaut werden soll. Aktuell hat der Transit eine Höchstgeschwindigkeit von 104km/h und dabei dreht der Motor schon weit außerhalb vom optimalen Drehzahlbereich.
Aber das ist ein Thema für irgendwann. Jetzt und hier werden noch die alten Bremsschläuche und korrodieren Bremsleitungen ausgetauscht. Dann muss nur noch die Bremsflüssigkeit aufgefüllt und so lange gepumpt & entlüftet werden bis die Luft aus dem System raus ist. Damit ist der Transit schon mal deutlich verkehrssicherer als vorher. Beim nächsten Mal ist dann hoffentlich die Karosserie an der Reihe. Übrigens hat jetzt der Preis für Ersatzteile offiziell den Kaufpreis (2020€) erreicht. Ob das am niedrigen Grundpreis oder den teuren Teilen liegt kann man sehen wie man will.









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