In diesem Monat bietet die Dekra wieder
ihren kostenlosen Sicherheitscheck für junge Fahrer und ihre alten
Autos an. Jung sind wir alle noch, aber wirklich alt fühlt sich im
Moment nur der schwarze Fünfer an. Wer weiß wieviel Arbeit er für
uns bereithält, nach der Durchsicht sind wir schlauer.
Das ist nicht der erste Safetycheck,
welcher für einen alten BMW das Ende bedeutet hätte. Vor gut zwei
Jahren musste der weiße Siebener des Nikografen nochmal zeigen was
in ihm steckt. Leider waren das vorallem Probleme und teure
Reparaturen. Hoffen wir mal dass es in diesem Fall etwas anders
ausgeht.
Was ist überhaupt ein Safetycheck? Im
Prinzip handelt es sich um eine abgespeckte Hauptuntersuchung bei der
nur die wichtigsten Baugruppen eines Autos übeprüft werden, also
Beleuchtung Bremse und Fahrwerk. Angeboten wird diese Gratisaktion
für alle Autofahrer bis maximal 24 Jahre und ihr Auto. Dessen
Baujahr ist egal.
So sehen viele Teile der Elektrik aus, kein Wunder das die Beleuchtung rumspinnt.
Aus eigener Erfahrung mit dem Auto weiß
ich, das er in den letzten sechs Monaten und knapp 4000km einige
Mängel aufgetaucht sind die alle eine erfolgreiche Hauptuntersuchung
vereiteln würden. Mal schauen was heute noch neues dazu kommt. Und
ob der Prüfer alles sieht was ich sehe.
Aus alten und neuen Kabeln musste irgendwie ein Adapter entstehen.
Am Samstag Morgen kurz nach 9 Uhr ist
bei uns im Dorf noch kein großer Betrieb an der Prüfhalle. Vor der
LKW-Spur standen schon zwei Sattelzüge und ein Wohnwagengespann. Vor
der PKW-Seite nur zwei PKWs und ein Motorrad. Also erstmal rein ins
Büro und die Wartezeit mit Zeitungslektüre überbrücken.
Damit lässt sich das neue alte Radio anschließen ohne neue Bastelei am Kabelbaum.
Glücklicherweise war das Motorrad
schon so gut wie fertig und am Auto war nur eine Nachuntersuchung
fällig. Ausserdem waren gleich zwei Prüfingenieure im Einsatz, so
das die Zeit garnicht reichte die ganze Zeitung durchzublättern. Mit
dem Fahrzeugschein in der Hand ging ich vor zum Pult und teilte mein
Anliegen mit.
Und wenn das neue Radio auch die Grätsche macht, können wir ganz leicht das Nächste einbauen.
„Aha ein Safetycheck wollen sie? Da
muss ich mich nur gerade durchs System suchen, sowas habe ich noch
nicht gemacht bisher. -Womit sind sie denn da?“ Also schonmal nicht
mit dem LKW auch wenn die Aufmachung vielleicht etwas anders vermuten
lässt, aber wenn das auch erlaubt ist dann komme ich nächstes Jahr
wirklich mit dem Vierzigtonner vorbei. „Ja gut ich habs gefunden
dann brauche ich noch ihre Daten und dann gehts gleich los.
Aber mal abgesehen vom schlechten Empfang funktioniert es einwandfrei -noch.
In die Prüfhalle vors
Lichteinstellgerät durfte ich noch selbst fahren, von dort an musste
ich das Steuer abgeben. Dank der vielen Spiegel an den Wänden kann
der PI die meisten Funktionen der Beleuchtung auch kontrollieren ohne
aussen am Auto zu stehen. Die defekte Kennzeichenleuchte fiel im
sofort auf. Der Wackelkontakt im vorderen Standlicht trat heute
glücklicherweise nicht auf. Also weiter auf den Bremsenprüfstand.
Den gleichen Spruch beherrschen scheinbar alle BMWs mit Checkcontrol.
Hier hatte ich schon mit dem
schlimmsten gerechnet, schließlich beschwert sich die Checkcontrol
seit Monaten über verschliessene Bremsbeläge. Selten habe ich mich
so geirrt. Fast 3500 Newton Bremskraft brachte die Vorderachse und
auch hinten war das Ergebnis nicht viel schlechter. Das sind Topwerte
erst recht für ein so altes Auto. Unglaublich war jedoch die
Handbremse, von der zweiten Rastung an bis zum Anschlag perfekt
synchrone Werte bis zur Blockiergrenze -sowas habe ich in der Form
noch nicht erlebt.
Extra frisch Gewaschen macht der E34 eine gute Figur in der Halle.
Jetzt kann eigentlich schon fast nichts
mehr passieren, wenn die Bremsen top sind, muss der Rest auch
irgendwie noch funktionieren. Dachte ich jedenfalls, obwohl ich
selbst das schwammige Gefühl in der Vorderachse bei höheren
Geschwindigkeiten schon erleben musste. Die Ursache fand sich dann
(höchstwahrscheinlich) auch relativ schnell auf dem Achsprüfstand:
ausgeschlagene hintere Zugstreben an der Vorderachse. So lässt sich
das Rad minimal hin und her bewegen was eigentlich nicht sein darf,
da muss ich wohl noch mal bei. Und damit Platzt auch der Wunschtraum
von der Problemlosen Hauptuntersuchung.
Zugstrebe Fahrwerkslenker Vorderachse links hinten. Preis zwischen 40 und 100€ für ein Paar.
Die nächsten Mängel an der
Vorderachse ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Poröse
Bremsschläuche und Gummilager des Stabilisators und dazu völlig
abgefahrene Reifen. Dazu empfahl der PI mir auch im gleichen Zuge die
Bremsflüssigkeit zu erneuern -sofern ich überhaupt noch Geld in die
Reparaturen investieren wolle. Natürlich will ich das! Wäre doch
gelacht wenn wir die Kuh nicht vom Eis kriegen würden.
Stabilagergummis Preis im Internet rund 20€.
Immerhin lobte er den Antriebsstrang
des Wagens. Nach unten hin verlieren weder Motor noch Getriebe oder
Differential Öl. Sie sind nur etwas schwitzig und kein Vergleich zum
BMW E38 des Nikografen, und der hat nicht so viele Kilometer
zurückgelegt. Das macht Mut, da kann man nochmal Geld investieren
und ein paar Jahre weiter fahren.
Gebrauchter Ersatz in dem Format ist schwer zu finden und nicht ganz günstig.
An der Hinterachse war meine größte
Sorge die Tonnenlager tauschen zu müssen. Selbst mit Spezialwerkzeug
ist das eine elendige Plackerei. Aber scheinbar ist noch alles im
Rahmen und das Gummi hält. Dafür sollte ich auch hinten neue Reifen
besorgen, diese sind schon ziemlich alt und werden langsam porös.
Das bisschen Ölfeuchtigkeit lässt sich schnell reinigen und ist noch nicht gravierend.
Ohne das Loch im Mittelschalldämpfer
zu bemerken ließ der Prüfer den BMW zurück auf die Erde und fragte
mich nur ob ich den Wagen jetzt wegtun würde. Nein, das will ich
nicht. Ich kenne Leute die froh wären über ein Auto in dem guten
Zustand. Das muss man einfach akzeptieren bei dem Alter und der
Laufleistung. Ein anderes Model in der Preisklasse kann noch
wesentlich schlechter in Schuss sein. Und ausserdem will ich nicht
schon wieder ein neues Autoradio irgendwo einbauen müssen.
Das Loch wäre fast nicht aufgefallen und ist kaum hörbar, zuschweißen muss ich es trotzdem.
Mit dem ausführlichen Mängelbericht
machte ich mich auf den Heimweg. Zuhause folgte dann die Rechnerei
wie die Reparaturen am sinnvollsten durchgeführt werden sollten. Mit
(neuen und gebrauchten) Teilen aus dem Internet und Montage in
Eigenregie könnte alles für unter 500€ erledigt sein. Jetzt
müssen nurnoch die Besitzer zustimmen.
Ab und zu spinnt immernoch das Standlicht -vielleicht finden wir den Fehler irgendwann auch noch.
Bis dahin ist noch ein Monat Zeit und
dann muss er entweder gehen oder kommt in die nächste Runde. Hoffen
wir das beste, wäre doch schade um so eine gute Substanz.
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