Montag, 20. Oktober 2014

Der BMW mit Jodeldiplom - Das mysteriöse Geräusch Teil II

Jetzt wird es ölig. Wie wir im letzten Teil schon erfahren konnte, hat unser bajuwarischer Jodelwagen nun keine Zündkerzen mehr, sondern Ölkerzen. Keine Frage, hier muss etwas passieren. Die neuen Zündkerzen liegen bereits parat und auch die neuen Ventildeckeldichtungen mitsamt den übrigen Gummiprofilen für die Schrauben liegen bereit. Eigentlich kann es nun losgehen, wenn da nicht die eine, aber alles entscheidende Frage ratlose Gesichter zurück ließe: Wie kriegen wir das Öl aus dem Zündkerzenschacht? 


Vielleicht mit Küchenrolle? In der Werbung klappt das ja schließlich auch. Mit einem Wisch ist alles weg - leider nicht das Öl. So groß war die Saugwirkung dann leider doch nicht und neben den Zündkerzen putzen ist auch schwierig. In der PDF-Anleitung die im Internet kursiert, hat der Schrauber sich eine Saugvorrichtung mit einem Strohhalm und einem Staubsauger gebastelt. Wir haben es aus Ermangelung eines Staubsaugers (und wir der Meinung waren, dass diese Aktion ein wenig übertrieben war) zunächst mit einem Strohhalm versucht, der an einer Spritze befestigt war. Leider war diese Konstruktion nicht dicht und das Öl floss aus der Spritze wieder hinunter in den Motor, noch ehe wir den Auffangeimer erreicht hatten. Doch dann kam uns der passende Einfall. Wenn man das Öl schon nicht saugen kann, dann kann man es vielleicht in umgekehrter Weiser herauspusten. Mit mehreren Lappen deckten wir den Zündkerzenschacht ab und ließen gezielt einige Pressluftstöße hinein. Man höre und staune, es spritze nichts umher. Die Lappen haben das Öl allesamt auffangen können. So geht das Säubern recht einfach und auch schnell. 



Nun konnten wir den Zündkerzenschlüssel direkt ansetzen und die Zündkerzen lösen. Scheinbar war doch noch nicht alles Öl aus den Poren und Ritzen verschwunden, da der Zündkerzenschlüssel nach dem Lösen der Zündkerzen aussah wie in Öl gebadet. Dafür hatte es den Vorteil, dass keine Zündkerze Probleme bereitete. Sie ließen sich alle mühelos lösen, es lief halt wie geschmiert. Man sah den Zündkerzen ihr trauriges Ölbild an. Alle schwarz und verölt. Die neuen machten da einen viel besseren Eindruck. Wenn man allerdings beide miteinander direkt vergleicht, fällt das Urteil über die verölten Kerzen natürlich noch herblich schlimmer aus. Jetzt die neuen Kerzen wieder hineingedreht, damit bei den nächsten Arbeitsschritten auch bloß keine Fremdkörper in den Verbrennungsraum fallen.



Doch der nächste Arbeitsschritt verzögerte sich ungemein. Um den Ventildeckel abnehmen zu können, hätte es auf der Fahrerseite noch gereicht geschickt mit ein wenig glücklichen Händchen den Deckel zu bugsieren. Auf der Beifahrerseite hingegen saß nach unten hin die Leitung der Klimaanlage im Weg und nach oben befand sich der Kabelkanal (oder doch schon ein Elektrikschacht?) für die Ansteuerung der Einspritzdüsen und sonstigem Elektriktrick. In bereits besagter PDF-Anleitung heißt es auch weiter, dass man die Klammern nicht sehen sondern nur mit einem kleinen Draht erfühlen und lösen kann. Anfänglich haben wir uns daran probiert mussten aber scheitern. Letztendlich musste doch die Befestigung des Rail-Rohres gelöst und abgeschraubt werden, um mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen. Mit Müh und Not gab der Feind dann endlich nach und der Kanal war ab. Endlich. Für die nächste Seite haben wir dann eine etwas andere Methode ausprobiert. Im Internet sind wir auch eine Videoanleitung gestoßen, in der jemand grobbeherztes mit einem kräftigen Ruck an dem gesamten Apparat zieht, mit dem Erfolg, dass sich diese brachiale Art und Weise zwar falsch anfühlt aber den Zugang zum Ventildeckel freilegt. 



Nun ging es weiter mit dem Deckel. Die alte Dichtung saß wie Bakelit in den Dichtungsnuten. Die konnte nicht mehr dichten! Sie war so festgebacken, dass ich sie nur mit einem Stecheisen überreden konnte die Führung zu verlassen. Immer wieder brachen kleine Stücke ab. Es wurde höchste Zeit, dass diese Dichtung ausgetauscht wurde. Nach 16 Jahren war vom "Gummi" nichts mehr zu sehen. Es war nun mehr ein harter Streifen Kunststoff, der wohl alles andere kann als abdichten. In den Führungsnuten sah man auch schon angebackenes Öl, dass sich hier mal seinen Weg gebahnt hatte. In besagter PDF-Anleitung hat der Schrauber den Deckel gleich Sandgestrahlt, da auch die Farbe abblätterte. Uns fehlte jedoch die Möglichkeit zum Sandstrahlen, weswegen wir dann auf Wattestäbchen und Bremsenreiniger zurückgriffen, um die Verkrustungen in den Führungsnuten aufzulösen und Druckluft, um grobe Partikel zu entfernen. Dafür war die neue Dichtung schnell eingesetzt. Immer schön von den Ecken aus die Dichtung passend einsetzen. Sonst sitzt die Dichtung schief und dichtet nicht richtig. 



Als am Deckel alles gerichtet und vorbereitet war, musste nun der Motorblock hergerichtet werden. Rückstände wie die Dichtungsbrücke vom Stirnkasten der Steuerkette wurden geglättet und alle Rundungen und Kurven, sowie die halbkreisförmigen Sicheln hinten am Motor gut mit Dreibond-Dichtmasse bestrichen. Das Einbugsieren klappte schließlich nur mit vier Händen. Zweie, die den Deckel bugsieren und zwei weitere, die das Masseband aus dem Zündkerzenschacht fischen und den Kabelkanal leicht hochdrücken, um das buchsieren zu erleichtern. Bei der ersten Seite bedurfte es eines Korrekturversuchs, doch schon beim zweiten Anlauf saß der Deckel richtig. Die andere Seite des V8-Motors klappte dann direkt beim ersten Anlauf. Nun noch schnell festschrauben, damit bloß nichts verrutscht. 



Inzwischen war das Öl auch aus den Zündkerzensteckern der Zündspulen herausgelaufen und konnten mit Küchenrolle aufgewischt werden. Anschließend stand der Montage nichts mehr im Wege. Die neuen Zündkerzen warteten ja bereits auf die Zündspulen. Der Zusammenbau gestaltete sich mit Ausnahme der Zündkerzen etwas friemelig, da das Einfädeln der Einspritzdüsen äußerst schwierig war, da man auch mit Taschenlampenlicht im Schatten der Ansaugbrücke nur wenig erkennen konnte. Bei der Gelegenheit konnten wir allerdings nicht einen Blick auf die Einspritzdüse erhaschen. Rund um den hinteren Zylinder waren klebrige Kraftstoffrückstände zu erkennen und in der Tat hat der Wagen in den vergangenen Wochen oft nach Benzin gerochen. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich dann, dass am unteren Dichtring der Einspritzdüse der Gummidichtring minimal beschädigt war und hier vermutlich das Benzin herausspritzte und die kleinen Pfützen auf der Ansaugbrücke verursachte. Diesen haben wir noch schnell ausgetauscht und mit etwas Gefühl die Düsen in korrekter Position wieder montiert.



Rein theoretisch müsste,was die Zündaussetzer betrifft, alle Fehler ausgeräumt worden sein und der Wagen wieder problemlos laufen. Doch das können wir noch nicht ausprobieren. Schließlich waren die verölten Kerzen nur das Folgeproblem unseres eigentlichen Problems. Unser BMW hat ja noch die Jodelritis - eine defekte Membrane, die in der Kurbelgehäuseentlüftung sitzt und die Zuführung "steuert". Solange diese nicht repariert ist, läuft der Motor maximal mit Zwangsbelüftung durch den Ölpeilstab. Außerdem dauert es bis zu 6 Stunden, bis die Dreibond-Dichtmasse erhärtet ist und ein Versuch somit tragbar wäre.




Insgesamt hat die Erneuerung der Ventildeckeldichtung auf der Beifahrerseite mit Beseitigung des Öls etwa 5 Stunden gedauert. Auf der Fahrerseite war das alles schon in 2 Stunden möglich, der besseren Ein- und Ausbausituation bedingt. Was die Zündkerzen betrifft, sollten die nächsten 100.000 Kilometer ruhig sein, denn bei den Faceliftmodellen hat BMW angeblich länger haltbare Kerzen mit Platinelement verbaut. Hoffentlich, waren diese ihr Geld auch wert (nur so als Info nebenbei - beim Freundlichen um die Ecke wollen die für 8 Zündkerzen 190 Euro haben). Kommt nun die nächste Operation, die Membrane! Doch davon mehr in der Fortsetzung, Teil 3.

2 Kommentare:

  1. Mit 'n Öl nich sparsam sein
    auf'e Reise
    literweise Futter rein
    und hau wech die Scheiße!

    Und, schon den Ölstand IM Motor wieder aufgefüllt?

    "Und denk immer an die Mahnung: Mit"m Öl nich sparsam sein!"

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