Montag, 8. Dezember 2014

BMW Boxer Service vorm Winterschlaf


Auch die blaue R1100RS muss noch einmal das volle Serviceprogramm durchlaufen bevor sie für die nächsten drei Monate im Winterlager abtauchen kann. Der Plan sieht etwas mehr Arbeit vor als bei der roten F650, trotzdem geht es eigentlich relativ schnell über die Bühne.


Genau wie der Eintopf bekommt dieser Boxer zunächst mal neues Motoröl eingefüllt. So viele Kilometer sind seit dem letzten Mal zwar noch nicht zusammengekommen, aber die paar Liter sind keine große Investition in die Lebensdauer dieser Maschine. Selbst wenn es das gute Vollsynthetische Öl ist. 

 
Wie bei jedem Ölwechsel muss selbiges natürlich erstmal auf Temperatur gebracht werden um auch vollständig aus dem Motor ablaufen zu können und dabei möglichst viel Schmutz und Rückstände mit sich nehmen. Auf dem Hauptständer im Leerlauf (Saisonkennzeichen -nix warmfahren) braucht der luftgekühlte Zweizylinder keine 10 min um warm zu werden, selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Den Choke benutzen wir übrigens ganz bewusst nicht um die Drehzahl hochzubringen, der zusätzliche Kraftstoff sammelt sich im Auspuff und kann nicht verbrannt werden, wie es im normalen Fahrbetrieb der Fall wäre.


Die Auffangwanne für das Altöl steht schon bereit und dieses mal haben wir auch noch ein Gummipolster zum hinlegen parat. Der kalte Steinboden ist nicht so bequem wie er vielleicht aussieht. Mit einem 8mm Inbusschlüssel (und Hebelverlängerung) die Ölablassschraube aufdrehen und warten bis alles Öl abgelaufen ist. Währenddessen kann auch schon der Ölfilter demontiert werden, dazu befindet sich ein passender Ölfilterschlüssel im Bordwerkzeug (sofern es noch vollständig ist), der auf eine handelsübliche 3/8zoll Knarre passt. 


Der Filter ist pkw-mäßig von unten in den Motorblock geschraubt und kann ganz einfach abgeschraubt und gewechselt werden. Bevor der neue Filter rein kommt, nicht vergessen die Gummidichtung einzuölen und den Filter aufzufüllen. Dann sollte auch das restliche Altöl abgelaufen sein und die Ablassschraube wieder eingedreht werden. Laut Werkstatthandbuch bekommt die Schraube 32NM und der Filter 11NM, ein kleiner Drehmomentschlüssel ist jetzt von großem Wert, ansonsten bleibt nur das Schraubergefühl in den Fingern wann die Schraube fest genug ist.


Vom frischen Schmierstoff benötigt der Motor 3,75L. Die Einfüllöffnung befindet sich oben auf der linken Zylinderseite. Die Maschine sollte danach einmal kurz gestartet und laufen gelassen werden. Dann abwarten bis das Öl in die Ölwanne zurückgelaufen ist und den Pegel am Schauglas auf der vorderen linken Motorseite ablesen (alle Richtungsangaben in Fahrtrichtung).


Neue Zündkerzen müssen wir dieses Mal noch nicht einsetzen, aber der Luftfilter ist an der Reihe. Dieser ist (im Gegensatz zu Dingen wie der Batterie) ganz einfach zu erreichen. Nur das Staufach aufschließen und die komplette Sitzbank hochnehmen. Den Stecker vom Filtergehäuse abziehen und die beiden Klammern lösen. Der Deckel klappt hoch und lässt sich herrausfummeln. Den neuen Filter genau wie den alten einsetzen und alles wieder zusammenstecken. Die hinteren Haltenasen vom Deckel zu treffen kann etwas fummelig sein, aber mit genügend Geduld schafft man auch das noch.


Das Motorrad hat in diesem Sommer ein Austauschgetriebe bekommen. Darin enthalten war natürlich auch frisches Getriebeöl (75W-90). Trotzdem wird es jetzt getauscht um mal einen Eindruck zu bekommen wie das Öl aussieht und eventuellen Dreck (Spuren von der Überholung oder frischer Metallabrieb vom ersten Einlaufen der Teile) hinauszuspülen. Anders als beim Motor wird das Getriebeöl nicht so stark belastet (beim Schaltgetriebe) und muss daher auch nicht annähernd so oft gewechselt werden.


Das Öl im Achsgetriebe (ein Differential ist es ja nicht) wird bei der Gelegenheit gleich mitgemacht. Die Einfüll  (8mm Inbus) und Ablassschrauben (13mm Sechskant) befinden sich alle auf der rechten Seite der Maschine (von einer Beifahrerseite kann man ja schlecht sprechen). Da wir nicht mit dem Motorrad fahren dürfen muss es im Stand mit eingelegtem Gang laufen um das Getriebeöl irgendwie in Schwung zu bringen. So bald dass der Fall ist können wir wieder die Wanne unterstellen und aus Plastikfolie einen Trichter basteln um das Altöl vom Getriebe und Auspuff fern zu halten. Mit einer Nuss samt Verlängerung bekommt man die Ablassschraube auf. Zum Einfüllen braucht man einen Trichter oder Flasche mit Rüssel. Die Anleitung spricht von 800ml Getriebeöl, oder einfach so viel bis es aus der Einfüllöffnung wieder herrausläuft. Die Einfüllschraube bekommt 23NM genauso wie alle anderen Schrauben an Getriebe und Hinterradgetriebe.


Am Kardangetriebe verläuft alles nach dem selben Schema. Ablassschraube aufdrehen, Öl ablassen (Konsistenz von Sirup -kann etwas länger dauern). Untere Schraube eindrehen und 250ml Getriebeöl auffüllen. Einfüllschraube zudrehen und alle Schrauben nochmal auf korrektes Drehmoment prüfen. Zum Abschluss folgt ein kurzer Testlauf mit eingelegtem Gang ob irgendwo Öl aufläuft -alles Dicht? Dann sind wir hier fertig.


Mit einer letzten gründlichen Handwäsche verabschieden wir die blaue BMW in die Winterpause, den Schlaf stören wird nur das Erhaltungsladegerät welches die Batterie in der Ruhephase auf Trab hält.

1 Kommentar:

  1. Hey!
    Endlich schreibt mal jemand wie man ein Ölwechsel bei einem Motorrad macht. Als ich mir das Bike 2005 zugelegt habe, habe ich erst 2 Jahre später an einen Ölwechsel gedacht. Als dann die utopischen Preise auf dem Kostenvoranschlag standen, habe ich überlegt, dass man es sicherlich auch selber machen kann. Nur habe ich keine Ablassschraube gefunden - nun endlich nach fast 120000km der erste Ölwechsel!!! Danke Dir!

    Gruß Kevin

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