Leider kann sich wohl niemand davon freisprechen, niemals eine Macke in ein Auto zu fahren. Denn es kann eigentlich immer passieren. Besonders in solchen Momenten, in denen man am wenigsten mit ihnen rechnet. Unverhofft kommt halt oft und so war es auch, als dem Spezialpassatfahrer in der Hofeinfahrt des Mehrparteienwohnhauses plötzlich Gegenverkehr entgegen kam. Eigentlich gibt es hierfür eine Ampelschaltung die signalisiert, dass jemand aus der uneinsichtigen Hofeinfahrt versucht herauszufahren. Doch diese wird kaum benutzt, obwohl sie funktionstüchtig ist. So auch dieses Mal. Unser Spezialpassatfahrer versuchte noch etwas auszuweichen, als aber schon die Hauswand den Weg blockierte und mit der hinteren rechten Tür zusammenkam.
Die Tür ist hinüber. Mit Ausbeulen und Spachteln lassen sich keine vernünftigen Ergebnisse mehr erzielen. Wie gut dass der Passat ein vielgefahrenes (und bei den Verwerten daher vielrecycletes) Modell ist und obendrein die LN5Y-Lackierung eine gängige Farbe der Modellreihe war. So gibt es bei den gängigen Anlaufstellen schnell Ersatz und ein Türausbau ist in diesem Fall die wirtschaftlichste Art den Schaden zu beheben. Für einen geringen Betrag gab es die nackte Tür mit Fensterscheibe, jedoch ohne sonstige weitere Anbauteile wie Fensterhebermechanik, Türschloss, Vakuumaktivator, Türfangband, Außengriff, Zierleiste und ähnlichem. Dies ist jedoch nicht schlimm, da diese verbleibenden Teile in der alten Tür noch voll funktionsfähig sind. Man muss sie halt "nur umwuppen", wie Comickus sagte
Doch das gestaltete sich zunächst doch
etwas schwieriger und zeitintensiver als gedacht. Das Lösen der Türverkleidung war noch ein Kinderspiel. An den entsprechenden Stellen sind die Plastikklipse und Schrauben zu lösen und mit einigen gekonnten, teilweise ruckhaften Handgriffen war die Pappe auch schon ab. Doch so ruppig sollte man nicht mit allen Teilen umgehen. Da der Passat
inzwischen einige Jahre auf dem Buckel hat, ist die Ersatzteillage was
fahrzeugspezifische Ausstattungsteile betrifft relativ schlecht, so dass
der Ausbau sorgfältig und gewissenhaft erfolgen muss. Die Schaumstoffsperrschicht, die hinter der Türverkleidung auf die Tür festgeklebt ist, gibt es bei VW nicht mehr käuflich zu erwerben und die Verwerter legen ihr Augenmerk auf vermeintlich wichtigere Bauteile. Daher galt unser Bemühen etwa eine geschlagene Stunde lang der Schaumstoffmatte um sie möglichst heile und am Stück auszubauen. Mit einem Reisehaartrockner erhitzten wir den Kleber und konnten Stück für Stück die Pappe vorsichtig von der Tür abziehen.
Das ging gemessen an den kalten Außentemperaturen doch erstaunlich gut. Nachdem nun der Blick auf das Türinnere frei war, mussten nun alle Teile ausgebaut werden die später mit in die Tür umziehen sollten. Angefangen haben wir mit der Fensterhebermechanik. Hierzu muss das Fenster an der Halterung der Mechanik gelöst und auch die Führungsschiene am hinteren Türrahmen gelöst werden. Mit ein wenig Eifer in den Fingern war auch dieses Unterfangen mittelschnell gelöst.
Im nächsten Schritt folgte das Schloss, dass mit Abstand am leichtesten ausgebaut werden konnte. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete uns jedoch die Zentralverriegelung. Die Zentralverriegelung ist im Passat über ein Vakuumsystem realisiert worden. Eine Pumpe erzeugt wahlweise einen Unter oder einen Überdruck und sorgt damit, dass das Auto öffnet oder verriegelt. In den einzelnen Türen sitzen daher Aktivatoren, die den jeweiligen Druckunterschied mechanisch übertragen. Doch wie löst man die Schläuche? Hierfür gibt es eigentlich einen Connector/Stecker an den Türen, der sich durch einen Umdrehung mit der Zange öffnen lassen sollte. Das passierte bei uns allerdings nicht. Der Stecker saß dermaßen fest, dass wir am Arretierring sogar ein Stück rausbrachen. Bevor noch mehr kaputt ging änderten wir unsere Strategie und mussten entdecken, dass man auch am Aktivator selbst das Kabel und den Pneumatikschlauch lösen kann.So fädelten wir die beiden Leitungen einfach aus der Tür heraus. Und die alten Tür war nun bereits zum Lösen. Das ging erstaunlich einfach. Nachdem die beiden Schrauben an den Scharnieren und das Fangband gelöst waren, hielten wir sie in den Händen. Inzwischen hatten wir dann alle Teile zusammen und waren bereit zum Aufarbeiten der Ersatztür.
Nachdem nun die Fensterhebermechanik relativ schnell verbaut war (drei Schrauben), bereitete das Türschloss einige Probleme mehr. Der kleine Hebel, an dem der Drahtzug vom Türgriff befestigt wird, ließ sich aufgrund seiner Kürze und seiner Federkraft kaum halten und erschwerte das Einfädeln des Zuges. Das gelang dann auch erst mit einiger Übung und vier Händen problemlos. Der Türgriff außen, und der Aktivator an sich waren da schon sorgenfrei montierbar, wäre da nicht dummer Weise ein kleines Missgeschick passiert. Der Drahtzug vom Aktivator ist nämlich nicht direkt am Türschloss, sondern an einem Plastiknupsi festgemacht, der wiederum am Türschloss eingehakt wird. Dieser soll das Rausrutschen des Drahtes verhindern. Leider ist auch dieses Plastik nicht mehr das jüngste und so brach bei einem misslungenen Einfädelungsversuch des Hakens eine Arretiernase ab. Nun rutschte der Drahtzug beim Verriegeln aus der Ankerung heraus. Etwas, dass uns in der Zeitplanung wiederum nach hinten warf. VW hatte dieses Teil nicht auf Lager und musste es (übrigens im Wert von 1,09 Euro) bestellen. Ohne dieses Teil brauchen wir die Schaumstoffpappe nicht wieder einkleben und die Türverkleidung anbringen. Spätestens hier stand schon fest, dass es eine zwei Tagesaktion wird. Immerhin haben wir im Vorfeld daran gedacht bei VW ein neues Türfangband zu bestellen und direkt mitzuverbauen.
Somit endete der erste Teil der Aktion mit dem wohl schwierigsten Teil der gesamten Aktion: die aufgearbeitete und neubestückte Tür muss wieder ans Auto. Doch so leicht wie die alte demontiert war, desto schwieriger war es die neue Tür wieder am Wagen festzuschrauben. Wie hält man die Tür am besten fest um sie zu montieren? Gibt es dafür Tricks? Wir kannten zumindest keine und so sind wir wohl etwas unbedarft an die Sache herangegangen. Comickus und ich haben die Tür gehalten, während der Spezialpassatfahrer versucht hat die Tür festzuschrauben. Doch das war garnicht so einfach. Comickus und ich konnten nichts sehen und mussten uns auf unser Gefühl und die Anweisungen vom Spezialpassatfahrer verlassen. Doch der hatte es auch nicht einfach. Es dunkelte schon und im Taschenlampenlicht gleich drei Fixpunkte übereinstimmend in Einklang zu bringen ist doch nicht zu unterschätzen. Ein großes Problem war auch, dass das Fangband immer im Weg war. Doch nach einigen zähen Minuten hing die Tür letztendlich doch am Wagen und passte auch erstaunlich gut.
Als am nächsten Werktag dann der bestellte Nupsi vorhanden war, konnte es weitergehen. Der Plastikhaken für den Aktivator war schnell eingehakt und somit war das Innenleben der Tür komplettiert. Jetzt kann die Schaumstoffpappe wieder angeklebt werden. Wir wissen zwar nicht welches mysteriöse Zeug VW ab Werk als Kleber benutzt hat, jedenfalls dachten wir uns das Sika auch halten muss. Und so legten wir eine durchgehende Raupe ringherum um die Tür und setzten schließlich die Schaumstoffpappe im Gesamten an. Dabei diente uns die Aufnahme der Fensterkurbel als Zentrierpunkt und die Löcher als Fixpunkte. Nun mussten nur noch die Halter für die Türverkleidung wieder angebracht und die Türpappe eingehakt werden.
Insgesamt hat der Tausch der Tür über den Daumen gepeilt doch einige Stunden gedauert, was für uns einen ganzen Bastelsamstag bedeutet. Ich will nun nicht behaupten dass wir nächstes Mal schneller sein werden, aber einige Handgriffe werden sicherlich besser sitzen und trotzdem hoffen wir mal, dass es nicht nötig sein wird noch einmal eine Tür zu tauschen.
Falls sich jemand fragt, was es mit der fehlenden Stoßleiste auf sich hat. Sowohl die Halteklipse als auch die Leiste an sich sind bei VW nicht mehr bestellbar. Auf Nachfrage sagte uns der Mitarbeiter beim VW-Teileservice, dass es im Lager in Kassel noch eine einzige Leiste gäbe, diese aber 70 Euro kosten würde und die Plastikklipse seien trotzdem nicht lieferbar. Angesichts des Preises haben wir darauf verzichtet sie zu kaufen. Wir nehmen aber mal an, dass inzwischen auch die letzte verbliebene Leiste verkauft wurde und müssen wohl nun bei den Verwertern nach geeigneten Modellen Ausschau halten. Die alte Stoßleiste ist nach dem Kontakt mit der Hauswand leider nicht mehr zu gebrauchen.
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