Montag, 25. Mai 2015

Steuer(rad)befreiung im Normalpassat

Ein Aufleuchten im Cockpit. Bereits vor der Startphase signalisieren ein gefühltes Dutzend Kontrollleuchten die Aktivitäten verschiedenster Systeme und geben Auskunft über den diagnostischen Zustand und die Betriebsbereitschaft der vorhandenen notwendigen Fahrzeuginstrumente, bei eingeschalteter Zündung prüfen ABS- und Airbagsteuergerät die Funktionsfähigkeit des jeweiligen Systems. Nach erfolgreicher Prüfung erlöschen die Leuchten nach wenigen Sekunden wieder - leider nicht in unserem Normalpassat. Die Kontrollleuchte für das Airbagsystem, die im Passat der Modellreihe 35i in der Mittelkonsole des Armaturenbrettes sitzt, erlischt schlimmerweise nicht. Das System befindet sich im Störbetrieb und ist nicht funktionsfähig. Ein Manko für die Sicherheit und alles andere als tragfähig. Zeit, dass sich hier etwas ändert.


Seit etwa Mitte der 1990er Jahre halten Airbags verstärkt Einzug in den Automobilbau und sind heutzutage eine selbstverständliche und für Neuwagen bereits seit längerem pflichtverbaute Sicherheitsausstattung in nahezu jedem PKW. Doch die Arbeit an diesem System ist heikel, schließlich hat man es hier mit einer kleinen explosiven Sprengladung zu tun, die ohrenbetäubend und kraftvoll den Luftsack zum Aufblasen bringt. Im falschen Moment ausgelöst, kann so ein Airbag verheerende Unfälle nach sich ziehen und zu schweren Verletzungen führen. Nicht nur, dass man sich selbst dabei gefährdet, auch die Umwelt und andere Menschen geraten in Gefahr und sind schnell involviert. Deshalb sollte man das (erstmalige) Hantieren und Arbeiten an solchen Systemen nicht durchführen, ohne eine spezielle Airbagschulung durchgeführt zu haben, oder eine geschulte Person dabei zu haben. 



Aus ebendiesem Grund, finden sich im Internet nahezu keine Anleitungen, wie man einen Airbag ausbaut. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass die im Internet omnipräsenten Anleitungen auch von talentfreien, unwissenden und leichtsinnigen Selbsthandanlegern gefunden werden und durch missverstandene oder fehlerhafte Befolgung dieser Anleitungen ein großes Unheil anrichten könnten. Daher soll es auch hier keine Anleitung geben. Auch wenn die hierbei entstandenen Bilder vielleicht eine Leichtigkeit suggerieren und wir im Nachhinein feststellen mussten, dass unsere ursprüngliche Angst an diesem System zu arbeiten wirklich unbegründet war, sei an dieser Stelle nochmal darauf hingeweisen sich für solche neuen und noch unbekannten Arbeiten Hilfe bei Personen zu suchen, die sich in dieser Materie auskennen. Wir haben unseren KFZ-Meister des Vertrauens um Unterstützung gebeten.



Ein Glück, dass der Passat bereits via OBD/KKL Protokoll diagnosefähig ist und der Fehlerspeicher von den gängigen Soft- und Hardewarelösungen ausgelesen werden kann. Im Airbagsteuergerät sind wir auch direkt fündig geworden: Fehlercode 588 "Zünder für Airbag (N95), Fahrerseite. Widerstandswert zu groß. sporadisch". Da das gesamte Airbagsystem sehr empflindlich ist, kann diese Fehlermeldung bei einer schwachen Batterie/Bordspannung durchaus schon mal auftreten. Doch auch nach dem Löschen des Fehlers besserte sich die Diagnose nicht. Der Fehler schrieb sich sofort erneut ins System. Hier ist definitiv nicht die Batterie schuld. Unser KFZ-Meister war sich schon sicher woran es lag. Mit Wahrscheinlichkeit sei die Wickelfeder im Lenkrad defekt. Damit der Airbag auch im Falle eines Falles durch einen initialzündenden Stromimpuls geöffnet werden kann, muss ein langes Kabel trotz der Lenkbewegungen des Lenkrades den Kontakt zwischen Airbagsteuergerät und Airbagzünder aufrechterhalten. Damit kein Kabelsalat entsteht, ist das Airbagkabel schneckenartig/spiralförmig in einer Art Dose untergebracht, die hinter das Lenkrad geschraubt wird, die sogenannte Wickelfeder. Nach Jahren des Kurbelns, Rangierens und Lenkens kann dieses Kabel schonmal brechen oder durch winzige Risse Kontaktschwierigkeiten und Übergangswiderstände bekommen. Dies würde zum diagnosizierten und sporadisch auftretenden erhöhten Wiederstandswert passen, der im Fahrerzündkreis vom Steuergerät festgestellt wird. 

 

Ein originaler Ersatz bei VW ist teuer und gemessen am Alter des Fahrzeuges nicht zwangsläufig zeitwertgerecht. Deshalb lohnt sich gerade bei der Wickelfeder Ausschau bei Verwertern zu halten. Auch in unserem Fall konnten wir für 30 Euro eine Wickelder bei einem Verwerter auftreiben. Für den Fall dass diese ebenfalls defekt ist, bliebe die Investition in eine neue VW-Wickelfeder als Möglichkeit ja immernoch bestehen. Warum also nicht dieser Variante eine Chance geben? Man braucht sich im Übrigen nicht daran zu stören, dass VW hierbei verschiedene Farben für die Wickelfedern genommen hat. Es gibt sowohl weiße, rote und gelbe. Heutzutage sind Airbagleitungen bei allen Herstellern stets gelb codiert. Damals schien dies jedoch nicht zwangsläufig der Fall gewesen zu sein und so sind die Farben scheinbar Erkennungsmerkmal der einzelnen Generationen bzw. Entwicklungsstufen. Die gelben scheinen die jüngsten zu sein. Ich konnte in meinem Fall beim Verwerter eine Gelbe erstehen.




Der eigentliche Ausbau des Lenkrades um an die Wickelfeder zu gelangen ist danach das reinste Kinderspiel, genau wie bei einem Auto ohne Airbaglenkrad. Nachdem das Lenkrad ausgebaut war ging eigentlich alles recht einfach. Man musste nun nur die alte Wickelfeder losschrauben und die neue an der gleichen Stelle wieder festschrauben. Nun kann das Lenkrad mitsamt Airbag wieder entsprechend der Sicherheitsvorgaben und in der Schulung vermittelten Sicherheits- und Gefahrenhinsweisen für einen sachgerechten Umgang mit Airbagbauteilen zusammengebaut werden. Nach dem Start des Wagens im remontierten Zustand, leuchtete die Kontrollleuchte jedoch immernoch munter weiter. Doch dies ist ganz normal, wie uns der KFZ-Meister bestätigte. Da der Airbag ein sicherheitsrelevantes Bauteil ist, muss der Fehler explizit in der Diagnose gelöscht werden und löscht sich nicht von alleine. Doch mit ein paar Mausklicks in der OBD/KKL-Diagnostik war der Fehler schnell gelöscht und die Lampe erlosch. Ein glückliches Zeichen! Ein großer Erfolg! Es lag wirklich an der Wickelfeder und die gelbe vom Verwerter passt.




Zum erfolgreichen Ende unserer Arbeiten kam dann auch der Augenblick, in dem der Passat eine neue Kontrollleuchteneinheit spendiert bekam. Durch die Erweiterung der Fahrzeugausstattung um eine originale, abnehmbare PEKA-Anhängerkupplung, musste nun irgendwo eine Blinkerkontrolleuchte untergebracht werden, die das Blinken des Anhängers anzeigt. In der originalen VW-Lösung befindet sich die Blinkerkontrollleuchte zusammen mit der Airbag- und der ABS-Kontrolleuchte im Armaturenbrett. Diese Dreier-Kontrolleuchteneinheiten sind inzwischen sehr begehrt und so wundert es nicht, dass sich gleich viele um diese reißen. Ich hatte Glück und konnte eine ergattern. Nun funktioniert nicht nur das ABS- und das Airbagsystem wieder, sondern auch die Blinkerkontrolle für die Anhängerkupplung. Ein sehr erfolgreicher Tag.

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