Freitag, 19. Juni 2015

Adapterkassette: Maccaroni und Bandsalat

Ein Problem dass heutzutage sicherlich kaum jemand mehr kennt: Man hat ein neues Lieblingslied entdeckt, das einem richtig gut gefällt und würde es auch gerne im Auto hören. Kein Problem, denkt ihr euch jetzt sicherlich. Rauf auf den USB-Stick bzw. die SD-Karte und fertig. Heutzutage haben bekanntlich CDs und MP3 das Regiment im Car-HiFi-Entertainment-Segment übernommen und völlig unkompliziert kann man nun peu a peu seine Lieblingslieder komplettieren. Doch vor etwa zehn Jahren, war MP3 im Auto noch undenkbar. Da regierten Kassetten und CDs das Feld der transportablen Medien. Da ich mich in meinem Passat für ein originales Radio entschieden habe, blieb mir also keine andere Wahl als eine Kassette aufzunehmen. Zu doof, dass man quasi mehr oder weniger gezwungen ist (zumindest ich aus meiner perfektionistischen Sicht) die Kassette thematisch zu bespielen und alle 90 Minuten zu füllen. Nachträglich ein Lied auf die Kassette aufspielen ergibt kaum Sinn. Ach, wie einfach wäre in diesem Fall doch eine MP3-Lösung. Warum habe ich mich damals bloß gegen ein MP3-Radio entschieden? 

Ein anderes Radio musste auf jeden Fall hinein. Versuche das von Sony bereits 2010 stillgelegte Verfahren der MiniDisc wiederzubeleben sind gescheitert, da die aktuellen Treiber Probleme (Aussetzer) beim Abspielen erzeugen. Aber warum griff ich dann nicht zum MP3-Radio? Nun ja, der auffälligste  Grund war, dass das bereits vorhandene Radio tiefer war als der Einbauschacht in der VW-Armatur und das Radio entsprechend weit vorstand. Hinzu kamen das billig glänzende, silber lackierte Plastik, dass sich in seiner Anmutung vehement weigert mit dem schwarzen Plastik des Passat eine optische Symbiose einzugehen und meine Ästhetik erheblich störte. Es ließ sich bestensfalls als Komplementär beschreiben. Dann doch lieber die Originallösung, denn prinzipiell habe ich nichts gegen das Aufnehmen von Kassetten einzuwenden. Es fördert sogar viel mehr die intensivere Auseinandersetzung mit der Musik, was ich sehr befürworte. Wären da nicht die Makel, die das Bild trüben. Je nach Temperatur zum Teil stark schwankende Abspielgeschwindigkeiten, die die aufgenommene Musik zum "eiern" und ins schlingern bringen. Typ I und IV Bänder erklingen mit Aussetzern und Klangeinbußen. Aber auch bei Typ II sind in den Höhen Ausreißer zu hören. Gibt es da keine andere Möglichkeit? 
 
Doch. Vor ein paar Jahren waren die Adapterkassetten noch groß in Mode. Ein Metallkopf (Pendant zum Tonkopf des Kassettenlaufwerkes) überträgt die Signale direkt auf den Kopf und umgeht daher die Band-Mechanik. Doch auch hier beim Einlegen Ernüchterung. Dumpf und leise war etwas zu hören. Es erklang mono aus dem rechten Lautsprecher. Ein ganz klares Zeichen, hier stimmen die Positionierung der Kassette und des Tonkopfes nicht überein. Doch auch eine rüttelnde Bewegung half nichts. Zugegeben, bei meinem Exemplar der Kassette handelt es sich um eine Dreingabe zum Discman eines bekannten Discountert und bei entsprechender Betrachtung wurde klar, dass der Azimuth (also die Winkeleinstellung von Kopf zu Kopf) nicht genau übereinstimmten. Aufgrund der kostengünstigen Konstruktion war aber keine Nachjustage möglich. So entschloss ich mich mal um zuschauen und fand eine entsprechende Adapterkassette mit guten Bewertungen, die aus dem Hause Sony stammt. Doch nach der Anlieferung auch wieder Ernüchterung. Ein matschiger Mono-Sound erfüllte die rechte Hälfte des Autos. Da hatte ich mir eigentlich mehr von erwartet. Hört sich das in anderen Radios denn auch so an? Ich nahm die Adapterkassette und legte sie in andere Autos des Fuhrparks ein. Erst im BMW, dann im Vectra und schließlich auch in meine HiFi-Anlage. Überall kam ein verbflüffend klarer Stereo-Klang raus, der sich durchaus hören lassen konnte. Nur im Passat blieb der Klang - wie eh und je - mono und matschig. Hier half auch Rütteln und Drücken nichts. Ganz klar hier stimmt wohl etwas mit dem Tonkopf nicht, denn auch bei den normalen Kassetten tritt das auf.



Ein ernüchterndes Ergebnis. Erfreulich bleibt jedenfalls zu wissen, dass die Adapterkassette in den anderen Radios einwandfrei funktioniert. Für mich wird wohl im Sinne einer selbstbestimmten Musikauswahl nichts anders übrigbleiben, als wahlweise den Tonkopf und die Mechanik des Kassettenlaufwerkes zu überprüfen oder auf ein anderes Radio auszuweichen. Mal schauen was hier so möglich ist.  Für alle, die sich für eine Adapterkassette interessieren seien hier folgende Tipps gegeben. 

Investiert lieber ein bisschen mehr Geld. Die Mechanik im Inneren der Adapterkassette wird gerne unterschätzt und kann im Falle einer billigen Konstruktion sehr schnell sehr laut werden. Außerdem ist die Adjustage des Kopfes eine nicht zu bewerkstelligende Aufgabe, die sich häufig bei höherpreisigen Markenprodukten relativiert. Die ausgesprochen gute Qualität und ein niedriges Rausch- und Geräuschlevel sind hier entscheidend. Ansonsten braucht sich diese vermeintliche Pfuschlösung nicht verstecken.

1 Kommentar:

  1. Bis zu dem Tag als sich in meinem Omega das Tapedeck selbst zerstört hat, bin ich mit meinem MP3-Player / Kassettenadapter immer gut gefahren. Die Tonqualität war definitv besser als bei so mancher echten Kassette (aber noch deutlich unter CD Niveau versteht sich). Zur Zeit verwende ich einfach einen UKW-Adapter der mehr oder weniger gute Resultate liefert, je nachdem wo ich gerade bin und ob ein anderer Sender die Frequenz überlagert. Mittelfristig führt wohl kein Weg an einem anderen Autoradio vorbei.
    Comickus

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