Montag, 8. Juni 2015

Anhänger Aktionstage - es geht wieder los


Mit der Sommerzeit beginnt auch die Anhängersaison. Vom Gartencenter in den Garten und von dort direkt weiter zum Kompostwerk, oder mit dem Wohnwagen im Anhang Richtung Urlaub. Spätestens jetzt wird vielerorts der Anhänger aus seinem Versteck gezerrt um wieder schwere Lasten zu tragen. Ohne etwas Pflege und Vorbereitung sind Pannen nur eine Frage der Zeit - deshalb kümmern wir uns lieber jetzt darum.


Unser Saris Anhänger hat seinen ersten Einsatz in diesem Jahr erfolgreich hinter sich gebracht, mit dem roten Eintopf oben drauf und dem blauen Siebener davor, überstand er die 850km Rundreise nach Bayern ohne Zwischenfälle. So sollte es auch sein wenn man bedenkt das er erst ein knappes Jahr hier im SZK läuft und noch keine 10 mal eingesetzt wurde. Auch der neue Zugwagen machte eine gute Figur, im Gegensatz zu seinem Vorgänger der zwischendurch die eine oder andere Pause brauchte.


Auch der gelbe Plananhänger macht sich nützlich, voll beladen mit alten Rasenstücken und Strauchschnitt wird die zulässige Nutzlast maximal ausgenutzt. Zu Schade das an jenem Tag die Waage im Kompostwerk gesponnen hat, die Schätzungen um das tatsächliche Gewicht gingen weit auseinander. Der neue Bodenbelag und die (überdimensionierten) Reifen machen mich zuversichtlich dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Anwohner bestand. 


Nicht überall sind die Trailer aus der Winterpause direkt bereit für die Saison mit ihren noch bevorstehenden Belastungsproben. Im Segelverein sind die Boote jetzt wieder jedes Wochenende auf dem Wasser und müssen danach zurück in die Stadt oder zum Segellager. Damit die Anhänger alle mitspielen und die Reise nicht schon vorzeitig endet, bedarf es jetzt einiger notwendiger Wartungsarbeiten am Fahrwerk und der Bremse.


Erster Kunde ist der blaue Westfalia Planenanhänger auf dem die meiste Zeit Baumaterialen für die Hütte am See oder Ausrüstung für die Boote transportiert werden. Da es auch mal über die Grenze geht sind mehrere Hundert Kilometer an einem Wochenende keine Ausnahme. In Verbindung mit dem Gewicht hat die Auflaufbremse genug zu tun - und irgendwann sind die Bremsbeläge austauschreif. 


**** Exkurs Bremsbeläge wechseln an PKW Anhänger ****

Im ersten Schritt wird der Anhänger gegen Wegrollen gesichert und die Radschrauben angelöst.
Für den Austausch der Beläge muss die betroffene Achse nun aufgebockt werden, in diesem Fall nutzen wir einfach die Stützbeine und das Stützrad als Wagenheber. Sobald das Rad in der Luft ist können die Radschrauben komplett entfernt und das Rad abgenommen werden.

Mit einem Schraubendreher die Abdeckkappe vom Radlager ab hebeln und mit einer 32er Nuss die große Mutter vom Radlager lösen. Nun die Handbremse entspannen und die Spannvorrichtung (wenn nötig) oben auf der Rückseite der Ankerplatte zurückstellen. 


Jetzt kann die Bremstrommel abgezogen werden - sollte sie festsitzen erstmal Rostlöser auf den Schaft sprühen und mit dem Gummihammer Ringsrum auf die Flanke der Trommel schlagen. Mit etwas Geduld und Krafteinsatz kommt sie irgendwann runter.

Im Inneren der Bremstrommel befinden sich mehrere Hebel und unterschiedliche Federn die alle eine bestimme Funktion haben. Im Zweifel ein paar Handyfotos machen, da verschiedene Hersteller unter Umständen andere Anordnungen der Komponenten haben. Die Teile müssen GENAU so wieder eingebaut werden, wenn man Pech hat kann eine kleine falsch eingesetzte Feder die komplette Bremse außer Betrieb setzen. Diese Arbeit also mit der größten Konzentration durchführen.


Um die alten Beläge auszubauen muss der Federhaken gelöst werden, dazu mit einer Spitzzange den Kopf packen, die Feder dahinter komprimieren und dann so lange drehen bis der Haken aus der Ankerplatte ausrastet. Nun sollte man die beiden Bremsbeläge gegen die Federkraft oben auseinander und am Gegenlager vorbei ziehen können. 

Am unteren Ende sitzt der Hebel welcher vom Bremsseil gezogen wird und die Beläge gegen die Trommel presst, auch dieser wird durch die Beläge umklammert. Sobald die Federkraft überwunden ist können die Teile auseinander genommen werden.


Noch auf der Werkbank kann man jetzt die Beläge, den Bremshebel und die Federn wieder zusammensetzen. Am Anhänger erleichtert man sich so die Arbeit erheblich. Falls man nicht mehr weiß wie alles zusammen gehört, empfiehlt es sich die zweite Seite ebenfalls zu öffnen und als Vorbild zu nehmen. 

Sind alle Federn wieder richtig eingehakt und an ihrem Platz kommt die Trommel drauf und wird mit einer neuen Sicherungsmutter und einem Drehmoment von (bei diesem Modell) 280NM angezogen. Wie schon beim letzten Radlagerwechsel erlebt, muss man hier nichts mehr neue Einfetten oder Einstellen. Nurnoch die Nabendeckel und Räder drauf und fertig.


Die Bremse stellen wir nun auch noch ein (nachdem auch die zweite Seite gemacht wurde versteht sich): Kontermutter am Bremsgestänge vorne am Handbremshebel lösen und Gewindestange soweit zurück drehen das die Bremse komplett frei ist. Nun an den Nachstelllschrauben auf der Rückseite der Radbremsen die Schrauben solange im Uhrzeigersinn drehen bis das Rad gerade blockiert. Von dieser Einstellung 1,5 volle Schraubenumdrehungen zurückdrehen. Jetzt muss sich das Rad frei drehen können. Diesen Vorgang am zweiten Rad wiederholen.

Zum Abschluss wird das Gestänge vorne am Handbremshebel so weit eingeschraubt bis es bei gelöster Bremse noch leichtes Spiel aufweist. Wenn man nun die Handbremse betätigt müssen beide Räder voll blockieren. Damit ist die Arbeit erledigt. 

**** Exkurs Ende ****


Der zweite Kunde ist ein spezieller dreifach Bootstrailer der in der Vergangenheit durch etwas unausgeglichenes Fahrverhalten auffiel. Wo die meisten Anhänger so viel Stützlast haben, dass das Gespann Ähnlichkeit mit einem Hängebauchschwein bekommt, ist dieser Kandidat so leicht das er nur knapp die minimale Stützlast erreicht. Dadurch und wegen der Höhe von über 2m eiert er bei Wind oder Unebenheiten stark hinter dem Zugfahrzeug. Ein paar Kilos mehr Stützlast auf der Deichsel würden da schon helfen.


Einfach eine Kiste voll Steine als Ballast auf die Deichsel zu packen wäre zwar praktisch aber nicht elegant. Der vollbeladene Anhänger muss häufig mit Muskelkraft zum See oder ins Lager geschoben werden. Mehr unnützes Gewicht sollte man da tunlichst vermeiden. Stattdessen wandert die Achse einfach so weit wie möglich nach hinten um den vorderen Überhang und somit die Lage des Schwerpunktes mehr Richtung Zugfahrzeug zu verschieben. 


Dazu müssen lediglich ein paar U-Bügel und das Bremsgestänge gelöst und neu verschraubt werden. Scheinbar ist genau das auch der Grund warum bei Bootstrailern die Achsen häufig nur am Rahmen verklemmt und nicht fix angeschraubt werden. Wirklich schlau gelöst und wenn es hilft die Fahrten etwas entspannter zu machen umso besser. Wenn jetzt noch die Beleuchtung richtig funktioniert kann es losgehen.

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