Wenn ich mal genauer darüber nachdenke, haben Ölprobleme in unserem Haus wohl Tradition. Nicht umsonst gehörte beim weißen Siebener in regelmäßigen Abständen eine Kur mit Bremsenreiniger zum notwendigen Wartungsservice. Doch inzwischen ist Ruhe eingekehrt und nur noch die alten Ölflecke im Verbundsteinpflaster zeugen von den aufreibenden vergangenen Tagen. Doch wie es den Anschein machte, haben sich die Ölflecke in den letzten Wochen ausgebreitet. Aber kann das sein? Sollte etwa neues Öl nachtropfen? Nein, das muss Einbildung sein! Oder doch nicht?
Mein Weg führte mich im Regen durch die Stadt. Mehrere Rinnsale führten das hochstehende Wasser auf den Straßen zu den Gullis ab. Der Asphalt war hoch mit Wasser bedeckt. Plötzlich fiel mir ein, dass meine eigentliche Fahrstrecke wegen Bauarbeiten gesperrt war. Ich musste wenden. Außer mir kein Mensch in Sicht. Wahrscheinlich hatte ich wohl als einziger nichts von der Baustelle mitbekommen. Ich fuhr in eine Hofeinfahrt und wendete. Als ich die gleiche Strecke zurück fuhr auf der ich zuvor gekommen war und schließlich seitlich aus dem Fenster schaute, bemerkte ich neben mir eine Ölspur. Die konnte von keinem anderem stammen als von mir. Habe ich mir die Ausbreitung der Ölflecken im Hof wohl doch nicht eingebildet?
Am nächsten Tag war das Wetter besser. Ein Blick unter die Motorhaube verriet nicht viel. Irgendwie war nicht viel Öl zu sehen. Zugegeben: etwas ölfeuchte Leitungen und Ölschmiere am Motorrumpf sind für ein Auto mit Geschichte durchaus ertragbar und können keine derartige Ölspur und größerwerdende Flecken im Hof erklären. Aufgrund der Farbe und Konsistenz war klar, dass es sich auf dem Hof wohl eindeutig um Motoröl handelt. Beruhigend zu wissenm denn am Servobehälter war nicht zu erkennen und wenn ich so an die getätigten Torturen des ewiegn Aus- und Einbaus der Servopumpe denke, die bei der Thermostatgehäusereparatur leiden musste, hatte ich schon Schlimmeres befürchtet. Fehlt denn Öl im Motor? Bei der Peilung mit dem Peilstab musste ich schließlich feststellen, dass sogar ein ganzes Stück fehlt. Selbst die Minimalmarke war nicht mehr mit Öl bedeckt. Welch Schreck. Schnell Öl auffüllen, bevor etwas passiert. Knapp anderthalb Liter fehlten in der Ölwanne. Das Ergebnis ist also eindeutig: irgendwo verliert der Wagen Öl. Sollte etwa die Ölablasschraubendichtung nach dem Ölwechsel vor ein paar Monaten nicht mehr richtig abdichten? Wie konnte sich dann allerdings eine Fütze Motoröl auf dem Getriebe sammeln?
Da hilft nur eins: Der Passat muss auf die Grube. Nur dort lässt sich eine genauere Diagnose treffen. Doch als der Wagen schließlich auf der Grube stand, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Der gesamte Unterboden war ölnass. Antriebswelle, Motorlager, Lenkgetriebe, Abschirmblech, Auspuff und Motorrumpf waren von einer durchgehenden Ölschicht umgeben. Hier war die Zweigstelle der Deepwater Horizon zu finden. Nach dem ersten Moment des Entsetzens folgte die Resignation. Wo um Himmels Willen soll soviel Öl herkommen? Man konnte vor lauter Öl nichts erkennen. Erstmal sauberputzen. Nach etwa einer Doese Bremsenreiniger und zwei durchgeputzten Lappen, nahm der Unterboden annähernd wieder Gestalt an.
Vorsichtig ließen wir den Motor an und beobachteten, ob irgendwo im Schimmer der Werkstattfunzel ein Ölstrom zu erkennen war: einer von oben und einer von unten. Schon nach einer Minute fing es unten an zu tropfen und das einzige was man erahnen konnte war ein kontinuierlicher Bach, der an der Rückseite des Motors nach Unten in das Dunkel läuft. Schnell den Motor ausmachen, bevor gleich wieder alles ölig ist. Wo an der Rückseite könnte das Öl denn austreten? Dort sitzt nur die Kurbelgehäuseentlüftung, aber hier kann sich doch kein derartiger Druck aufbauen, dass das Öl überall hinspritzen kann und warum ist die Ölwanne dann verschont geblieben? Unglücklicher Weise sieht man aber auch nicht sehr viel in diesem Bereich. Eine sehr ölige Angelegenheit. Um noch größere Katastrophen (und als Konsequenz einer zunehmende Ratlosigkeit) vorzubeugen, verbrachten wir den Wagen direkt zur Werkstatt. Sicher ist in diesem Fall sicher.
Für unseren KFZ-Meister war das Problem altbekannt und verständlich. Er ging ins Teilelager und griff in die Kiste mit den Öldrucksensoren. "Da kannste die Uhr nach stellen, bei VW und Opel gehen die alle Nase lang kaputt, da musste immer einen vorrätig haben und deiner ist schon überfällig. Hier! Schau dir das mal an, wie das an der Einvulkanisierung vorbeidrückt!" Er nahm einen beherzten Strahl Bremsenreiniger und richtete ihn auf den Öldrucksensor. Als das ganze Altöl weggeschwommen war, sah man das langsam aber stetig heraustropfende Öl. Nun konnte man auch den Weg des Öls nachverfolgen. Weil der Motor geneigt eingebaut ist, tropft das Öl auf das darunter verlegte Kabel und auf den Motorblock, so dass es der Schwerkraft folgend hinten am Motor herunterläuft. Etwas skeptisch war ich jedoch trotzdem noch: "Ja aber bist du dir da sicher, dass das alles war? Diese paar Tropfen. Hast du das mal unten gesehen? Da ist alles ölig. Der ganze Unterboden ist eine einzige Dose Ölsardinen!" Doch er blieb sich seiner Sache sicher. "Unterschätz das mal nicht. Der Öldrucksensor sitzt an der Stelle im System mit dem höchsten Öldruck. Warte mal ab bist du auf höhere Drehzahlen kommst, wie es dann dort herausschießt. Außerdem erledigt dann der Fahrtwind unten durch diverse Verwirbelungen den Rest." Alles klar, dachte ich mir. Wenn das wirklich schon alles gewesen war, bin ich mit dieser Reparatur gut weggekommen. 10 Euro kostete der neue Öldrucksensor.
Kleinvieh macht auch Mist - ist wohl der Wahlspruch dieses Ölproblems. Ob das Ölproblem beim weißen Siebener damals wohl auch so einfach zu lösen gewesen wäre? Dort konnte man allerdings noch weniger im Motorraum erkennen. Zum Schluss hatten wir ja die Vermutung, dass der Kettenkasten undicht war. Aber das lässt sich nun nicht mehr überprüfen. Das Erbe des Siebeners wird wohl jedoch auch Weiterhin erkennbar bleiben. Kann man in diesem Sinne wohl von einer Erbkrankheit sprechen?
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