Freitag, 12. August 2016

Wir revidieren einen Klimakasten - Teil II

Im vergangenen Artikel haben wir mit dem Armaturenbrettausbau die Vorarbeiten für die Klimakastenrevision erfolgreich vorangebracht. Wer jetzt allerdings denkt, dass man danach das Gröbste hinter sich gelassen hat, hat nur teilweise recht: So viele Schrauben, Kabelbäume und Einzelteile wie bisher müssen wir nicht mehr auseinandernehmen. Doch der Heizungskasten ist damit noch nicht geborgen und instandgesetzt. Hier wartet nochmal etwas Arbeit, auf die in diesem Teil weiter eingegangen wird. 


Bevor ich nun umständlich erkläre wie der Heizungskasten demontiert wird, verweise ich freundlich auf das zweite Video, das Jürgen auf YouTube hochgeladen hat. In seiner sympathischen Art zeigt er, wie man die Stehbolzen an der Spritzwand im Motorraum losschraubt, die Halteklipse löst und noch vieles mehr. Kritisieren möchte ich an dieser Stelle nur, dass Jürgen nicht auf die Umluftklappe eingeht, auf dich ich jedoch später noch zu sprechen komme.


Nach etwas mehr als einer Stunde (wir erinnern uns kurz an den verzweifelten Kampf mit den Fußausströmern) hielt ich den Heizungskasten in den Händen. Ein kurzer Augenblick voll Stolz und Zufriedenheit. Doch dann holt einem die Arbeit wieder ein. Erstmal den ausgebauten Heizungskasten auf die Werkbank gelegt und ein Taschentuch gezückt. 


Der Anblick war schon besorgniserregend. Die noch halb beschichtete Zentralklappe hing in Fetzen herab. Beim Berühren mit dem Finger fühlte sich der Schaumstoff sehr klebrig an. Mühelos ließen sich ganze Fladen ablösen. An den Drehpunkten der Klappen hatte sich Kleber abgesetzt, so dass diese sich nur mit erhöhtem Widerstand drehen konnten. Diese Heizungs- und Klimaklappenrevision ist definitiv mit Nichten unnötig.


Wie ich in den einschlägigen VW-Foren lesen konnte, schwören einige auf die bei VW benutzte Türdichtung. Ich jedoch habe es dem Jürgen gleich gemacht und mich für Moosgummi entschieden. Bevor ich jedoch mit Kontaktkleber die zugeschnittenen Moosgummiplatten beidseitig bekleben konnte, mussten die Klappen von den Überresten befreit und gerinigt werden. Hier half nur das Ausprobieren. Die meisten Kleberückstände vom alten Schaumstoff ließen sich mit Bremsenreiniger lösen. An einigen hartnäckigen Stellen half nur "schärferes" Zeug und ein Spachtel (insbesondere bei der Umluftklappe). Um an die Umluftklappe im eingebauten Zustand zu kommen, habe ich den Lüftermotor ausgebaut und die Klebereste zunächst mit Bremsenreiniger eingeweicht, bevor ich das Klebegewebegeflecht mit einem Spachtel herunterkratzen konnte. Diese Klappe war der Härtefall und hat am meisten Zeit in Anspruch genommen, da man durch den eingeschränkten Bewegungsraum nicht viel Platz zum Handtieren hat. 

Wo der Heizungskasten schon mal ausgebaut ist, entschloss ich mich auch dazu, den Wärmetauscher zu tauschen. Jünger wird der inzwischen 21 Jahre alte Wärmetauscher auch nicht und es sind genügend Berichte leidgeplagter anderer Autofahrer vorhanden, die davon berichten können dass auch jüngere Exemplare undicht wurden und Wasserdampf den Innenraum zum Feuchtbiotop verwandelten. Nun war Zeit, Gelegenheit und der Preis heiß. Auch hier war - wenig verwunderlich - beim alten Wärmetauscher die Schaumstoffstoßkante zerfleddert. Wie gut, dass mit dem neuen Wärmetauscher direkt eine neue umlaufende Kante zum Selbstaufkleben mitgeliefert wurde.


Und was war jetzt mit dem vermeintlich defekten Stellmotor der Temperaturklappe? Eine sehr gute Frage! Gänzlich wollten wir - unter Angst ihn ganz zu zerstören - den Stellmotor nicht zerlegen. Im teilzerlegten Zustand sahen wir jedoch ein paar Schleifspuren auf den Widerstandsbahnen des Poti. Vielleicht liegt auch einfach ein wenig Staub und Abrieb auf den Kontakten? Mit ein bisschen Bremsenreiniger versuchte ich mein Glück und baute ihn wieder zusammen. Bei VW ist schließlich kein Neuer mehr zu bekommen. Auch über Classic-Parts ist dieses Bauteil nicht mehr erhältlich. Ob andere Gebrauchte besser funktionieren, stelle ich an dieser Stelle mal in Frage. Versuch macht bekanntlich klug. 


Nachdem auch die Klappendrehpunkte gut geschmiert (und vom Kleber befreit) wieder ein- und der Kasten zusammengesetzt war, konnte der ganze Spaß rückwärts nochmal losgehen. Wo führten jetzt nochgleich die Kabel lang? Welcher Stecker gehört wo hin?  


Um leidgeplagten Problemgenossen die Arbeit zu erleichtern sei hier angemerkt: Legt zuerst die Lüftungskanäle zu den Luftausströmern links und rechts, bevor das Armaturenbrett wieder richtig in seiner Position sitzt. Ich habe es nachträglich nicht geschaft den Luftkanal durch das Armaturenbrett über die Lenksäule bis zum Heizungskasten einzufädeln. Achtet außerdem darauf, dass die Unterdruckschläuche zum Verteiler nicht eingeklemmt werden (was natürlich nur bei der Klimaautomatik der Fall ist). 

 
Nach einem weiteren Tag Arbei kann ich nun sagen, dass alles wieder seinen Platz gefunden hat. Insgesamt habe ich etwa eine Hand voll Schrauben überbehalten, was denke gemessen an der Anzahl an Schrauben ein guter Schnitt ist. Ob sich die Arbeit nun gelohnt hat? Ich denke schon, denn auf der Probefahrt stellte sich heraus, dass der Stellmotor wunderbar regelt, die Climatronic bei der Stellglieddiagnose keine Probleme feststellen konnte und die Heizung nun auch wieder warme Luft liefert. Ich hatte die Heizung zwar etwas wärmer in Erinnerung, doch bin ich mir anhand des Wasserstandpegels im Ausgleichsbehälter sehr sicher, dass noch restluft im System ist.



Leider sind auch leichte Kolateralschäden zu verzeichnen: Der Phantomspeiser ist ebenso defekt wie die (relativ neue) Wickelfeder vom Fahrerairbag. Das Kabel für Klemme 15 am Radio konnte ich jedoch sofort nach dem Entdecken des Fehlers wieder löten. Bleibt nun zu warten, bis die neue Wickelfeder geliefert wird und wieder eingebaut werden kann. 

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