Zwischen dem Diebstahl des ersten Passat und dem Kauf eines Nachfolgers vergingen mehrere Monate. Erst muss das Ermittlungsverfahren abgeschlossen werden und die Versicherung den Schaden begleichen. Dann geht es endlich wieder richtig los mit stundenlangem surfen auf einschlägigen Autobörsen und Telefonaten mit potenziellen Verkäufern. Wie schön wenn am Ende der Suche ein (hoffentlich) guter Fund steht.
Ungefähr 50km vom Kaufort des letzten Wagens entfernt hat ein kleiner Gebrauchtwagenhändler einen Passat Variant 3BG zum Verkauf inseriert. Die Fotos sind vielversprechend und auf den ersten Blick finden sich keine direkten Ausschlusskriterien in der Beschreibung. Also ab ins Auto und hin da.
Leider lässt es der Job nicht zu früher nach Hause zu kommen. Folglich stehen wir erst gegen 8 Uhr abends beim Händler. Immerhin lässt er sich überreden und kommt nochmal vorbei um uns den Wagen zu zeigen. Das er auch nichts gegen eine gründliche Inspektion des Motors inklusive Demontage der Verkleidung einzuwenden hat, macht ihn noch sympathischer. Der verölte Motor rund um die Ansaugbrücke fällt trotzdem negativ auf. Das kann alle möglichen Ursachen haben.
Ansonsten sieht alles gut aus, die Bremse hinten ist neu und am Fahrwerk wurden in der Vergangenheit diverse Lenker ersetzt. Bei über 210.000km wäre es definitiv bald nötig gewesen. Die Sommerreifen auf Leichtmetallfelgen und vier Winterräder im Kofferraum sind ebenfalls nicht zu verachten. Damit stünde außer einer Inspektion in naher Zukunft keine größere (planmäßige) Investition an. Da lohnt es sich mit dem Kaufpreis notfalls bis an die Budgetgrenze zu gehen.
Auch die Karosserie scheint soweit kerngesund zu sein. Rostbefall an den Kotflügeln wie beim letzten Exemplar gibt es hier schonmal nicht, dafür eine kleine Delle neben dem Tankdeckel - aber wir wollen keinen Schönheitspreis gewinnen sondern ein zuverlässiges Auto finden mit dem sich sofort durchstarten lässt. Also auf zur Probefahrt über leergefegte Landstraßen.
Der Motor springt direkt an und aus dem Auspuff ist erstmal keine Rauchwolke zu sehen, also weiter auf die Piste. Mit 130PS unter der Haube hat der 1.9er TDI direkt mehr Dampf als sein Vorgänger und das 6Gang Getriebe lässt sich gut schalten. Die Kupplung ist noch lange nicht abgenutzt, viele Anhänger muss dieser Wagen wohl in seinem letzten Leben (Erstbesitzer!) nicht geschleppt haben.
Mit drei Personen und dem Kofferraum voller Reifen liegt die Kiste immer noch gut auf der Straße. Definitiv besser als der Erste vor dem Dämpfertausch - aber man merkt die Laufleistung schon, wobei die werksmäßige Tieferlegung von Haus aus schon etwas straffer zu Werke geht. Damit ist die Probefahrt erfolgreich absolviert und es geht in die heiße Phase der Preisverhandlung.
Gute und schlechte Eigenschaften des VW halten sich hier ziemlich die Waage und der Preis ist bereits ziemlich knapp kalkuliert wenn man sich anschaut wie teuer vergleichbare Exemplare anderswo gehandelt werden. Zu fortgeschrittener Stunde drängt der Verkäufer auf einen schnellen Abschluss, aber Allan ist wie immer die Ruhe selbst und lässt sich nicht hetzten. Also nochmal aufzählen was wir wissen:
Der bessere Pflegezustand, die höhere Motorleistung und minimal geringere Kilometerzahl ist ein dicker Pluspunkt. Dafür hat der Wagen weniger Ausstattung (kein Xenon, kein Tempomat, kein Mulitfunktionslenkrad, keine NSW, hinten keine elektrischen Fensterheber, nur einfacher Tacho), braucht eine Inspektion und mit der gelben Plakette ist dieser Passat (für VW Maßstäbe) relativ unbeliebt. Da muss sich doch was am Preis machen lassen.
Mit Verweis auf die nicht funktionierende Motorkontrollleuchte geht der Händler noch ein bisschen runter und Verspricht den Wagen vollgetankt und aufbereitet in zwei Tagen für uns bereit zu stellen. So kommen wir ins Geschäft und mit der ersten Anzahlung ist der Pakt besiegelt. Allan ist wieder mobil!
Leider läuft wie so oft nicht alles im Leben nach Plan und die Abholung verzögert sich um einige Zeit. Der Anruf des Verkäufers bringt die nächste Hiobsbotschaft; irgendwo ist Wasser ins Auto gelangt und hat das Komfortsteuergerät unterm(!) Fahrersitz ertränkt. Ganz tolle Aktion Volkswagen, wirklich. Mit Allans Expertise gelingt es die geöffneten Fensterscheiben auch ohne Steuergerät irgendwie zu schließen und den Wagen mitzunehmen. Die Reparatur regelt der Händler, so sollte das Auto kaufen sein.
Seit dem hat der Passat eine reguläre Zulassung erhalten, ist schon zweimal bis an die Nordsee gefahren (2200km in 9 Tagen) und hat seinen ersten Ölwechsel bekommen. Nach einer gründlichen Motorwäsche scheint es so als würde eine Dichtung etwas schwitzen - darum kümmern wir uns auch noch. Langfristig laufen schon die Planungen einen Tempomaten und Multifunktionslenkrad nachzurüsten.
Bis dahin spult der VW weiter seine Kilometer ab und bringt uns hoffentlich bis nach Italien.
Der Tempomat inklusive Kabelsatz und Einbauplan ist direkt bei VW geordert.
AntwortenLöschenNach 14 Tagen sind es bereits 2600km und ich bin immer noch zufrieden. Der Motor macht keine nennenswerten mucken und das Öldampfleck ist lokalisiert. Dadurch, dass der Turbolader im fortgeschrittenen Alter etwas inkontinent wird, gelangt minimal Öl in das Ansaugrohr (soweit nicht allzu tragisch, da über das AGR auch Öldämpfe dorthin gelangen) - was jedoch tragisch ist, ist dass der Unterdrucksteller der AGR normalerweise über eine Membran dicht zur Außenwelt abgetrennt ist, was nun leider nicht mehr der Fall ist. Dadurch kommen die Öldämpfe unter die Motorabdeckung und es wird eine Reinigung alle 2000km wohl nötig sein um größere Sauerein zu vermeiden.
Besten Dank für den Text Comickus
Grüße Allan