Freitag, 16. Dezember 2016

Mehr als nur ein Gummiband


Die Antriebsriemen am Motor sind eines der Bauteile die man immer braucht und doch die meiste Zeit ignoriert. Bis sie sich mehr oder minder deutlich bemerkbar machen. Mit etwas Glück kann man dann einfach einen Neuen aufziehen, wenn man Pech hat ist der Motor hinüber. Warum ist das so?


Damit die Ventile im Zylinderkopf zur richtigen Zeit auf und zu gehen muss sich die Nockenwelle im richtigen Verhältnis zur Kurbelwelle drehen. Sofern man keinen ganz alten Motor hat der diese beiden Wellen über Zahnräder verbindet gibt es noch zwei Arten von Autos; die mit Steuerkette und die mit Zahnriemen. Beide erfüllen die selbe Aufgabe, aber damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon.


In der Theorie sind Steuerketten deutlich teurer bei der Herstellung, im Gegenzug aber absolut Wartungsfrei und sollen ein Autoleben lang halten. Je nach Marke und Modell kann das auch funktionieren (früher hielten Mercedes-Motoren mit Kette locker eine halbe Million Kilometer). Die neueren BMW V8-Motoren mit ihren vier Nockenwellen sind selbst mit den angeblich so haltbaren Ketten, teilweise echte Zeitbomben. Die Kettenglieder längen sich bis die Steuerzeiten nicht mehr passen oder der Kettenspanner ans Limit gerät. Dann wird es ziemlich teuer, da die Kette nicht sonderlich gut zugänglich ist - es war auch nicht geplant sie öfter als ein Mal im Leben anzupacken.

Der Zahnriemen als Alternative ist deutlich günstiger, tendenziell geräuschärmer und eignet sich dazu die Vibrationen der Wellen voneinander zu entkoppeln. Dafür hält das Teil in den meisten Autos (laut Hersteller) maximal 10 Jahre oder 160.000km durch. Dann muss mehr oder weniger viel am Motor demontiert werden um den Riemen zu erneuern. Sofern es nicht gerade ein quer eingebauter V6 oder ähnliches ist, kann man diese Arbeit in der Werkstatt verhältnismäßig günstig durchführen lassen.


In diesem Jahr sind schon vier Autos im SZK-Fuhrpark neu bestückt worden; der Dacia Sandero Stepway, der graue Fiesta TDCi, der Kadett und Jakasters Kobold. Bis auf den Kadett und Dacia wurden alle Arbeiten ( in der Vergangenheit auch beim Audi und Omega) in der Werkstatt durchgeführt - die Gefahr einen teuren Fehler zu verursachen schreckt doch ab. Zumindest bei älteren Autos spricht nur wenig dagegen sich selbst an die Materie zu trauen und den Riemen auf die Zähne zu fühlen. Sofern am Ende die Steuerzeiten und Spannung stimmt sollte es auch funktionieren. (Bei vielen Renault-Motoren lassen sich beide Wellen relativ leicht mit passenden Schrauben arretieren)

Aber woran merke ich wenn es an der Zeit ist den Zahnriemen zu wechseln? Im Idealfall daran das es auf dem Aufkleber im Motorraum steht, im zweitbesten Fall bei einer genauen Inspektion des Riemens auf Risse und im schlimmsten Fall wenn der Motor nicht mehr läuft weil der Riemen schlicht gerissen ist. Dann kann man sich entweder auf eine teure Reparatur einstellen oder man hat Glück und einen Freiläufer-Motor im Auto; hier ist immer ein bisschen Platz zwischen Kolben und Ventil, auch wenn sie zur selben Zeit auf dem Höchststand sind. Dann sollte es genügen die Kurbelwelle und Nockenwelle auf OT zu stellen und den neuen Riemen aufzulegen.


Ist der Motor kein Freiläufer sind mit großer Wahrscheinlichkeit Kolben und Ventile kollidiert, dabei verbiegt das Ventil oder bricht gleich komplett ab. Nun muss mindestens der Kopf runter um die krummen Ventile zu tauschen. Ein rechtzeitiger Riemenwechsel kann viel Geld sparen! Darum sind wir auch immer bereit ein paar Euro auszugeben und das Teil pünktlich zu erneuern. Die einzige Ausnahme ist Hey_Allan, der fuhr in seinem alten Astra immer einen Ersatz-Zahnriemen spazieren falls das alte Teil nach hunderttausenden Kilometern doch mal aufgeben sollte - mit seinem Freiläufer kein all zu großes Risiko.

Die Keilriemen/Keilrippenriemen/Multirippenriemen/Flachriemen sind ähnlich unkritisch - sofern der Riemen nicht genau dann reißt wenn man es gar nicht gebrauchen kann oder die umliegenden Schläuche und Leitungen mit sich reißt. Je nach Fahrzeug kann es gut sein, dass die Fahrt auch ohne Keilriemen vorläufig weitergehen kann - sofern die Wasserpumpe noch läuft - dann wird die Batterie nichtmehr geladen, die Servolenkung und Klimaanlage funktionieren auch nicht mehr. Tagsüber sollte der Batteriestrom ausreichend sein um wenigstens noch ein paar Kilometer weiter zu fahren.

Soweit muss es gar nicht erst kommen, wenn der Riemen ebenfalls regelmäßig überprüft wird. Tiefe Risse sind ein eindeutiges Indiz dafür, dass der Austausch dringend erforderlich ist. Je nach Modell kann der Wechsel ohne viel Werkzeug in kurzer Zeit eingeständig erledigt werden. Bei gewissen BMWs mit zwei Riemen kann es schon etwas komplizierter werden.


Wichtig beim Kauf eines neuen Riemens ist die richtige Länge und Anzahl von Rippen. Im letzten Monat mussten wir schon mehrfach eine Extratour machen weil das bestellte Teil nicht gepasst hat. Abhängig vom Baujahr, Motorisierung und Sonderausstattung kann es große Unterschiede beim selben Fahrzeug geben. Im besten Fall lässt sich der Aufdruck vom Riemen noch entziffern und identischer Ersatz besorgen.  Den Notfalltrick mit einem Nylonstrumpf als Riemenersatz zu fahren haben wir bisher noch nicht ausprobieren können und darum auch keine Erfahrungswerte. Aber vielleicht ändert sich das nochmal.

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